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Deutsch-deutsches Training

Gelebte Städtepartnerschaft: Leisniger empfangen Bünder Sportler zu gemeinsamer Übungseinheit.

Von Dirk Westphal
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Der Bünder Karatetrainer Alexander Kröger (links) weilte kürzlich in der Partnerstadt und nahm an einem Training des SV Leisnig 90 teil, das Michael Hanke (2. von links) und Vereinsvorsitzender Rainer Künstler (rechts) leiteten.
Der Bünder Karatetrainer Alexander Kröger (links) weilte kürzlich in der Partnerstadt und nahm an einem Training des SV Leisnig 90 teil, das Michael Hanke (2. von links) und Vereinsvorsitzender Rainer Künstler (rechts) leiteten. © privat

Leisnig. Überraschungsbesuch hatten kürzlich die Karatesportler des SV Leisnig 90. Aus der Partnerstadt Bünde weilte Karatetrainer Alexander Kröger beruflich in der Bergstadt. Vorher hatte er den Kontakt zu den mittelsächsischen Karateka gesucht. E-Mails gingen hin und her, Telefonate wurden geführt, ob er am Training teilnehmen könne. Und er konnte.

Rainer Künstler, der Leisniger Vereinvorsitzende und Karatetrainer (2. Dan), sagte: „Klar hatte es vorher schon Einladungen nach Bünde gegeben, wenn die Sportfreunde dort Trainingslager durchführten. Doch aus unserer Sicht hatte das bislang wenig Sinn, da wir kein Wettkampfkarate betreiben, sondern den Sport eher als Selbstverteidigung.“ 

Die Bünder führen das Karate nach den Regeln des Shodokan durch. Bei den Leisnigern gibt es dagegen nur die eine Regel, dass es keine Regeln gibt. „Das bedeutet: Jeder muss gegen jeden kämpfen, egal wie oder was. Denn man weiß ja nicht, wann man vom wem angegriffen wird“, erklärt Künstler.

Kröger fand das durchaus interessant und nutzte die Gelegenheit seiner Anwesenheit in Sachsen, um die Sportler in der Partnerstadt zu besuchen. An einem freien Abend stand er als Überraschungsgast in der Peter-Apian-Sporthalle. Und das am wohl heißesten Tag des Jahres. 

Beim von Schwarzgurtträger Michael Hanke (1. Dan) geleiteten Training trafen sich der Nordrhein-Westfale und die Sachsen auf der Matte. Dabei drehte sich alles um Selbstverteidigung. „Das war genau mein Thema. Michael hat das sehr gut gemacht, das Training war lehrreich und motivierend“, sagte Kröger, der selbst unter anderem die Trainerlizenz für Gewaltprävention und Selbstverteidigung vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) besitzt.

Insgesamt waren vom Leisniger Verein neun Sportler anwesend, die mit Kröger abwechselnd verschiedene Techniken übten. „Wir haben ihm einmal demonstriert, was wir hier machen“, sagt Künstler, „und er zeigte sich davon durchaus beeindruckt.“ So musste der Bünder gegen verschiedene Leute kämpfen und sammelte dabei Erfahrungen mit der von den Leisnigern praktizierten Karateform.

Nach dem Training trafen sich die Karateka noch im Sportlerheim und hatten sich eine Menge zu erzählen. „Die Zeit hat dazu überhaupt nicht ausgereicht, weil wir auf einer Wellenlänge schwimmen“, sagt Künstler und fügt an: „Es war schön und hat einfach Spaß gemacht.“

Deshalb soll der Besuch des Sportlers aus der Partnerstadt auch keine Einbahnstraße bleiben. So lud der 49-Jährige die Sachsen zum Gegenbesuch nach Nordrhein-Westfalen ein, wo auch gemeinsam trainiert werden soll. „Super nette Leute, herzliche Gastfreundschaft“, resümierte er seinen Besuch in Sachsen und freut sich auf ein erneutes Treffen. 

Das kann Rainer Künstler von Leisniger Seite bestätigen. „Im nächsten Jahr wollen wir mit einer Gruppe von vielleicht zehn Leuten nach Bünde fahren“, sagt er. „Das soll nicht nur der Vertiefung der Städtepartnerschaft dienen, sondern uns zeigen, wie der Verein in Nordrein-Westfalen mit seinen 150 Mitgliedern und Trainern strukturiert ist. Vielleicht können wir uns da ja auch etwas abschauen, ob beim Training oder der Organisation.“ Auch Alexander Kröger freut sich schon drauf und sagt: „Aber vielleicht sieht man sich ja auch schon vorher wieder.“