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Der Neue ist da

Christian Wacker leitet ab dieser Woche das Karl-May-Museum – und bringt neue Ideen mit.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul. Köln, Katar, Freiburg, Radebeul – und jetzt hier auch angekommen. Seit dieser Woche leitet Christian Wacker das Radebeuler Karl-May-Museum. Der promovierte Archäologe und Museologe soll im Areal zwischen Villa Shatterhand und Villa Bärenfett die bislang größte Umbruchsituation für das weit über Sachsen hinaus bekannte Museum leiten.

Für die im vorigen Jahr von der Karl-May-Stiftung als dem Träger des Museums ausgeschriebene Direktorenstelle empfahl sich der 51-jährige mit hervorragender Arbeit bei der Leitung anderer Museen. Das Deutsche Sportmuseum in Köln, ebenfalls wie das hiesige ein privates Museum, das zu großen Teilen sein Budget über Besucherzahlen selbst erarbeiten muss. Ganz besonderes Lob bekam Christian Wacker auch im Wüstenstaat Katar, wo er in Doha das nationale Olympic and Sports Museum aufgebaut hat und von 2008 bis 2014 leitete. 21 Bewerber gab es für die Stelle in Radebeul. „Mit überzeugender Fachkompetenz im Museumswesen und auch Charisma“ ist der Neue unter der Bewerberschaft aufgefallen, sagt Stiftungsvorstand Ralf Harder. Radebeuls OB Bert Wendsche (parteilos) nannte es schon vorab einen Glücksfall für Museum und Stadt, Christian Wacker gewonnen zu haben.

Genau so ein Mann wird in Radebeul gebraucht. Für die große Aufgabe, wie auch für viele kleinere. Die Große wird die Erweiterung samt Neubau des Museumszugangs von der Meißner Straße her sein. Christian Wacker: „Ich werde mir die Pläne jetzt genau anschauen, mit den Architekten zur bisherigen Vorplanung sprechen.“ Vor allem aber will er sich mit den Inhalten des dann zu großen Teilen neugestalteten Museums beschäftigen.

Wacker sagt, dass er gemeinsam mit der Mannschaft in den nächsten vier Monaten einen Masterplan aufstellen will, der dann der Rahmen für das Geschehen in und um das Museum für die kommenden fünf Jahre sein soll. Im Herbst werde dieser Plan öffentlich vorgestellt.

Wesentlicher Grundgedanke darin sei es, den Schriftsteller und Menschen Karl May in seiner Gesamtheit zu zeigen. Der Orient ist darunter ein weites Feld, welches viele Anknüpfungen bietet – etwa auch, um mit anderen Museen zusammen Ideen zu entwickeln.

Auch die Jugendstilströmungen des älteren Mays und seiner Freundschaft zu dem Maler Sascha Schneider sei ein Thema, welches viele weitere Möglichkeiten biete. Der neue Museumsdirektor betont, dass mit diesen Vorstellungen keineswegs die gut aufgebaute Indianistik beschnitten werden solle. Wacker: „Wir wollen mit unserem Plan ein Gerüst entwickeln und zugleich flexibel für aktuelle Themen sein.“ Dazu würden auch jährlich zwei Ausstellungen im Haus genutzt.

Mit seinen Ideen trifft der Neue offenbar auf Gegenliebe, gerade auch bei der jungen Mannschaft um Kustos Robin Leipold, Marketingleiterin Anne Barnitzke und Museumspädagogin Juliane Hanzig. Ihr neuer Chef sagt, dass er seinen engsten Mitstreitern mehr Raum geben will, ihre eigentlichen Fähigkeiten fürs Museum zu nutzen – eben im Marketing und für Museumsinhalte, statt wie bisher teils geschehen, für andere Mitarbeiter etwa an der Kasse einspringen zu müssen.

Die Mannschaft ist klein, das Budget auch nicht riesig. Gut zwei Drittel der Mittel des Karl-May-Museums müssen über die Besuchertickets verdient werden. 60 000 Gäste hatte das Haus in Radebeul-Ost 2017. Das ist schon wieder ein Aufwärtstrend, der ausgebaut werden soll. Auch mit gut gesteuertem Marketing. Die allererste der kleinen Aufgaben hat deshalb Christian Wacker schon am dritten Tag festgelegt: „Der Internetauftritt muss sofort verbessert werden.“

Der Mann ist angekommen in Radebeul. Nicht nur dienstlich. Auf dem Schreibtisch steht eine kleine Indianerfigur, wie sie zu DDR-Zeiten von vielen hier gesammelt wurde. „Die hat eine gute Freundin in einen kleinen Rahmen eingebaut und mir zum Start in Radebeul geschenkt.“ Eine Wohnung hat er bereits gefunden, im Westen der Stadt. Seine Frau, von Beruf Sportwissenschaftlerin, ist auch schon mit hier. Die Kinder sind erwachsen.

Mit dem Fahrrad will er die Gegend an der Elbe erkunden. „Hier ist es mindestens genauso schön wie in der Freiburger Gegend“, sagt Christian Wacker, der in Bayern aufgewachsen und seit seinem 18. Lebensjahr in der Welt unterwegs ist.