Von Sandro Rahrisch
Tief gefallen und wieder aufgestanden: Dresden hat sich von der Tourismus-Delle erholt. Mehr noch: Die Stadt hat im vergangenen Jahr einen Allzeit-Besucherrekord aufgestellt. „Wir glauben, die Trendwende geschafft zu haben“, sagte Kai Schulz, amtierender Geschäftsführer der Dresden Marketinggesellschaft (DMG), am Freitag und kündigte ein ehrgeiziges und wohl auch teures Ziel an. Um fünf Prozent soll die Zahl der Übernachtungsgäste ab jetzt jährlich wachsen.
Das neue Ziel: Mehr Geschäftsreisende sollen nach Dresden kommen
Die Fünf-Prozent-Losung ist neu. In den letzten beiden Jahren war es das Ziel, nicht weiter abzurutschen. Davor war der Tourismus fast schon ein Selbstläufer. Jahr für Jahr wurden Rekorde vermeldet. Man wolle im Tourismus-Ranking nun deutlich nach oben rutschen, so Schulz. Derzeit nimmt Dresden den siebten Platz gemessen an den Übernachtungen ein. Um das zu schaffen, sei ein Wachstum von über fünf Prozent jedes Jahr nötig. Das soll vor allem mit mehr Geschäftsreisenden gelingen. Zwar kamen 2017 gut 1,35 Millionen Kongress- und Tagungsteilnehmer in die Stadt. Allerdings sei noch viel Luft nach oben. Um mehr Veranstaltungen an die Elbe holen zu können, so hofft Schulz, wird der Stadtrat das Budget der DMG für die kommenden Jahre stärker aufstocken als zuletzt.
Überraschung 1: Dresden stellt 2017 einen Besucherrekord auf
So viele Gäste wie im letzten Jahr checkten noch nie zuvor in den Dresdner Herbergen ein. Über 2,17 Millionen Touristen zählten die Hoteliers und Pensionsbetreiber. Das sind 3,9 Prozent mehr Besucher als 2016 und etwas mehr als im bisherigen Rekordjahr 2014. So viele Nächte wie damals blieben sie allerdings nicht an der Elbe. Mit 4,43 Millionen Übernachtungen fehlte jedoch nicht viel zum Bestwert. Hinter Dresden liegen zwei schwierige Jahre: So verschreckte die Pegida-Bewegung deutsche Urlauber. Zumindest sprach die ehemalige Tourismuschefin Bettina Bunge von einer „Pegida-Delle“. Bilder der montäglichen Demos liefen im Fernsehen und zierten Zeitschriftencover. Hoteliers machten außerdem die Bettensteuer für die Flaute verantwortlich. Ob Pegida eine zunehmend unwichtigere Rolle in den Reiseplänen der Deutschen spielt, ist unklar. Reisemotive werden statistisch nicht erhoben. Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) verweist auf die Wiedereröffnung des Kulturpalastes, die Einführung einer Rabattkarte für Übernachtungsgäste sowie das Theaterzentrum im Kraftwerk Mitte als Reiseanlässe, die es so vorher nicht gab.
Überraschung 2: Dresden verliert Urlauber aus Österreich und Schweiz
Zusammen mit den Amerikanern bilden die Österreicher und Schweizer die größte ausländische Touristengruppe in Sachsen. Während aus den USA mehr Urlauber gekommen sind, haben sich weniger Österreicher (minus 8 Prozent) und Schweizer (minus 10 Prozent) für einen Dresden-Trip entschieden. Schulz führt das auch darauf zurück, dass die Bahn die Nachtlinie zwischen Dresden und Zürich gestrichen hat. Außerdem lasse die Nachfrage nach klassischen Bus-Rundreisen nach.
Überraschung 3: Mehr Russen und Polen wollen Dresden sehen
Ein Lichtblick: Aus Russland kamen letztes Jahr fast 30 Prozent mehr Urlauber. Wechselkurs und Wirtschaft hätten sich in dem Land stabilisiert, so Schulz. Nun will die DMG mit dem Dresdner Flughafen in St. Petersburg für Dresden werben. Ab April verbindet die Fluggesellschaft Germania beide Städte. Dasselbe ist für Amsterdam vorgesehen. Auch in Polen soll Dresden schmackhaft gemacht werden. Seit Jahren steigen die Reisen aus dem Nachbarland.