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Der Spukgeist vom Königstein

SZ-Adventskalender, Türchen 15: Sagen aus der Sächsischen Schweiz – Wie ein Festungskommandant Urheber eines berühmten Liedes wurde.

Von Peter Ufer
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Lotte (5) aus Pirna als „Der Spukgeist auf dem Königstein“.
Lotte (5) aus Pirna als „Der Spukgeist auf dem Königstein“. © Marko Förster

Der Königstein vor der Elb-Schleife gleicht einer Legoburg der kühnsten Fantasien. So muss die Festung eines reichen Königreiches aussehen. Hinter den Sandsteinen versteckten Fürsten und Könige ihre Schätze, hier nahmen sie gelassen Angriffe entgegen, denn es gab damals keine Standseilbahn, die Feinde nach oben brachte.

240 Meter ragen die Mauern der Festung über den gebogenen Elbspiegel. Manchmal schwebt das Plateau wie eine Arche mit Moosdach im Wolkendunst, manchmal stemmt sich die Feste wie eine Faust in den Himmel, manchmal glänzt der Stein sanft in der Sonne, manchmal breitet sich das Massiv wie ein Schirm im Regen aus. Ein alter Festungskommandant spukt hier die Wege entlang und erschrickt, am liebsten, wenn es dunkel wird, wahllos Passanten. Besonders gern nimmt der Spukgeist sich Personen mit militärischer Ausbildung vor. Nicht, dass er nach seinem Tod Pazifist geworden wäre, nein, er will sich nur rächen. Schließlich baumelten ihn Soldaten am 7. Juni 1610 an einem Ast der Blitzeiche auf. Unschuldig an seinem Schicksal war der Kommandant allerdings nicht, denn er soll geklaut haben wie ein Teufelsbraten, dem sogar, jupheidi, jupheida, ein Lied geschrieben wurde: Auf der Festung Königstein muss doch auch ein Hauptmann sein. Der Hauptmann, so ein Teufelsbraten, trinkt Brüderschaft mit den Soldaten.

Der Hauptmann denkt gern zurück an die Zeit, als die Festung belebt war wie eine kleine Stadt. Noch heute hört man ihn sein Lied auf diese Zeit singen. Da reimt er sich was zusammen. Er schoss nicht mit Kugeln, sondern mit Klößen, die er dem Gastwirt gestohlen hatte. Der führte ein kreuzfideles Haus, doch wer nicht zahlte, den schmiss er raus! Der Bäcker war ein Schweinehund, an jedem Brote fehlte glatt ein Pfund. Der Kantor war sonntags Organist und in der Woche fuhr er Mist! Jupheidi. Der Tischler aß den Leim mit Hochgenuss, drum litt er stark an Darmverschluss, der Malersmann und seine Frau verdroschen sich oft grün und blau. Und manchmal flog von der Burg ein Geier, da sah man seine dicken… Flügel. Der Doktor schrieb Rezepte aus, drum starb die ganze Festung aus! Jupheida. So schön kann das Leben auf dem Königstein sein.

Gelesen werden die Sagen täglich, 17 Uhr, auf dem Pirnaer Canalettomarkt vom Weihnachtsmann, auch das Kalenderkind ist dann mit auf der Bühne.

Schöne Bescherung – Sagenhafter Advent mit märchenhafter Musik am 16. Dezember 2018 um 18 Uhr im Tom Pauls Theater Pirna; Karten 23 Euro, 1 03501 7793122.