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Deutscher Offizier in Italien geehrt

Der Landkreis hat aus der Provinz Umbrien eine überraschende Einladung erhalten und dankt mit einem besonderen Geschenk.

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© privat

Von Peter Anderson

Meißen. So hat der Coswiger Manfred Lersen seinen Vater nie gekannt. Ihm war der aus Leipzig stammende Mann als Kind stets ein verschlossener und strenger Vater gewesen. Aus seiner Zeit als Offizier im Zweiten Weltkrieg in der italienischen Provinz Umbrien – südöstlich der Toskana – erzählte er so gut wie nichts. Dabei hätte Alfred Lersen eigentlich allen Grund dazu gehabt. Davon allerdings erfuhr Manfred Lersen erst vor Jahren durch einen Anruf des italienischen Heimatforschers Sandro Bassetti. Dieser hat seine Studienergebnisse in einem Buch zusammengefasst.

Demnach darf der Luftwaffen-Offizier Alfred Lersen als Retter der mit historisch einmaligen Denkmalen ausgezeichneten Stadt Orvieto gelten. Am 14. Juni 2017 jährt sich die Tat Lersens zum 73. Mal. Um die dazu geplanten Feierlichkeiten anzukündigen und vorzubereiten weilte jetzt eine Delegation des Landkreises mit Landrat Arndt Steinbach (CDU), Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) sowie Vertretern der Wirtschaft und des Tourismus in Orvieto. Von italienischer Seite wird dazu auf Parallelen zwischen beiden Regionen wie Weinanbau, Porzellan, sowie die Dome in Meißen und Orvieto verwiesen.

Ebenfalls mit nach Umbrien gereist ist der Coswiger Manfred Lersen. Als Geschenk hat er an die italienischen Gastgeber eine deutsche Adler-Schreibmaschine übergeben. Auf dieser hatte sein Vater das Dokument geschrieben, mit dem er als Stadtkommandant Orvieto für die anrückenden alliierten Truppen zur „offenen Stadt“ erklärte.

Britische Panzer im Anmarsch

Einer Pressemitteilung der Kommunalverwaltung von Orvieto zufolge marschierten die alliierten Truppen am Morgen des 14. Juni 1944 von Süden auf Orvieto zu. Als die auf einem Höhenzug liegende Altstadt in den Blick kam, sei dem an der Spitze einer Panzerkolonne fahrenden 30-jährigen, britischen Major Richard Heseltine ein Volkswagen mit weißer Fahne aufgefallen, der auf die Briten zuhielt. Aus dem VW stieg ein deutscher Offizier, welcher perfekt Englisch sprach, und im Namen seines Kommandanten Alfred Lersen den Vorschlag vortrug, Orvieto zur „offenen Stadt“ zu erklären und so vor Kämpfen und der Zerstörung zu bewahren. Der Vorschlag wurde von den Briten angenommen. Orvieto war gerettet .

Die Stadt gehörte in der Antike vermutlich zu den zwölf Bundeshauptstädten des etruskischen Reiches. Zeitweise war sie im Mittelalter Sitz der Päpste. Zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten zählt neben dem Dom ein Brunnen, welcher mit zwei in Form einer Doppelhelix gebauten Treppen ausgestattet ist.