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Der Trend geht zum Drittnamen

Wie soll das Kind bloß heißen? Welche phonetischen, orthografischen, kulturellen und familiären Kämpfe die lieben Eltern austragen müssen, erklärt Fachmann Frank Neubert vom Standesamt Dresden.

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© dpa

Wenn Eltern ihrer Verwandten und Freunde so richtig ärgern wollen, dann wählen sie für ihren Spross einen klassischen Nogo-Namen. Wie zum Beispiel „Adolf“. In der Komödie  „Der Vorname“ machen das die Eltern spaßeshalber und stürzen die Angehörigen in mächtige Konfusion. 

Nach dem ersten Schock wechseln die Fragen der Verwandten allerdings schnell ins Sachliche – über Geschmack lässt sich ja bekanntlich endlos streiten. „Mit f oder ph“ möchte eine zukünftige Großmutter wissen und das „h“ in den unterschiedlichen Schreibweisen der Namen ist auch Frank Neubert vom Standesamt Dresden bestens vertraut:

Mit „t“ oder „th“?

So variiere die Schreibweise einiger Namen stark und auffällig sei das zahlenmäßige Verhältnis der Entscheidung für oder gegen das „th“, sagt der Fachmann.

Bei den Mädchen: Mathilda (43x) und Matilda (15x), Martha (32x) und Marta (5x), Nathalie (6x) und Natalie (3x) - aber Margarethe (3x) und Margarete (4x)

Bei den Jungs dominiert der klassische Theo (53x) die Schreibweise gegenüber dem Teo (4x).

Als Beispiel für den Variantenreichtum wählte Neubert die Jungennamen Matteo (23x) und Mateo (9x) und Matheo (9x) und Mattheo (9x) sowie den exotisch akzentuierten Matéo (1x).

Platz für fünf Namen

Haben Eltern die erste Hürde genommen und sich für einen Rufnamen ihres kleinen Lieblings entschieden, typischerweise den ersten Vornamen, denn geht es für viele in die zweite und dritte Runde. Die Dresdner Geburtsurkunde bietet Platz für fünf Namen, und bei 14 Kindern gingen die Eltern fast bis ans Limit. 251 Kinder machten das Rennen mit drei Namen, 2920 freuen sich zukünftig über einen Doppelnamen und 5090 begnügen sich erstmal mit einem. 

So geht der Trend also zum Drittnamen – unterschiedlicher Natur waren davon in der vergangenen Saison 114 bei den Mädchen und 118 bei den Jungen. Bei den Zweitnamen zählte die Statistik 659 unterschiedliche bei den Jungen sowie 645 unterschiedliche bei den Mädchen. Unterschiedliche erste Vornamen gab es bei den Mädchen 1124, davon 730 Vornamen nur einmal und bei den Jungen 1049 unterschiedliche erste Vornamen und davon 622 nur einmal.

Das große „Ave Marie“

Star im Reigen der varientenreichsten Vornamen sei unangefochten Marie (34x), auch wenn er mit der Anzahl als erster Vorname in 2018 nur noch den 17. Platz belegt. Unter den zweiten Vornamen sieht das aber ganz anders aus: Da liegt Sophie in Front (65x), natürlich mit „ph“, gefolgt von „Marie“ (56x) und der nahen Verwandten „Maria“ (30x). So liegt Marie mit 90 Nennungen bei den Mädchen an der Spitze und addiere man noch die Bindestrichvornamen hinzu wie Mia-Marie (2x) und Zoey-Marie (2x) sowie der einmaligen Anne-Marie, Anne-Marie, Lea-Marie, Lina-Marie, Mara-Marie oder in der Umkehrvariante Marie-Christin, Marie-Theres oder auch ohne Bindestrich wie bei Annemarie, dann sei der Name einfach unschlagbar.

Die Konkurrenz heißt Lina

Unter den Vornamen der Mädchen gebe es jedoch einen Schlingel, sagt Neubert. Das sei die „Lina“: Als Single mit 41 Nennungen 2018 auf dem 13. Platz und dazu omnipräsent weil gut versteckt in weiteren Namen: Melina, Paulina, Alina, Elina, Selina, Avelina, Carolina, Jolina, Lina-Sophie, Malina, Milina, Palina, Philina, gab es 2018 gleich mehrmals und Adelina, Catalina, Celina, Filina, Joselina, Julina, Katalina, Lina-Marie, Lina-Sofie, Marcelina, Mia-Lina, Polina und Sara-Lina kommen auch noch dazu.

In der Kürze liegt weiter die Würze

Nach wie vor gibt es sehr einsilbige Eltern, die ihren Kindern entsprechend kurze Vornamen mit auf den Weg geben, doch rutschen diese Namen im Ranking der Beliebtheit so langsam auf die hinteren Ränge. Dazu zählen bei den Mädchen Mia (Rang 3/53 Nennungen), Ida (7/45), Lea (25/30), Pia (40/23), Lia (43/21) und Eva (46/20). Bei den Jungen heißen sie Ben (5/53), Max (16/36), Leo (40/23), Ole (54, 18), Tim (59/18) und Lio (96/10). Dafür sind die Zweisilber in der Top 20 eben nicht mehr zu toppen, wie die Rankings zeigen:

Vielsilbig ins Leben

Rekordhalter bei den längsten Vornamen seien bei den Mädchen Renesmée-Giselle und Rosie-Florentine und bei den Jungen Elias-Maximilian, teilte Frank Neubert mit. (SZ/stb)