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Der rasante Sohn

Jonas Greif will als Motorsportler sein Geld verdienen. Talent hat er. Das allein reicht jedoch nicht.

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Von Peggy Zill

Coswig. Als Siebenjähriger saß Jonas Greif zum ersten Mal in einem Kart. Was als Vater-Sohn-Ausflug begann, verwandelte sich bald zu einer echten Leidenschaft. Sein Vater schenkte ihm sein eigenes Kart und schon nach einem Jahr Training fuhr er sein erstes Rennen. Los ging es in der niedlich klingenden Bambini-Klasse. Die Karts kommen auf maximal 40 km/h. Zweimal wurde der Coswiger damit sächsischer Vizemeister. Unterdessen rast er deutlich schneller, mit bis zu 125 Stundenkilometern, über die Rennstrecken, sammelte auch in der Senioren-Klasse Pokale und ist in diesem Jahr zum ersten Mal die deutsche Meisterschaft mitgefahren.

Jens Greif ist immer mit dabei, wenn der Sohn in einen Rennwagen steigt.
Jens Greif ist immer mit dabei, wenn der Sohn in einen Rennwagen steigt. © privat
In Cheb belegte Jonas 2017 Platz 2 bei der ADAC-Meisterschaft.
In Cheb belegte Jonas 2017 Platz 2 bei der ADAC-Meisterschaft. © privat

Dass Fahrer und Material immer an ihre Grenzen gebracht werden und dass man sich keine Fehler erlauben darf, sei das Faszinierende am Motorsport, sagt der 17-Jährige. Kartfahren ist kein ungefährlicher Sport. „Ich mache mir da keine Gedanken. Wenn man damit anfängt, ist es vorbei“, meint Jonas Greif.

Für seine Mutter seien die Ausflüge an die Rennstrecken zu aufregend. Aber die Großeltern kommen jedes Mal mit. Und auch sein Vater Jens Greif ist immer dabei. „Ich habe ihm von Anfang beigebracht ‚Versuche zu gewinnen, aber nicht um jeden Preis.‘“ Natürlich mache er sich Sorgen. „Wenn ich dann aber sehe, wie glücklich er ist, macht es das wieder wett“, sagt er. Und stolz ist der Papa. Denn dass der Sohn Talent hat, haben auch schon andere entdeckt. Seit September fährt Jonas für das HTP-Team. Der Rennstall war auf ihn aufmerksam geworden und hat ihn zu einer Testfahrt ins belgische Genk eingeladen. Dort musste der 17-Jährige gegen den amtierenden Europameister antreten. Am Ende war er nur 0,1 Sekunden später im Ziel. „Ein paar Runden war ich sogar schneller als er“, erzählt Jonas Greif.

Dass er den Sprung ins HTP-Team geschafft hat, sei wie ein Sechser im Lotto, sagt Jens Greif. Denn der Motorsport ist ein teures Hobby. Viele Talente könnten die ersten Schritte in eine Rennfahrer-Karriere nicht mehr bezahlen, kritisierte Formel-1-Star Sebastian Vettel vor Kurzem. „Der Kartsport ist viel teurer und elitärer geworden.“ Dabei haben fast alle Formel-1-Piloten als Kart-Fahrer angefangen.

Die Formel 1 sei das Ziel für jeden Rennfahrer, sagt auch Jonas Greif. „Aber man muss realisieren, dass es zu teuer geworden ist.“ Sein Traum ist es trotzdem, vom Motorsport zu leben. Im nächsten Jahr ein gutes Abi abzulegen, ist ihm aber genauso wichtig. „Ob ich mit dem Motorsport mal Geld verdiene, weiß ich noch nicht. Mit meinem Abi aber auf jeden Fall“, sagt er. Die Aufnahmeprüfung für das Sportstudium in Leipzig hat er schon absolviert. Schule und Motorsport lassen sich gut vereinen. Vor dem Rennen wird Jonas Greif für einen Tag freigestellt. Als sehr guter Schüler kann er sich das leisten.

Jetzt im Winter stehen nur ein paar Testfahrten an. Im Januar fliegen Vater und Sohn zusammen nach Valencia, um die bevorstehende Saison vorzubereiten. Sein nächstes Ziel: Im nächsten Jahr will er bei der deutschen Meisterschaft um einen Titel fahren. Und 2020 in einen Tourenwagen umsteigen, um irgendwann bei der DTM mitzufahren.

Das Talent und den Ehrgeiz hat er. Das allein reicht jedoch nicht. Bisher konnte der Sport mit kleinen Sponsoren finanziert werden. Die Kosten für internationale Rennen sind jedoch deutlich höher, erklärt Jens Greif. „Das Auto ist da nur die Spitze des Eisbergs“. Equipment, Kleidung, Werkzeug wird zwar vom Rennstall gestellt, ohne Sponsoren geht es trotzdem nicht.

Denn da sind zum Beispiel auch die Reisekosten. Ein- bis zweimal pro Monat geht es zum Training. Weil es in der Nähe keine Rennstrecken für Kartfahrer gibt, fahren Greifs zum Beispiel nach Oschersleben oder Wackersdorf in Bayern. Oder Kerpen, wo schon Michael Schumacher und Nico Roßberg gefahren sind. Letzterer ist auch sein Vorbild. „Ich mag seinen Charakter. Er ist bodenständig“, sagt Jonas Greif, der – auch ganz bodenständig – in den Ferien bei Rewe jobbt, um seinen Teil zur Finanzierung seines Traums beizutragen.

Kontakt für Sponsoren: [email protected] oder [email protected]