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Der Maestro der Massen

Der Niederländer André Rieu versetzt Millionen mit seiner Geige in Entzücken. Auch mit 70 denkt er nicht ans Aufhören.

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Beim Semperopernball 2017 spielten André Rieu und sein Orchester um Mitternacht. Für ihn war es damals der erste Ball.
Beim Semperopernball 2017 spielten André Rieu und sein Orchester um Mitternacht. Für ihn war es damals der erste Ball. © Robert Michael (Archivfoto)

Von Annette Birschel

Tausende Lichter strahlen, die Geigen erklingen, die Trompeten schallen, leichtfüßig schweben die Paare über die Bühne. Dann hebt der Maestro im eleganten Frack den Bogen, streicht sanft über die Saiten seiner Stradivari. Die langen gewellten Haare wirft er gekonnt in den Nacken, dreht sich zum Publikum und schenkt ihm sein strahlendes Lächeln: André Rieu ist der unbestrittene Walzerkönig. An diesem Dienstag wird er 70 Jahre alt.

Seit über 30 Jahren bringt der Niederländer mit seinem Johann-Strauß-Orchester überall auf der Welt sein Publikum in Champagnerlaune und zum Swingen – am liebsten im Dreiviertel-Takt. Die Liebe zum Walzer begann bei ihm als Kind, erinnert sich der Musiker. Sein Vater war Dirigent und spielte als Zugabe gerne den Donauwalzer von Johann Strauss (Sohn). Und sofort änderte sich die Stimmung, erinnert sich Rieu. „Die Menschen lächelten, und ich spürte, dass diese Art von Musik die Menschen bewegt.“ Und das will er immer noch erreichen. Auch wenn er inzwischen ein weitaus größeres Repertoire hat. Oper, Musical, Film und Popsongs – aber der Walzer bleibt.

Die Leute sollen sich bei Rieu wohlfühlen. Auf der Bühne spricht er sie mit charmantem Akzent in mehreren Sprachen an. Mühelos verbindet er dann Mozart und Michael Jackson, Abba und Johann Strauß. Mit einer guten Portion niederländischer Lockerheit, Charme und Humor geht eben vieles. Mit der Geige in der Hand macht der Maestro in seinem Walzer-Dekor sogar Witzchen über Europa und spricht gar das wenig romantische B-Wort aus, Brexit.

Er selbst gönnt sich auch im Privatleben eine gute Portion Romantik. Bei Maastricht lebt der Walzerkönig in seinem eigenen Schloss aus dem 15. Jahrhundert gemeinsam mit seiner Frau Marjorie, mit der er seit 44 Jahren verheiratet ist. Einst soll dort schon D’Artagnan gewohnt haben, einer der drei Musketiere.

André Rieu denkt noch lange nicht ans Aufhören. „Die 70“, meint er, „fühlt sich wirklich eher an wie die Mitte des Lebens.“ Dann geht vielleicht auch noch ein Wunsch in Erfüllung: ein gemeinsames Konzert mit seinem eigenen musikalischen Helden Bruce Springsteen. (dpa)