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Der neue Chef des Societätstheaters

Ab April 2020 wird Heiki Ikkola die Leitung übernehmen. Das Publikum wird sich auf einige Änderungen gefasst machen müssen.

Von Maximilian Helm
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Heiki Ikkola bei einer Vorstellung von „Out of Service – Erinnerungen eines unzuverlässigen Erzählers“ im November 2018 im Societätstheater.
Heiki Ikkola bei einer Vorstellung von „Out of Service – Erinnerungen eines unzuverlässigen Erzählers“ im November 2018 im Societätstheater. © André Wirsig

„In ihm herrscht genug Chaos, um den tanzenden Stern zu entfesseln“, mit diesen etwas arg theatralen Worten stellte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) am Freitag den neuen Geschäftsführer des Societätstheaters vor. Der heißt Heiki Ikkola, ist 50 Jahre alt und stammt aus Schönebeck bei Magdeburg. Vor seinem Schauspielstudium an der renommierten „Ernst Busch“-Hochschule in Berlin hatte er den Beruf des Maschinenbauers gelernt. „Er ist ein Macher“, sagt sein Vorgänger Andreas Nattermann. Er meint es durchaus anerkennend.

Mit Ikkola fällt die Wahl der Findungskommission auf einen prominenten Vertreter der freien Szene in Dresden. 27 Bewerber habe es für die Leitung gegeben. Als Ikkola auf der Pressekonferenz nach seinen Visionen für das Haus gefragt wird, sprudelt es nur so aus ihm heraus. Wenig überraschend ist zunächst, dass er das Haus zu einem zentralen Ort der freien Szene machen will. „Wir brauchen eine radikalere Ästhetik. Und ich denke, der Rock ‘n’ Roll-Ansatz der freien Künstler ist da der richtige“, sagt Ikkola.

Netflix auf der Bühne

Konkrete Projekte stellte der Neue noch nicht vor. Dafür wäre es auch reichlich früh, schließlich übernimmt er erst ab April 2020 komplett die Führung. Bis dahin werden neuer und alter Geschäftsführer das Haus gemeinsam leiten. Doch er gibt einen Ausblick: „Ich will das Puppentheater hier mehr etablieren“, sagt Ikkola, „nicht nur für Kinder und Jugendliche, vor allem für Erwachsene.“ Seine Leidenschaft für diese Kunst ist bekannt, schließlich leitete der 50-Jährige von 2001 bis 2005 das Puppentheater Dresden, das heute ein Teil des Theaters Junge Generation ist.

Thematisch will sich Ikkola an der Künstlichen Intelligenz abarbeiten und neue Erzählformen ausprobieren. „Serien wie beispielsweise auf Netflix haben eine ganz eigene Erzählform“, sagt er, „das wollen wir auf der Bühne ausprobieren.“ Unverändert sollen hingegen die verschiedenen Sparten des Hauses bleiben, wie Tanz, Theater und Konzert. Er kündigt lediglich eine Verschiebung der Schwerpunkte an. Darüber hinaus verspricht Ikkola, auch das kulinarische Theater weiterzuführen.

Andreas Nattermann zeigt sich zufrieden mit seinem Nachfolger. „Heiki hat eine besondere Rolle in der freien Szene. Er ist weltläufig und sprengt den Rahmen Dresdens.“ Und der 65-Jährige freut sich, dass der Neue den Laden auf den Kopf stellt. Er sei jetzt 14 Jahre Geschäftsführer gewesen und habe versucht, das Theater immer wieder zu hinterfragen. „Was man immer klären muss, ist doch, ob ich selbst in mein Theater gehen würde“, sagt er. Nach seinem Abschied wird er sich eine kleine Pause gönnen und sich dann eine neue Aufgabe suchen. Eines verspricht er Ikkola: „Ich werde Ihnen nicht auf die Nerven gehen.“