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„Der Stadtrat braucht mehr Frauen“

Eine Diskussionsrunde zum Frauentag brachte viele Denkanstöße. Sie ermutigte die Teilnehmerinnen, sich in politisch zu engagieren.

Von Carmen Schumann
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Bei der Podiumsdiskussion im Bautzener Stadtratssaal gingen die Teilnehmerinnen der Frage nach, wie man Frauen ermutigt werden können, sich politisch einzubringen.
Bei der Podiumsdiskussion im Bautzener Stadtratssaal gingen die Teilnehmerinnen der Frage nach, wie man Frauen ermutigt werden können, sich politisch einzubringen. © Carmen Schumann

Bautzen. Genau 100 Jahre ist es jetzt her, dass Frauen in Deutschland zum ersten Mal wählen gehen und gewählt werden konnten. Wie Andrea Spee-Keller, die Gleichstellungsbeauftragte der Bautzener Stadtverwaltung bei der Frauentagsveranstaltung im Stadtratssaal sagte, waren es 1919 ganze drei Frauen, die dem Bautzener Stadtrat angehörten. Heute sind es schon deutlich mehr weibliche Stadtverordnete.

„Dennoch kann der Anteil der Frauen noch längst nicht zufriedenstellen“, sagte Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) in seinem Grußwort an die Teilnehmerinnen. Der Stadtrat sei eindeutig männlich dominiert. Die Podiumsdiskussion sollte den Ursachen dafür auf den Grund gehen. Auf dem Podium Platz genommen hatten neben Andrea Spee-Keller die Sprecherin der Fraueninitiative Bautzen Andrea Stiebitz, die Kulturmanagerin und Projektentwicklerin Katrin Treffkorn aus Görlitz, die gebürtige Brasilianerin Eli Rist, die im Steinhaus tätig ist, die CDU-Stadträtin Elisabeth Hauswald sowie die beiden Gewerkschafterinnen Anne-Lynn Schneider und Dana Dubiel. Ihnen gemeinsam ist, dass sie sich politisch engagieren. Es sei wünschenswert, dass sich viele Nachahmerinnen finden. Im Wahljahr müsse daran erinnert werden, dass Frauen dann auch ihre Stimme den Geschlechtsgenossinnen geben. Immerhin sei es ermutigend, dass auf den Listen der Parteien schon deutlich mehr Frauen stehen, als in den Vorjahren.

Eigene Wünsche besser reflektieren

Frauen müssten sich auf ihre Stärken besinnen. Denn sie hätten eine andere Art, miteinander zu reden und sie könnten besser zuhören, als Männer. Andererseits ginge es ohne die Unterstützung der Männer nicht, wie die engagierten Frauen auf dem Podium bestätigten. Andererseits ordneten viele Frauen sich eher den Wünschen ihrer Familie unter, Männer seien da egoistischer. Deshalb brauche es ein Stück mehr weibliche Solidarität. Man müsse sich Mehrheiten und Netzwerke organisieren und vielleicht auch die eigenen Wünsche besser reflektieren: Wo komme ich her, wo will ich hin? Frauen sollten sich gegenseitig Mut machen und andere dazu motivieren, Vertrauen in sich selbst zu fassen. – Die seit drei Jahren im Steinhaus tätige Brasilianerin Eli Rist machte den Bautzener Frauen ein großes Kompliment. Die Bautzenerinnen seien stark und aktiv und hätten sie damit sehr inspiriert. „Wir haben schon viel erreicht!“, sagte sie. Sie engagiert sich besonders für Migrantinnen und gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen.

Erinnert wurde bei der Veranstaltung auch an die Vorarbeit, die die Bautzener Frauen bereits seit der Nachwendezeit geleistet haben, wo unter anderem das Frauenzentrum und das Frauenschutzhaus aufgebaut wurden. Jetzt sei es an der Zeit, dass der Staffelstab an die jüngere Generation weitergegeben wird. Die Älteren stehen ihren Nachfolgerinnen da gerne mit Rat und Tat zur Seite. Eine, die sich traut, ist Anne-Lynn Schneider, die bei Bombardier in Görlitz einen Männerberuf ausübt und sich von den männlichen Kollegen nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. „Ich will jungen weiblichen Wind reinbringen und traue mich auch, zu sagen, was ich denke“, betonte sie. Diese Einstellung sollte auch andere junge Frauen ermutigen, sich politisch einzubringen.