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„Der Pflegeberuf hat an Image verloren“

Leiter Michael Hauser erklärt, worauf es bei der Personalsuche ankommt.

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Michael Hauser leitet die K&S Seniorenresidenz in Radebeul.
Michael Hauser leitet die K&S Seniorenresidenz in Radebeul. © privat

Herr Hauser, wie ist die Personalsituation derzeit und wie schwer ist es im Vergleich zu früher, Personal zu finden?

Derzeit stehen wir personell sehr gut da. Lediglich eine Stelle des Pflegefachpersonals ist unbesetzt. Im Pflegehelferbereich sind wir sogar um eine Stelle überbesetzt. Die Suche nach Personal hat sich drastisch verändert. 

Zeiten, in denen man sich früher von drei Bewerbern für einen entscheiden musste, sind längst vorbei. Das hat nicht immer nur etwas mit der Vergütung zu tun, sondern schlichtweg, dass der Pflegeberuf durch „schwarze Schafe“ im Gesundheitssektor an Image verlor.

 Das ist schade! Zumal ich ebenfalls aus einem pflegerischen Bereich kam, wo Achtsamkeit auf den Mitarbeiter oder gar Wertschätzung viel zu kurz kam. Die Qualität und die pflegerische Versorgung von Bewohnern hängt somit sehr viel an zufriedenen Mitarbeitern.

Was tun Sie für zufriedene Mitarbeiter und wie finden Sie diese?

Wichtig sind der Führungsstil und ein wertschätzender Umgang. Wir zahlen gute Gehälter, auch den Azubis. Es gibt Leistungsprämien, Weihnachtsgeld und die Mitarbeiter werden am Erfolg des Unternehmens beteiligt. 

Abgesehen vom Finanziellen bieten wir umfangreiche Fortbildungen, ein Gesundheitsmanagement und eine familienfreundliche Dienstplanung an. Wir grillen im Sommer gemeinsam, feiern Geburtstage und die Heimleitung lädt viermal im Jahr zum Mitarbeiterfrühstück ein.

 Ebenso einfallsreich müssen wir bei der Personalgewinnung sein. Das reicht von klassischen Ausschreibungen auf unserer Website und anderen Online-Portalen bis zur Verteilung von Flyern, Werbung auf Autos, TV- und Radiospots, Teilnahme an Messen und Stadtfesten. Wir kooperieren mit Schulen und Fachhochschulen, organisieren Karrieretage und Job-Speeddating.

Die Pflegeausbildung ändert sich ab 2020. Ist das gut oder schlecht für die Altenpflege?

Azubis für kranke Kinder, Erwachsene und alte Menschen durchlaufen künftig in den ersten beiden Jahren eine gemeinsame Ausbildung. Im letzten Jahr können sie sich spezialisieren. Das ist ein Meilenstein in der Ausbildung, dem ich mit etwas Magendrücken entgegensehe. 

Hier werden sich gravierende Veränderungen bemerkbar machen. Es ist fraglich, wie viele junge Leute den Weg in die Altenpflege wählen werden. Ein wichtiger Schritt, den nur der Gesetzgeber verändern kann, wäre die Abschaffung der Fachkraftquote. Auch weniger qualifiziertes Personal kann Qualität sichern. Auf jeden Fall ist dieser Beruf ein krisensicherer und nicht zuletzt ein bereichernder sozialer Aspekt in unserer Gesellschaft.

Das Gespräch führte Peggy Zill.

Die K&S Unternehmensgruppe, gegründet 1981 als Familienunternehmen mit Hauptsitz in Sottrum/Niedersachsen, beschäftigt knapp 4 000 Mitarbeiter und betreibt 33 Seniorenresidenzen im gesamten Bundesgebiet.

www.ks-gruppe.de

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