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Der Mann mit dem totalen Durchblick

Frank Koch hat die Sanierung der Rothenburger Sporthalle hautnah miterlebt. Beim RSV kümmert er sich um die Jugend.

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© Jens Trenkler

Von Frank-Uwe Michel

Rothenburg. Der Eintritt in die neue Sporthalle ist wie der Gang zu Hause in die gute Stube: Schuhe aus, weiter geht es nur mit Socken. Statt Hausschuhen werden natürlich auch Sportschuhe akzeptiert. Und – was in den heimischen vier Wänden wahrscheinlich keine Rolle spielt¨– Füßlinge, die im Foyer der Turnhalle am Automaten übergestreift werden können. „Das muss auch so sein“, betont Frank Koch. „Denn wir wollen unsere Halle ja so lange wie möglich in einem guten Zustand erhalten.“ Dass sich der Komplex auf einem Top-Niveau befindet, davon schwärmt der 52-Jährige: „Hier wurde alles mit Bedacht gemacht. Und ganz wichtig: Man hat die späteren Nutzer in die Planungen mit einbezogen.“

Koch ist ein Urgestein des 1. Rothenburger Sportvereins. Früher rannte er selbst dem runden Leder hinterher, seit geraumer Zeit verständlicherweise nur noch bei den alten Herren. Und seltener als in seinen besten Tagen. Der Grund: Rücken. Um Kinder und Jugendliche zu trainieren, reicht es aber noch. Das macht er inzwischen seit 18 Jahren. „Der Zusammenhalt im Verein ist das, was mir am meisten imponiert. Natürlich kommen auch die guten Trainingsbedingungen dazu.“ Seit ein paar Jahren ist er bei der Stadt Rothenburg als Platz- und Hallenwart angestellt. Als „Mädchen für alles“ sagt er schmunzelnd. Und erzählt, worum es dabei geht: „Ich werfe immer einen Blick dorthin, wo sonst vielleicht niemand hinschaut. Sammle liegengebliebene Dinge ein, kümmere mich um lockere Schrauben, lose Bretter.“ Natürlich geht es auch um die ganz seriösen Dinge: Absprachen mit den Lehrern führen, Sportgeräte aufbauen, auf Ordnung und Sicherheit achten, um die Außenanlagen kümmern. „Mich hat die Arbeit hier von Beginn an gereizt. Die Beschäftigung mit Kindern ist ja schon immer meine Sache. Aber sich auch noch um eine so neue Sportstätte zu kümmern, das ist schon etwas Außergewöhnliches.“ Jeden Tag etwas anderes erleben – das mache ihm tatsächlich riesigen Spaß.

In dieser Woche musste Frank Koch seine Sinne ganz besonders zusammennehmen. Denn für einige Gewerke stand die Endabnahme an. „Auch wenn die Firmen mit größter Sorgfalt gearbeitet haben – kleinere Dinge übersieht man immer.“ Und so wurde noch einmal überall nachgeschaut, hier eine Schraube festgezogen, dort eine fehlende Holzleiste ergänzt. „Für mich war das eine sehr lehrreiche Phase, denn ein solcher Umbau findet ja nicht alle Tage statt.“ Er habe viele technische Details hinzugelernt. Was ihm auch in der täglichen Arbeit helfe. „Es ist schon gut zu wissen, wo Fußboden- oder Wandheizung eingebaut wurden und wo es sich deshalb von selbst verbietet, einen Nagel in die Verkleidung zu schlagen.“

Natürlich hat Koch auch seine ganz persönlichen Highlights im neuen Hallenkomplex ausgemacht. „Früher mussten wir beim Badminton die Netzhalterungen hin und her transportieren. Jetzt gibt es Bodenhülsen, die den Aufbau aufnehmen. Für Fußball und Handball verfügen wir nun über fahrbare Tore. Und nicht zu vergessen: Die Musikanlage ist wirklich top.“ Manches müsse sich noch einspielen, im Moment werde noch vieles von A nach B gerückt. „Insgesamt aber ist der Sportkomplex eine richtige Perle“, findet der Hallenwart, der dem nahenden Frühling mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen sieht. „Wenn es draußen wärmer wird, sind meine Dienste als Platzwart wieder mehr gefragt.“ Was nichts anderes bedeutet, als dass die Tätigkeiten in der Halle mit denen im Freigelände koordiniert werden müssen und sich wahrscheinlich verringern.

Trotzdem kommt bei Frank Koch keine Wehmut auf, denn der Job insgesamt ist für ihn eine Herausforderung: „Alles, was mit Sport und jungen Menschen zu tun hat, macht mir unheimlichen Spaß.“ Ob er den in den Anlagen an der Friedensstraße auch dann noch haben wird, wenn die Stadt die Sportobjekte zugunsten der Polizeihochschule an den Freistaat Sachsen abgegeben hat, ist offen. „Im Zentrum von Rothenburg entsteht ja etwas Neues. Und auch da braucht man einen Hallenwart“, ist er zuversichtlich.