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Glaspalast statt Parkplatz vorm Karstadt

Der Ferdinandplatz im Dresdner Zentrum bekommt ein neues Gesicht: Anfang August präsentieren Planungsbüros ihre Entwürfe. Einen Favoriten gibt es schon.

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© Visualisierung: BarcodeArchitec

Von Andreas Weller

Dresden. Sie ist eine der letzten zentralen Brachen mitten in der Innenstadt – auf der seit vielen Jahren Autos parken und derzeit auch Bauzäune stehen: Der Ferdinandplatz, direkt neben dem Karstadt-Gebäude und gegenüber vom Rathaus, soll bebaut werden. Ein futuristischer Komplex mit einem hohen Turm – darin Wohnungen und eine Passage. Dahinter zwei Gebäude, die der neue Verwaltungssitz werden sollen. So sehen die Pläne der Stadtverwaltung für den Ferdinandplatz aus. Ober besser gesagt, die Visualisierung der Barcode-Architekten, die nun Grundlage für die weiteren Planungen sein soll.

Für den Ferdinandplatz gab es viele Visionen und missglücke Pläne, wie etwa ein Musical-Haus. Seit Längerem plant die Verwaltung dort ein neues Rathaus, sozusagen als Ersatz für das ehemalige Technische Rathaus an der Hamburger Straße. Bis 2030 soll nun endgültig gebaut werden. Die Umgestaltung der Brache um den Ferdinandplatz ist ein wichtiger Baustein für eine städtebauliche Vervollkommnung der Innenstadt“, sagt Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne). Deshalb ließ er eine Untersuchung des Entwicklungspotenziales durchführen. Mit eingeflossen sind sieben Entwürfe, die bereits von Architekten in den 1990er-Jahren eingereicht wurden. Damals mit demselben Ziel.

Die gleichen Büros beteiligten sich nun auch an der aktuellen Untersuchung. Gutachter entschieden sich für den Entwurf des Büros Barcode, der nun als Gerüst für die weiteren Planungen gilt. Alle Entwürfe zeigt die Stadt vom 31. Juli bis 14. August in der Halle des World Trade Centers (WTC) an der Ammonstraße.

Neben dem Lückenschluss in der Innenstadt geht es auch darum, die vielen Verwaltungsmitarbeiter unterzubringen. Im WTC sitzt beispielsweise die komplette Bauverwaltung, seitdem das Technische Rathaus aus der Hamburger Straße ausgezogen ist. Das WTC ist der zweitgrößte Mietstandort der Verwaltung. Dort arbeiten bis zu 463 Mitarbeiter, und die Stadt muss monatlich 97 000 Euro dafür zahlen. 66 000 Euro Monatsmiete fällt für die Grunaer Straße an. Dort sind 646 Personen vom Straßen- und Tiefbauamt, Umweltamt, Abfallbereich und IT-Techniker.

Die etwa 6 500 Verwaltungsmitarbeiter sind auf 56 Standorte in der gesamten Stadt verstreut. Dafür fallen monatlich 473 591 Euro für Miete an. Das summiert sich pro Jahr auf rund 5,7 Millionen Euro. Das wollen die Politiker ändern und viele Bereiche zentraler und damit für mehr Bürger erreichbar machen.

Zusätzlich hat die Stadtspitze Druck, Büroräume für die eigenen Mitarbeiter zu schaffen. Aus mehreren Gründen: Für die weitere und dringend notwendige Sanierung des eigentlichen Rathauses müssen rund 650 Mitarbeiter ihre Büros für die Bauzeit räumen. Der Vertrag für die Grunaer Straße wird nicht verlängert und läuft Ende 2018 aus. Gleiches gilt für den Standort St.-Petersburger-Straße, in dem ebenfalls ein Teil der Verwaltung sitzt. Für die 650 Mitarbeiter an diesen Standorten müssen ebenfalls neue Büros gefunden werden. Zusätzlich werden wegen zusätzlicher Aufgaben etwa 100 neue Stellen bis Ende 2018 in der Stadt geschaffen.

Laut Schmidt-Lamontain könnten am Ferdinandplatz auf einen Schlag bis zu 1 700 Verwaltungsleute untergebracht werden. Der Baubürgermeister plant mit rund 40 000 Quadratmetern Nutzfläche. Zurzeit sind in den Gebäuden, die die Stadt gemietet hat, bereits 2 300 Mitarbeiter untergebracht. Einige der Objekte bleiben auch weiter Verwaltungssitz. So werde nicht an Bürgerbüros oder Verwaltungsstellen in den eingemeindeten Ortschaften gespart. Das Kulturrathaus an der Königstraße gehört der Stadt, steht auch nicht zur Disposition. Unwahrscheinlich dürfte auch ein Umzug des Stadtarchivs an der Elisabeth-Boer-Straße sein, obwohl es die Stadt pro Monat mehr als 45 000 Euro Miete kostet

Schmidt-Lamontain plant drei Hauptstandorte: das Rathaus am Dr.-Külz-Ring, das Zentrale Bürgerbüro an der Theaterstraße und eben dem Ferdinandplatz. Mit dem Neubau ist auch das Ziel verbunden, die enormen Ausgaben für Mieten zu reduzieren. Wie viel das neue Rathaus kosten wird, ist derzeit allerdings noch unklar. Eine Baukostenuntersuchung steht noch aus. Für den Bürgermeister sei auch eine Kooperation mit einem Investor denkbar. Dann müsste die Stadt das Rathaus allerdings auch mieten. Auf keinen Fall werde man dafür aber mehr ausgeben als derzeit, um Büros für die Bediensteten der Stadt zu mieten.

Die letzte Entscheidung fällt der Stadtrat. Bis 2030 soll der Bau am Ferdinandplatz stehen, sofern dieser zustimmt.

Informationen zum Verfahren gibt es unter www.dresden.de.