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Der Mais und die Blumen

Schön sahen die Randstreifen an den Maisfeldern in Reichstädt aus. Nun sind sie verschwunden. Ein Fachmann erklärt die Gründe.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. SZ-Leser Gunter Redwanz aus Dippoldiswalde freute sich Anfang August. Damals entdeckte er „Am Ziegelgrund“ in Reichstädt ein Maisfeld, dessen Rand mit vielen Blumen und Kräutern bewachsen war. „Viele Insekten und Schmetterlinge besuchten die Blüten und es summte laut. Einfach herrlich“, erinnert er sich.

Inzwischen hat sich jedoch alles radikal geändert. Der Randstreifen ist abgemäht. Weit und breit keine Insekten und Schmetterlinge. Absolute Stille. Nur die Reste der Sonnenblumen und anderen Blütenpflanzen sind am Boden zu sehen und werden sicherlich so manche Maus erfreuen. Auch auf anderen Maisfeldern wird das so gehandhabt, berichtet Redwanz weiter. „Für mich gibt's für diesen Sachverhalt keine plausible Erklärung, insbesondere weil die Insekten einen wichtigen Beitrag zu einer intakten Natur leisten. Vielleicht können Sie mich über die Gründe aufklären“, bittet der Naturfreund.

Diese Frage hat die Sächsische Zeitung an Johannes Putz weitergegeben. Er ist bei der Agrargesellschaft Ruppendorf für den Pflanzenbau verantwortlich und sein Betrieb bewirtschaftet viele Flächen in der Umgebung von Reichstädt, so auch das Maisfeld in der Nähe des Ziegelgrunds.

Solche blühenden Streifen am Feldrand hat die Agrargesellschaft an vielen Stellen angelegt. Das hängt mit den Vorschriften zum sogenannten Greening zusammen. Seit Januar 2015 gilt die neue „Greening“-Richtlinie der Europäischen Union, die dem Umwelt- und Naturschutz zugute kommen soll. Landwirte müssen seitdem mindestens fünf Prozent ihrer Flächen für ökologische Ausgleichsmaßnahmen nutzen. „Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten“, sagt Putz. Eine davon ist die Anlage von solchen blühenden Randstreifen um die Felder, wie sie unser Leser am Ortsrand von Reichstädt beobachtet hat. „Mir war dabei auch daran gelegen, dass es fürs Auge schön aussah“, sagt Putz. Daher hat er dort eine Blühmischung ausgesät, die auch viele Sonnenblumen enthalten hat. Aber dennoch muss er auch das eigentliche Ziel im Auge behalten und das ist bei den betreffenden Feldern die Ernte von Mais. Den benötigen die Bauern beispielsweise als Viehfutter und als Rohstoff für manche Biogasanlagen. Zur Ernte benötigen die Landwirte Platz, sodass auf einer Spur der Häcksler fahren kann, der den Mais abschneidet und daneben ein Wagen, wohin der Häcksler den Mais auflädt. Deswegen hat Putz im August die Randstreifen auch an anderen Maisfeldern abmähen und mulchen lassen. Das diente der Vorbereitung auf die Mais-ernte, die nächste Woche beginnen soll.

Es gibt aber noch andere Formen des sogenannten Greening. So hat der Agrarbetrieb auch Blühwiesen in Abstimmung mit Imkern angelegt. Durch geschickte Artenauswahl bekommen die Bienen fortlaufend frischen Nektar. Andere Flächen liegen an Gewässern und bieten dort der Natur Entwicklungsmöglichkeiten, welche sie auf einem klassischen Acker nicht hat.

Die Vorschriften für das Greening erlauben, dass diese Flächen ab Mitte Juli bearbeitet werden dürfen. Bis dahin muss die Natur sich dort selbst überlassen bleiben. Putz hat danach noch etwas gewartet und die Randstreifen an den Feldern noch bis Mitte August stehenlassen, ehe sie weichen mussten.