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Der Mandarin im Federmantel

Seit ihrer Ausstellung im Schloss ist Barbara Lenz im Ort keine Unbekannte mehr. Jetzt zeigt sie im Fasanenschlösschen neue fabelhafte Wesen.

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© Arvid Müller

Von Sven Görner

Moritzburg. Wenn es einen exotischen Ort in Moritzburg gibt, dann ist es das Fasanenschlösschen am Bärnsdorfer Großteich. In einem Raum des Mini-Schlosses erwarten die Besucher Wandbespannungen aus Tausenden Vogelfedern. Einen anderen zieren Tapeten aus feinstem Stroh und unzähligen kleinen Glasperlen. Doch auch Seidentapeten, chinesische und andere Malereien gibt es an den Wänden. Und nicht zu vergessen, die Figurengruppe des Mandarin – eines chinesischen Würdenträgers – der von einem Diener gut beschirmt auf dem Dach des Fasanenschlösschens thront und bei jedem Windhauch bedächtig mit dem Kopf nickt.

Und auch mit witzigen Details, wie diesem Zungenpiercing stattet sie ihre Figuren aus
Und auch mit witzigen Details, wie diesem Zungenpiercing stattet sie ihre Figuren aus © Arvid Müller
Viele von den fabelhaften Wesen sind jetzt erstmals zu sehen.
Viele von den fabelhaften Wesen sind jetzt erstmals zu sehen. © Arvid Müller

Einst vergnügte sich hier Sachsens Kurfürst Friedrich August III. mit seinen Gästen. In dieser Traumwelt zwischen Fasanenschlösschen und dem Hafen mit seinem Leutturm ließen sie ihrer Fantasie freien Lauf. Für die Wesen, die für diese Saison in das Schlösschen eingezogen sind, könnte man sich kaum einen passenderen Ort vorstellen. Denn die fabelhaften Wesen der Würzburger Künstlerin Barbara Lenz sind genauso exotisch wie die Umgebung, in der sie jetzt gezeigt werden. Wer es nicht anders weiß, könnte sogar annehmen, dass sie eigens für diesen Ort geschaffen wurden.

Und auf das neuste der insgesamt 21 Kunstwerke trifft das gewissermaßen sogar zu. Denn eigens für die Ausstellung im Fasanenschlösschen hat Barbara Lenz die Figurengruppe des Mandarin vom Dach ins Innere des Hauses geholt. Natürlich nicht als originalgetreue Mini-Kopie, sondern ganz auf die Art und Weise, wie sie ihre Wesen gestaltet – als menschliche Körper mit Tierköpfen. Während sie die von Hunden und – im Fall des Mandarin – von Katzen ebenso wie die Körper aus einer Modelliermasse formt, verwendet sie für die Mäusegestalten präparierte Köpfe echter Tiere. So auch bei dem Diener, der den Schirm des Katzen-Mandarins hält.

Diese Besonderheit erschließt sich dem Betrachter meist schon auf den ersten, wenn auch etwas ungläubigen Blick. Was die Figuren einzigartig macht, das offenbart sich dagegen nur bei genauerem Hinsehen. Denn die einzigartigen Kunstwerke der 52-Jährigen, die eine Ausbildung als Feinmechanikerin hat und viele Jahre als Architektin arbeitete, bestehen vor allem aus den Federn verschiedenster Vogelarten. Meist sind diese gefärbet. Aber auch Naturmaterialien wie Blätter und Disteln oder Perlen, Strasssteine und Teile alter Handtaschen verzieren ihre Kunstobjekte. Dabei achtet Barbara Lenz auf jedes noch so kleine Detail und schafft auf diese Art exotische Wesen, die sowohl durch ihre künstlerische als auch handwerkliche Perfektion bestechen. Das braucht Zeit. Drei Monate hat sie beispielsweise an dem Panzernashorn gearbeitet, das im Antichambre steht. Einige der Figuren können sich dank eingebauter Mechanismen sogar bewegen. So nickt auch ihr Mandarin mit seinem Kopf. Allerdings nur bei der Vorführung durch die Künstlerin.