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Der schreibende Gipfelstürmer

Bergsteiger Ray Hartung plagt das Fernweh, er war auf den höchsten Gipfeln. Nun suchte er eine neue Herausforderung.

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Von Nora Domschke

Trekking – das ist sein Leben. „Das Glück liegt auf dem Weg, nicht am Ende der Straße“ – das ist sein Motto. Ungezählte Kilometer ist Ray Hartung auf einsamen Pfaden in den entlegensten Bergregionen dieser Welt gewandert, hat dabei Einheimische und ihr bescheidenes Leben kennengelernt. Jetzt hat der 51-jährige Dresdner einen Reiseführer über Nepal geschrieben.

1996 ist der gelernte Werkzeugmacher mit der ersten sächsischen Mount-Everest-Expedition im Himalaya gewesen, seitdem lassen ihn die ganz hohen Gipfel nicht mehr los. Mehr als 20-mal war er mittlerweile dort. Drei Jahre, so schätzt Hartung, hat er insgesamt in Nepal verbracht. Viele Dresdner haben ihn auf den Trekkingtouren begleitet, seit 1998 führt er Reisegruppen. Doch Nepal reicht ihm nicht, immer wieder entdeckt der Dresdner neue Ziele. 2004 wandert er schließlich mit seiner Familie nach Madeira aus. „Das war eine tolle Zeit“, schwärmt er heute.

Die Familie hat ein gutes Auskommen in dem kleinen Inselparadies. Im Jahr führt Hartung etwa 20 Reisegruppen über die portugiesische Insel vor der marokkanischen Küste. Mit seiner Frau und den beiden Töchtern bewohnt er ein Haus mit eigener Bananenplantage. Auf die Auswandergeschichte wird 2007 sogar der MDR aufmerksam, dreht bei Hartung eine ganze Folge für die Sendung „Biwak“. Hartungs Töchter, damals 15 und 18 Jahre alt, gehen in der Hauptstadt Funchal zur Schule, sie sprechen fließend Portugiesisch. Seiner Frau hingegen werden die Grenzen der Inselwelt bald zu eng, sie hat Heimweh nach Dresden. So zieht die Familie 2010 zurück an die Elbe. Hier erfüllte sich Hartung den Traum vom eigenen Reisebüro. Das eröffnet 2011 in Tolkewitz, im vergangenen Jahr wechselt er an die Reicker Straße.

„Trekking-Welten“ – das große Schild am Laden in der Reicker Straße 82 verrät gleich, worum es geht. Dabei hat sich Hartung, wie sollte es anders sein, auf Nepal- und Madeira-Reisen spezialisiert. „Die Konkurrenz in Dresden ist riesig“, sagt er. „Da muss man sich seine Lücke suchen.“ Viele Reisen leitet er selbst, allein in diesem Jahr fliegt er dreimal nach Nepal.

Im November geht es ins Dolpo, eines der rückständigsten Gebiete des Landes. Dort kommt man nur zu Fuß hin – und das wird kein Spaziergang: Die Bergpässe liegen in 5.000 Metern Höhe. Wer die Herausforderung sucht, kann sich noch anmelden. Mehr als die Hälfte seiner Nepal-Kunden kommen aus den westdeutschen Bundesländern. „Dort gibt es nicht viele Reiseveranstalter, die Trekkingtouren anbieten“, sagt Hartung. Dabei muss es gar nicht immer die exotische Ferne sein. Er bietet auch leichte Wanderungen in Tschechien oder im hessischen Rhön-Gebiet an.

Doch für den rastlosen Mann mit dem lockigen Haarschopf ist das noch nicht genug. Deshalb schrieb er den Reiseführer über Nepal. „Es war eine harte Zeit“, sagt er heute. Eineinhalb Jahre bestimmte die Arbeit an dem Buch sein Leben. Viele Nächte hat er recherchiert, Bücher gewälzt, Bildmaterial gesichtet. Die rund 200 Fotos im Reiseführer hat er selbst aufgenommen, die Texte auf den knapp 460 Seiten stammen alle aus seiner Feder. „Es war ein Mammutprojekt.“ Das hat sich jetzt ausgezahlt: Sein Buch stürmte an die Spitze der Amazon-Bestseller-Liste für asiatische Reiseführer.

www.trekking-welten.de