Bischofswerda
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Der nackte Mann auf dem Plakat

 Die Band „Los Banditos“ war wieder mal in Bischofswerda. Die Musiker werben mit einem Foto, das ein Hingucker ist – aber nicht jedem gefällt   

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Plakate mit einem nackten Mann warben in Bischofswerda für ein Konzert am Osterwochenende. Manch einer fühlte sich davon belästigt.
Plakate mit einem nackten Mann warben in Bischofswerda für ein Konzert am Osterwochenende. Manch einer fühlte sich davon belästigt. © Steffen Unger

Bischofswerda. Na klar schaut man hin. Ein junger Mann. Schlank und gut gebaut. Vermutlich durchtrainiert. Viel Haut. Auch das beste Stück des Mannes ist nicht verdeckt. Die Band „Los Banditos“, europaweit unterwegs und am Ostersonntag zu Gast im Schiebocker East, wirbt mit diesem Foto für ihre Konzerte. „Dieses Plakat sieht man in Bischofswerda genauso wie in Barcelona“, sagt Klubchef Heiko Düring. Er bleibt gelassen bei der Kritik, die mancher in der Stadt wegen dieser Plakate äußert.

Zu den Kritikern gehört Anna-Maria Hanisch, Lehrerin an der Grundschule Kirchstraße. Sie wandte sich deswegen an die SZ. Sie sei „erschrocken sowie entrüstet“ gewesen, als sie die Plakate sah, die auf Kinderhöhe hängen, schrieb Frau Hanisch in der vergangenen Woche an die Lokalredaktion. „Es ist für mich äußerst fraglich, mit welchen Mitteln Herr Düring hier für ein Konzert wirbt und ob er sich seiner Verantwortung gegenüber unserer Gesellschaft – besonders im Blick auf die Kinder – bewusst ist.“ In den Schulen arbeite man intensiv an der Prävention sexuellen Missbrauchs. „Betrachtet man die Situation nüchtern, dann ist es für mich schon eine Form der sexuellen Nötigung, da die Kinder hier einer Situation ausgesetzt werden, der sie sich nicht entziehen können. Beispielsweise hat Herr Düring ein Plakat direkt an der Bushaltestelle am Kulturhaus aufgehängt. Diese wird täglich von schätzungsweise bis 150 Kindern aller Schularten am Tag frequentiert.“ Unter anderem Schüler der ersten bis vierten Klassen kommen auf dem Weg in den Hort, der Tagesstätten Herrmannstift und Kunterbunt an diesem Plakat vorbei. „Auch zahlreiche weitere Plakatierungen finden sich meist in Schul- oder Kindergartennähe. Welche Absicht steht dahinter? Warum nehmen wir dies als Bürger unserer Stadt Bischofswerda hin? Wo sind die Eltern, die für die Rechte ihrer Kinder einstehen? Ich persönlich würde mir eine klare Positionierung sowie Maßnahmen unserer Stadt zum Wohle unserer Kinder gegenüber solch einer Plakatierung wünschen“, heißt es weiter in dem Brief der Lehrerin.

Verweis auf künstlerische Freiheit

Mit ihrer Kritik steht Anna-Maria Hanisch nicht allein. Vor Jahren schon, als „Los Banditos“ in Bischofswerda auftrat, waren die Plakate mit dem nackten Mann zu sehen. Damals äußerte ein Einwohner in der Bürgersprechstunde einer Stadtratssitzung seinen Unmut über diese Werbung. Heiko Düring hält der Kritik entgegen, dass es sich bei diesem Bandplakat um künstlerische Freiheit handelt. Werbung soll bekanntlich auffallen, sagt er. – Die Stadtverwaltung sieht keinen Grund einzuschreiten. „Das Team Ordnung und Sicherheit darf nur bei „grob anstößigen und belästigenden Handlungen“ agieren. Wo Menschen sich gestört fühlen, können natürlich die Grenzen der künstlerischen Freiheit der Plakate überschritten werden. Aber wo sind diese Grenzen genau? Diese legt erfahrungsgemäß jeder für sich selbst aus“, sagt Sascha Hache, Persönlicher Referent des Oberbürgermeisters. (SZ/ir)

www.losbaditos.de