Von Mario Heinke
Zittau. Zwei Regale an der Wand sind gefüllt mit Zwirn und Garnen in vielen Farben und zwei alte Nähmaschinen stehen sich im Schaufenster der Böhmischen Straße 21 gegenüber. Wenn Ulrike Tetzlaff in ihrem Werkstattladen an der Singer oder Pfaff näht, können Passanten ihr auf die Finger schauen. Für die diplomierte Designerin ist Handarbeit der Lebensinhalt. Seit vielen Jahren fertigt sie Gardinen mit anspruchsvollen Fenstergrafiken als Alternative zur herkömmlichen Gardine „von der Stange“. Jede Gardine ist ein Unikat. Die Arbeiten reflektieren die Möglichkeiten der Abstraktion und sollen den Betrachter „mit einer Sinfonie gestalterischer Sinnlichkeit verzaubern“, ist auf der Homepage zu lesen.
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Ulrike Tetzlaff erfüllt aber auch ganz irdische Wünsche. So lassen sich die Motive der Gardinen gut an den Baustil des jeweiligen Hauses anpassen, von Barock bis Jugendstil. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Auch wenn ein Kunde seinen Kater auf der Gardine porträtiert sehen möchte, kann dieses Motiv bestellt werden. „Einen röhrenden Hirsch würde ich allerdings nicht machen, es gibt Grenzen“, sagt die 59-Jährige und lacht. Die handgearbeiteten Gardinen mit den Stoffintarsien sind langlebig und maschinenwaschbar. Ulrike Tetzlaff versichert, dass die individuell gefertigten Stoffbahnen nicht wesentlich teurer sind als die Anschaffung von klassischen Gardinen. Weil ihre Gardinen keine Falten schlagen, werde viel weniger Stoff benötigt, so die Künstlerin.
Die Neu-Zittauerin studierte von 1979 bis 1982 in Heiligendamm Angewandte Kunst. „Die Motive sind urheberrechtlich geschützt“, warnt sie vor dem Abfotografieren und Nachmachen. Neben der Anfertigung von Gardinen berät die aus Cottbus stammende Designerin ihre Kundschaft auch bei der Gestaltung von Wohnräumen und liefert das nötige Zubehör, wie Gardinenstangen. Beim Zuschnitt fallen viele Reste der hochwertigen Stoffe an. Mit den Stoffresten peppt die Künstlerin „Mode von der Stange“ auf und schuf sich damit ein zweites Standbein. „So kann sich jeder exklusive Einzelstücke leisten“, sagt sie und zeigt auf vier Abendkleider, die als Muster im Laden hängen. Später, wenn das Geschäft einigermaßen läuft, möchte sie auch Workshops zur individuellen Gestaltung von Kleidungsstücken anbieten.
Seit 14 Tagen räumt Ulrike Tetzlaff den kleinen Werkstattladen nun ein. Am Donnerstag öffnet sie erstmalig die Tür. Die Cottbuserin ist aus verschiedenen Gründen nach Zittau gezogen. Die günstige Ladenmiete und die Schönheit der Regio, haben bei der Entscheidung eine große Rolle gespielt, erzählt sie.