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Der Wettkampf seines Lebens

Vor 20 Jahren gründete Rainer Engler den Tischtennisclub in Waldheim. Nach einem Schlaganfall sucht er Hilfe.

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© Dietmar Thomas

Von Andreas Neubrand

Waldheim. An guten Tagen sitzt Rainer Engler in seinem Garten. An schlechten Tagen kann er nur bewegungslos im Bett liegen. „Vor über zweieinhalb Jahren habe ich mehrere Schlaganfälle erlitten“, so Engler. „Seit dem bin ich bettlägerig.“ Davor war er engagiertes Mitglied im Tischtennisclub Waldheim, den er vor 20 Jahren mit seiner Frau gegründet hat. „Wir beide haben damals den Verein aufgebaut. Angefangen haben wir zu fünft. Heute sind es 45 Spieler. Inklusive einer guten Jugendmannschaft“, erzählt Engler. „Wenn es mir richtig gut geht und das Wetter mitmacht, dann fahre ich mit dem Rollstuhl zur Halle und sehe zu, wie sie spielen. Der Verein spielt jetzt in der Bezirksklasse. Früher habe ich auch Wettkämpfe bestritten.“ Neben Tischtennis spielte Engler in seiner Freizeit gerne Fußball. „Vor dem Schlaganfall war ich immer sehr aktiv“, so Engler, der als Mechaniker für Großküchen ganz Ostdeutschland bereiste. „Ich war Monteur in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg“, erzählt er. „Ich war immer unterwegs.“

Bis zu jenem Tag im August 2015. „Wir waren im Urlaub in Kromlau bei Weißwasser. Dort haben meine Frau und ich nahe der polnischen Grenze einen Bungalow gemietet“, erinnert er sich. „Es war der letzte Tag, wir wollten eigentlich nach Hause fahren. Da habe ich angefangen, mich unwohl zu fühlen und habe zu meiner Frau gesagt: ‚Fahr besser du.’“ Daheim ging es ihm noch schlechter und so fuhr ihn seine Frau ins Krankenhaus. Dort stellte man fest, dass er in der Zwischenzeit mehrere Schlaganfälle erlitten hat.

„Das habe ich gar nicht mehr mitbekommen, da lag ich schon im Koma“, erzählt er. Drei Monate dauerte es, bis er wieder aufwachte. Was folgte, war eine Odyssee durch Krankenhäuser und Reha-Kliniken in Sachsen. „Ich bin erst vor vier Monaten nach Hause gekommen“, sagt er. In der Zwischenzeit verkaufte seine Frau das Haus in Reinsdorf, und zog mit ihrem Mann nach Waldheim. Dort bestimmt Routine sein Leben. Morgens wecken und frühstücken, dann Physiotherapie, zwei, dreimal die Woche, damit sich Rainer Engler ein wenig bewegt und er nicht wund liegt. „Ob ich dann im Bett bleibe und Radio höre oder ich mich in den Garten setze, das hängt von meiner Tagesform und dem Wetter ab“, erklärt er. „Abends schaue ich auch mal ein Fußballspiel. Aber sonst kommt im Fernsehen ja nur Mist.“

Unterstützt wird Rainer Engler von seiner Frau und seinem Intensivpfleger René Maschke. „Ich komme sechs Wochen lang zu Herrn Engler, zwölf Stunden am Tag, dann habe ich sechs Wochen frei“, so Maschke. n der Zwischenzeit kümmern sich sogenannte Springer um Rainer Engler. „Das sind freie Mitarbeiter, die in der Region aushelfen“, erklärt Maschke. „Aber ideal ist das nicht.“

Besser ist es, wenn Rainer Engler einen zweiten festen Betreuer bekommen würde und die beiden Pfleger sich abwechseln könnten. „Ein vertrautes Gesicht ist in diesem Beruf immer besser. Ich bin ja zwölf Stunden hier und habe schon sehr private Einblicke in das Leben des Ehepaars“, erklärt er. „Dafür muss das Verhältnis zwischen Patient und Pfleger harmonieren.“ Aus diesem Grund sucht Engler händeringend eine zweite Pflegekraft. Die Aufgaben sind dabei klar definiert. „Ich sorge für die regelmäßige Medikation, setze ihm die Spritzen und helfe bei den Reha-Maßnahmen“, so der Pfleger.

So habe er sich das Leben als Rentner nicht vorgestellt, erzählt Engler. Doch aufgeben kommt für den 64-jährigen nicht infrage. „In einem Jahr will ich ohne Schmerzen aufstehen können und mich alleine in den Rollstuhl setzen. Noch brauche ich dafür die Hilfe von René oder dem Lifter“, erzählt er. „Mein Lebenswillen ist noch da.“