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Der Schwarzmaler

Mit viel Durchhaltevermögen hat sich der Maler Ricardo Schwarz eine Existenz aufgebaut. Nun stellt der gebürtige Meißner in der Hafenstraße aus.

Von Daniel Krüger
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Bei der Ausstellung in der Hafenstraße kehrt Ricardo Schwarz zu seinem Geburtsort zurück. Ab dem Wochenende zeigt er hier alte und neue Bilder unter dem Motto „Meer“.
Bei der Ausstellung in der Hafenstraße kehrt Ricardo Schwarz zu seinem Geburtsort zurück. Ab dem Wochenende zeigt er hier alte und neue Bilder unter dem Motto „Meer“. © Claudia Hübschmann

Meißen. Randvoll ist sein Terminkalender, Arbeitstage gehen oft 13 Stunden lang. Wer bei dem Wort Künstler an Faulenzer denkt, die erst in langen Entspannungsphasen die Muße finden, der ist bei Ricardo Schwarz falsch. Der 29-Jährige, der im Dresdner Stadtteil Pieschen ein Atelier betreibt, ist ein vielbeschäftigter Mann, dessen punkig-rote Haare leicht über seine Zielstrebigkeit hinwegtäuschen können.

Schwarz bringt Kindern das Malen bei, hilft Demenzkranken, ihre Erinnerungen in Bildern festzuhalten, verkauft am Wochenende auf Kunstmärkten, fertigt Auftragsarbeiten an und kreiert eigene Werke.

Der Weg in die Selbstständigkeit war für den Allrounder hart und beschwerlich. „Am Anfang hatte ich des Öfteren die Entscheidung zu treffen, ob ich meine Versicherung zahle oder etwas zu essen kaufe“, erinnert sich der 29-Jährige. Denn Schwarz ist ein Quereinsteiger ohne Studium oder breites Netzwerk in der Kunstszene.

Als Sohn einer Invalidenrentnerin wächst er Anfang der 90er Jahre in Meißen auf, zieht während der Schulzeit zuerst nach Röderau und später nach Coswig. Obwohl er mittlerweile in Dresden lebt und arbeitet, verbindet Schwarz noch immer viel mit der Region. Sein Urgroßvater, der Kunst studierte, arbeitete zeitweise in der Meißner Porzellanmanufaktur. „Sein einziges selbst erstelltes Dekor aus Porzellan hing immer in der Wohnung“, erzählt Schwarz.

Auch der Großvater, der heute in einem Pflegeheim in Meißen lebt, malt leidenschaftlich gerne und steckt seinen Enkel so schon in der frühen Kindheit mit seiner Leidenschaft an. Der aber geht zunächst den sicheren Weg. „Weil ich schon immer gerne etwas mit Menschen zu tun hatte, habe ich mich zuerst für den Einzelhandel entschieden.“

Schwarz zieht nach einer Verkäuferausbildung im Supermarkt weiter nach Dresden, wird stellvertretender Filialleiter, malt nur noch in der Freizeit. Doch auf Dauer zufriedenstellen kann ihn der Job nicht. Durch Zufall bekommt Schwarz 2010 Wind von einer kleinen Wohnung mit Ladengeschäft in Pieschen, mietet sich ein. Er fasst den Entschluss, das Malen zum Hauptberuf zu machen. 

Um sich zu finanzieren, stellt er in Seniorenheimen aus, gibt Workshops in Schulen und Kitas. Mit Erfolg. Immer mehr Leute buchen ihn für Kurse, er bekommt Aufträge, baut einen Onlineshop auf. Nicht nur in Dresden entstehen Kontakte, auch auf dem Kunstfest Meißen-Cölln ist Schwarz ein gerngesehener Gast. 

So kommt es, dass ihm die Organisatoren des Vereins Hafenstraße im Sommer 2018 anbieten, in ihrer Kulturkneipe auszustellen. Schwarz sagt zu und entschließt sich, auch seinen künstlerischen Wandel zu präsentieren. Während er über Jahre eher abstrakt und bunt zeichnet, wechselt er ganz intuitiv den Stil, hin zu fotorealistischen Ölmotiven auf – passend zum Namen des Künstlers – schwarzem Acryl. 

Doch die Farbe hat den Einzelkämpfer weder im Leben noch in der Arbeit losgelassen. Sein Lieblingsmotiv sind Quallen: „Die haben so eine Leichtigkeit, regenerieren sich sehr schnell und strahlen umso farbiger, je tiefer sie auf dem Meeresgrund sind.“

Ausstellung Ricardo Schwarz; ab 26.01., Mi bis Mo, ab 17 Uhr; Eröffnung 25.1. ab 20 Uhr; Kulturkneipe Hafenstraße; Hafenstraße 28; www.atelierrschwarz.de