Merken

Deutsche halten sich für unfreundlich

Eine internationale Befragung zeigt: Einen Zusammenhang zwischen Frieden, Wohlstand und Freundlichkeit gibt es nicht.

 2 Min.
Teilen
Folgen
© imago/photothek

Berlin. Die Menschen in Deutschland sind von der Freundlichkeit ihrer Mitbürger im Schnitt nicht sonderlich beeindruckt. Das zeigen die Ergebnisse einer internationalen Online-Befragung durch das Basel Institute of Commons and Economics. Und noch etwas belegen die Daten, die von den Forschern um den Soziologen Alexander Dill erhoben wurden: Einen kausalen Zusammenhang zwischen Frieden, Wohlstand und Freundlichkeit gibt es nicht.

Die Befragten waren aufgerufen, auf einer Skala von 1 (niedrig) bis 10 (hoch) anzukreuzen, wie sie die Freundlichkeit der Menschen in ihrem Land einschätzen. Für Deutschland und Italien ergab sich dabei jeweils ein Durchschnittswert von 6,5 Punkten. Extrem freundlich schätzen dagegen die Bewohner der Zentralafrikanischen Republik ihre Landsleute ein. In dem von Armut und Konflikten geprägten Land liegt der Wert bei rekordverdächtigen 8,9 Punkten.

Wer nun aber meint, ein bewaffneter Konflikt lasse die Menschen in Dörfern und Nachbarschaften automatisch näher zusammenrücken, irrt, wie ein Blick auf andere Konfliktregionen zeigt. Im Jemen (6,6) und im Süd-Sudan (5,0) schätzen die Befragten die Freundlichkeit ihrer Mitbürger niedriger ein.

Etwas besser als die Freundlichkeit schätzen die Menschen in Deutschland die Hilfsbereitschaft ihrer Mitbürger ein (7,0 Punkte). Weniger rosig ist das Bild den Angaben zufolge in puncto Gastfreundlichkeit (6,0 Punkte), wo Deutschland auf einem Niveau liegt mit Italien, Ghana und Bangladesch.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen außerdem: Besonders überzeugt von der Gastfreundlichkeit der eigenen Bevölkerung ist man im Sudan (9,6 Punkte) und in Äthiopien (8,9 Punkte). Für Österreich errechneten die Forscher dagegen nur einen Durchschnittswert von 6,4.

Das Basel Institute of Commons and Economics ist als Partner für die UN-Nachhaltigkeitsziele registriert. Zu den 17 Zielen, die 2015 vereinbart wurden, zählen Armutsbekämpfung, Geschlechtergerechtigkeit und Klimaschutz. Institutsleiter Dill ist ein Kritiker internationaler Rangfolgen, bei denen allein auf Indikatoren wie Pro-Kopf-Einkommen oder Infrastruktur geschaut wird, ohne dass "soziale Güter" wie Gastfreundschaft oder Hilfsbereitschaft bewertet werden.

Im Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index), den das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) herausgibt, liegen Staaten wie Norwegen, die Schweiz, Australien und Deutschland immer in der Top-Gruppe. Die Zentralafrikanische Republik belegte hier zuletzt den vorletzten Platz. Der Jemen lag zuletzt auf Platz 178. Für diesen Index wird neben Einkommen und Bildung zusätzlich auch die durchschnittliche Lebenserwartung berücksichtigt. (dpa)