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Der neue Macher

Steffen Waldmann führt jetzt die Geschäfte des MSV 04 – der zurzeit gleich mehrere Baustellen beackert.

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© Uwe Soeder

Bautzen. Bautzens größter Sportverein, der MSV 04, hat seit Jahresbeginn einen hauptamtlichen Geschäftsführer. Steffen Waldmann (55), selbst begeisterter Triathlet, kümmert sich nun um die Geschicke des Vereins, in dem fast 2 000 Mitglieder – vom Kindergartenkind bis zum Senior – Sport treiben, und das in 24 Abteilungen von A wie Aerobic bis Y wie Yoga.

Herr Waldmann, der MSV 04 hat bereits eine hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle. Was ist darüber hinaus nun Ihre Aufgabe als Geschäftsführer?

Die Mitgliederverwaltung und organisatorische Aufgaben in der Geschäftsstelle sind das eine. Aber den Verein als Ganzes und seine Interessen auch nach außen zu vertreten, war für das Präsidium angesichts der vielen Abteilungen, die verteilt übers gesamte Stadtgebiet von Bautzen trainieren, nur ehrenamtlich nicht mehr zu stemmen. Deshalb wurde die Stelle des hauptamtlichen Geschäftsführers geschaffen. Ich freue mich, dass ich mit meiner Bewerbung erfolgreich war und somit mein Hobby, den Sport, zum Beruf machen kann.

Visitenkarte

Steffen Waldmann stammt aus dem Erzgebirge. Seit 1983 lebt er in der Oberlausitz. Er wohnt in Großpostwitz, ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter.

Beruflich war er bisher im Handel tätig, zuletzt im Außendienst bei Getränke-Mayer.

Seine sportliche Leidenschaft galt als Kind zunächst dem Skilanglauf, später dem Fußball. Seit vielen Jahren betreibt er Triathlon im Bautzener Leichtathletikverein und gehört zum Organisationsteam des Stadtlaufs.

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Und was steht nun auf Ihrer Agenda ganz oben?

Zunächst will ich alle Abteilungen kennenlernen, um zu erfahren, was Sportlern und Übungsleitern auf den Nägeln brennt, wo ich helfen kann. Mit meiner Arbeit möchte ich ihnen den Freiraum verschaffen, sich auf ihren Sport konzentrieren zu können.

Die Abteilung Boxen hatte zuletzt große Probleme, was die Trainingsbedingungen betrifft.

Dafür gute Bedingungen zu schaffen, ist mit unser wichtigstes Projekt für dieses Jahr. Der Verein hat von Budissa Bautzen eine Halle neben der Müllerwiese angemietet. Die Boxer haben in Eigenleistung bereits viel dafür getan, das sanierungsbedürftige Gebäude auf Vordermann zu bringen. Das muss nun weitergehen, so sind noch eine Heizung zu installieren und die Sanitäranlagen anzuschließen. Für die ausstehenden Arbeiten haben wir auch einen Antrag auf Förderung bei der Stadt gestellt. Wir möchten das Objekt als MSV-Sportforum gern zu unserer zweiten Sportstätte weiterentwickeln und neben Boxen noch andere Abteilungen wie vielleicht Aerobic und Gymnastik dort ansiedeln.

Gebaut wird auch an der Hauptsportstätte des Vereins, dem MSV Sportpark.

Das ist derzeit unser größtes Projekt. Seit vorigem Jahr wird der Rasenplatz, den vor allem die Hockeyspieler nutzen, grundlegend erneuert. Der war nach jahrzehntelanger Nutzung einfach verschlissen. Zurzeit ist Winterruhe, im Frühjahr werden die Arbeiten weitergehen, und im August wollen wir den neuen Platz mit einem Sportparkfest einweihen.

Der MSV nutzt auch städtische Hallen. Wie verkraftet der Verein die Erhöhung der Nutzungsgebühren?

Der Verein versucht, durch gestaffelte Mitgliedsbeiträge auf die unterschiedlich hohen Kosten in den Abteilungen zu reagieren. Zudem ist das Training für Kinder und Jugendliche ja weiterhin kostenfrei. Dennoch ist die Gebührenerhöhung für den Verein ein harter Brocken .

Obwohl der MSV bereits Bautzens größter Sportverein ist, sind neue Mitglieder willkommen ...

Ja, der Verein soll gesund weiter wachsen. In einigen Abteilungen sind die Kapazitäten in Bezug auf Trainingsstätte und Übungsleiter zwar eingeschränkt, aber es gibt auch welche, zum Beispiel die Abteilung Tanzen, die gern neue Mitglieder aufnehmen würden.

Sie möchten sogar eine neue Sportart etablieren.

Ich betreibe ja seit vielen Jahren Ausdauersport – und der fehlt bisher beim MSV. Mir schwebt eine Abteilung Laufen und Bewegung vor, für alle, die sich ein oder zwei mal pro Woche mit Gleichgesinnten an der frischen Luft bewegen wollen. Aber das nehme ich erst in Angriff, wenn ich mich in meine Aufgaben eingearbeitet habe.

Für eine andere Aktion zur Gewinnung neuer Mitglieder gibt es aber schon konkrete Pläne.

Wir wollen am 2. Juni in der neuen Sporthalle am Berufschulzentrum in den Schilleranlagen erstmals einen Orientierungstag veranstalten. Ausgangspunkt war folgendes: Der MSV bietet in einigen Bautzener Kitas Kindergartensport an. Aber wenn die Kinder dann in die Schule kommen, ist für die meisten Schluss mit dem Sport. Wir wollen zeigen, wie sie bei uns weiter sportlich aktiv sein können. Der Tag ist aber auch offen für alle anderen, die noch auf der Suche nach „ihrer“ Sportart sind.

Durch ein Cricketteam, in dem Flüchtlinge spielten, hat der MSV zur Integration von Zuwanderern beigetragen.

Die Cricketmannschaft gibt es leider nicht mehr, da der Verein mit den Anforderungen beim Aufstieg des Teams in die nächsthöhere Liga an finanzielle Grenzen gestoßen ist. Dafür bahnt sich jetzt ein neues Projekt an. Es gibt eine Gruppe, in der hauptsächlich junge Afghanen Futsal – eine Variante des Hallenfußballs – spielen. Da sie nun einem Verein beitreten möchten, wurden wir vom Kreissportbund gefragt, ob wir dazu bereit wären.

Welche Wünsche wollen Sie als neue Stimme des Vereins nach außen tragen?

Um dazu eine Aussage zu treffen, brauche ich noch etwas Zeit. Das wird sich sicher aus den Gesprächen mit den Abteilungen ergeben. Ein Anliegen gibt es aber schon: Die Schulturnhallen können in den Ferien nicht fürs Training genutzt werden. Das ist, gerade wenn sich Sportler auf Wettkämpfe vorbereiten, ein Problem. Dazu will ich mit den Verantwortlichen von Stadt und Landkreis ins Gespräch kommen, ob ein Entgegenkommen bei der Nutzung möglich ist.

Gespräch: Madeleine Siegl-Mickisch