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„Der Saal ist überwältigend“

Der neue Dresdner Kulturpalast klingt richtig gut, sagen die beteiligten Musiker, Architekten und Akustiker. Musikkritiker durften ihn noch nicht hören.

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© André Wirsig

Von Bernd Klempnow

Die ersten Akustikproben sind vorbei. Seit gut einer Woche können sich Dresdens Philharmoniker im neuen Saal des Kulturpalastes einen räumlichen und klanglichen Eindruck verschaffen. Seit 2008 hatten sie mit Akustikern und Architekten daran gearbeitet, einen erstklassigen Saal zu schaffen, der den spezifischen Orchesterklang optimal transportiert und dem Publikum ein Raumerlebnis garantiert. Die Partner des Projekts waren sich am Dienstag bei einem Pressegespräch einig: Das Ergebnis überzeugt! Kritiker freilich dürfen noch nicht in das Haus, um das zu überprüfen. Erst nach der Eröffnung am 28. April ist das möglich. Auch gab es noch keine Probe mit Publikum, schließlich klingt ein vollbesetzter Raum erheblich anders als ein leerer oder halbleerer. Die Stimmen der euphorisierten Beteiligten:

Michael Sanderling, Chefdirigent der Dresdner Philharmonie:

„Der Saal ist überwältigend. Er besticht durch seine Wärme und akustische Geborgenheit. Für Dresden ist er ein Geschenk – es ist der erste reine Konzertsaal in der Geschichte der Musikstadt, der sich ästhetisch und akustisch in die Reihe der sehr guten Säle Europas integrieren wird. Unsere akustisch neue und geschichtlich alte Heimstätte ermöglicht nun dem Orchester eine weitere Qualitätsentwicklung. Gespannt sind wir auf unsere Kollegen aus den inter- und nationalen Spitzenorchestern, die während der Dresdner Musikfestspiele 2017 und zu Beginn der neuen Spielzeit mit uns den Saal akustisch entdecken und mit Leben füllen werden.“

Wolfgang Hentrich, Erster Konzertmeister der Philharmonie:

„Als ich zur ersten Probe in den Kulturpalast kam, war ich überwältigt: Allein die Optik ist phänomenal. Als dann die ersten Klänge zu hören waren, habe ich weiter gestaunt. Der Saal hat einen fantastischen Orchestersound, der Klang ist kraftvoll und geschmeidig. Damit ist auf jeden Fall das größte Manko des alten Festsaales beseitigt, in dem der Klang auf der Bühne stecken blieb. Für mich wohl die größte Überraschung: Sowohl auf den letzten Reihen als auch hinter dem Orchester hört man wunderbar. Das habe ich bisher in fast keinem Saal erlebt.“

Christian Hellmund, Architekt von Gerkan, Marg und Partner:

„Ein wichtiges Ziel für den Charakter des neuen Konzertsaales bestand darin, akustisch den traditionellen ‚warmen Dresdner Klang‘ zu erreichen. Was genau unter diesem Schlagwort zu verstehen ist, dem haben wir uns – Architekten, Akustiker und Orchester – seit 2010 auf einer Konzertsaalreise angenähert. Es sollte ein Saal sein, der einen gewissermaßen mit Schall umhüllt. Für die Umsetzung bedeutete dies, dass wir ein großes Nachhallreservoir geschaffen haben, das den Klang lange im Raum zu halten vermag. Messungen bestätigen diesen Ansatz, man fühlt sich mittendrin in Raum und Musik.“

Margriet Lautenbach, Ingenieurin vom Akustikbüro Peutz:

„In den Jahren der Planung wurde am Entwurf gearbeitet, er wurde angepasst und verändert, bis das Ziel erreicht war: eine hervorragende Akustik in einem mit seiner Weinbergarchitektur attraktiven und angenehmen Raum. Die Geometrie im Saal ist die Basis der Akustik: die Höhe, die Breite, die Bühnengestaltung, die Downkicker der weißen Wände, die Publikumsanordnung und die Ausrichtung der Wand- und Deckenelemente. Mittels 3-D-Simulationen und eines Modells im Maßstab 1:10 wurde der akustische Entwurf entwickelt, durch Labormessungen und Messungen an Mustern im Bau wurden Sonderteile geprüft. Und jetzt ist er fertig, der neue Konzertsaal. Nach den letzten Akustikmessungen und den ersten Orchesterproben können wir sagen: Ziel erreicht!“