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Detektive im Rachenraum

Die Aufgabe von Logopäden ist nicht allein, Patienten mit Stimm-, Sprach- und Schluck-Problemen zu therapieren.

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Der Blick in den Rachenraum ist für Logopäden wichtiger Teil der "Detektivarbeit" zur Therapie der Patienten.
Der Blick in den Rachenraum ist für Logopäden wichtiger Teil der "Detektivarbeit" zur Therapie der Patienten. © dbl-ev.de/J.Tepass

Genauso wichtig ist es, vorab eine Diagnose aus logopädischer Sicht zu stellen. Dabei setzen sie auf genaues Beobachten. Übrigens auch bei Frühchen.

Friederike Röhle braucht all ihre Sinne, wenn sie mit ihren Patienten arbeitet. Auf der Station in der Klinik für HNO-Heilkunde des Dresdner Universitätsklinikums schaut die Logopädin genau hin, wenn sie schlucken oder sprechen. Und sie hört intensiv auf den Klang der Stimme der Patienten. Auch daran erkennt die Logopädin, ob es Probleme beim Schlucken gibt. Was häufig zum Beispiel bei Betroffenen nach Schlaganfällen vorkommt. Dann ist Friederike Röhle als Therapeutin gefragt. Aber auch Menschen mit Kopf-Hals-Tumoren, die vor allem nach Operationen und Bestrahlung Probleme beim Essen und oft Sprechen haben, brauchen die Hilfe der Logopädin. Die sich dann auch in den Speiseplan der Patienten einmischt: Das Essen und die Getränke müssen dann so vorbereitet sein, dass sich die Patienten nicht verschlucken.

Schluckprobleme häufig auch bei zu früh geborenen Babys

Gefährliche Probleme beim Schlucken beobachten Logopäden im Übrigen auch bereits bei Neugeborenen. Schlucken ist dabei ein überlebenswichtiger Vorgang - und Probleme sind damit nicht zu unterschätzen! Bei Frühgeborenen gibt es beispielsweise sehr häufig Probleme, weil sich der zum Trinken notwendige Reflex noch nicht ausreichend entwickeln konnte. Auch hier unterstützen Logopäden die Mütter und das Pflegeteam, in dem sie für die betroffenen Babys Strategien entwickeln, wie sich die Frühchen möglichst natürlich ernähren können.

Niemand sollte häufiges Verschlucken auf die leichte Schulter nehmen

Auch Betroffene, die sich häufig verschlucken, sollten das nicht auf die sprichwörtlich leichte Schultern nehmen, rät Friederike Röhle. Das wiederholte Einatmen von Speiseresten oder Flüssigkeiten kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Logopäden haben in ihrer täglichen Praxis regelmäßig mit solchen Fällen zu tun. Denn oft sind es die Logopäden, die am Anfang der dringend notwendigen Ursachenforschung stehen. „Bei Schluckbeschwerden ist der Hals eine Blackbox - deshalb ist es häufig eine Art Detektivarbeit, die wir hier leisten müssen“, beschreibt Friederike Röhle. Allerdings weiß sie auch, dass es nicht immer möglich ist, eine eindeutige logopädische Diagnose mit Blick auf die Schluckprobleme zu stellen. Dann gehen HNO-Ärzte mit dem Endoskop daran, den Auslöser zu entdecken. Wie schon erwähnt, brauchen Logopäden auch ein gutes Gehör. Denn Friederike Röhle kümmert sich in der Klinik für HNO-Heilkunde auch um die Stimme und die Sprache der Patienten. Und um Menschen, die im Laufe ihres Lebens ertaubt sind und deshalb unter einer eingeschränkten Kommunikation leiden. Moderne Möglichkeiten können da helfen, und Logopäden sind auch dabei wichtige Unterstützer. Wenn Patienten zum Beispiel ihr Hörvermögen durch ein im Dresdner Uniklinikum eingesetztes Cochclear-Implantat wiedergewinnen, ist es wichtig, dass sie wieder deutlich und differenziert hören lernen. Das ist dann die Aufgabe von Friederike Röhle und ihrem Team. (Holger Ostermeyer)