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Bundesgartenschau in Erfurt eröffnet

Anders als ursprünglich geplant ist die Bundesgartenschau (Buga) in Erfurt am Freitag nur in kleinem Rahmen eröffnet worden.

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Das 6.000 Quadratmeter große Blumenbeet im Egapark in Erfurt.
Das 6.000 Quadratmeter große Blumenbeet im Egapark in Erfurt. © BUGA 2021

Erfurt. Ein Blumen- und Pflanzenmeer, das 87.000 Quadratmeter umfasst, darunter Tausende Rosen, Stauden, aber auch Nutzpflanzen: In Erfurt hat die Bundesgartenschau 2021 erste Besucher empfangen.

Der Eröffnung am Freitag war wegen der Pandemie allerdings eine heftige Zitterpartie vorangegangen. Nun ist aber klar, dass die Außenbereiche der großen Blumenschau für Besucher mit Ticket, Anmeldung und einem aktuellen von Profis ausgestellten negativen Corona-Testergebnis öffnen dürfen.

Der Testnachweis ist erst am Samstag nötig, bei der Eröffnung am Freitag wurde er noch nicht gebraucht. Die Auswirkungen der Pandemie waren trotzdem nicht zu verkennen: Die auf den Einlass beim Standort Egapark wartenden Besucher trugen Gesichtsmasken.

Vorbereitungen waren "Ritt auf Rasierklinge"

Begrüßt wurden die Ersten von ihnen mit einem kleinen Geschenk: Auch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) teilten Tüten voll mit duftender Minze, Thymian und mehr an die Besucher aus. "Es war eine Megabaustelle, elf Jahre Arbeit finden heute ihren Höhepunkt", sagte Ramelow vor großen Beeten mit bunten Frühblühern.

Dabei war vor allem der Endspurt in dieser Woche heikel. Ramelow verglich das Ganze mit Blick auf die der Pandemie geschuldeten Unsicherheiten und die Pläne für die Bundes-Notbremse mit einem Ritt auf der Rasierklinge.

"Auf diesen Tag haben wir elf Jahre lang hingearbeitet", erklärte auch Bausewein. Dann sei Corona gekommen und vieles habe umgeplant werden müssen. Bis Anfang der Woche sei in der Stadt noch darum gebangt worden, ob die Schau in der Pandemie überhaupt eröffnen könnte. Die eingeschränkte Öffnung ist aber auch mit dem neuen Infektionsschutzgesetz möglich.

6.000 Besucher am ersten Tag

Rund 6.000 Besucher hatten sich Organisatoren zufolge für den ersten Tag der bis 10. Oktober geplanten Buga angemeldet. Einige konnten ihre Freude nicht verbergen, dass es nach dem langen Bangen endlich losgehe. Eine Mutter mit Kind erklärte, dass ihre Tochter zur Zeit ohnehin nicht in die Kita könne. Also habe sie die Chance gleich am ersten Tag genutzt.

Erfurter Gewächse vor historischer Kulisse: Vom Petersberg erstreckt sich ein schöner Blick in die Altstadt.
Erfurter Gewächse vor historischer Kulisse: Vom Petersberg erstreckt sich ein schöner Blick in die Altstadt. © A.Hultsch/BUGA Erfurt 2021 gGmbH/dpa-tmn
Einen ersten Überblick auf das Erfurter Garten- und Ausstellungs-Gelände (ega) erhalten BUGA-Besucher auf diesem Aussichtsturm.
Einen ersten Überblick auf das Erfurter Garten- und Ausstellungs-Gelände (ega) erhalten BUGA-Besucher auf diesem Aussichtsturm. © Daniela David/dpa-tmn
Die Erfurter Altstadt ist einer von vielen Schauplätzen der Bundesgartenschau 2021.
Die Erfurter Altstadt ist einer von vielen Schauplätzen der Bundesgartenschau 2021. © A.Hultsch/BUGA Erfurt 2021 gGmbH/dpa-tmn
Palmen, Jackfruchtbäume, Bananenstauden und Schlangen gibt es im Urwaldhaus Danakil in Erfurt.
Palmen, Jackfruchtbäume, Bananenstauden und Schlangen gibt es im Urwaldhaus Danakil in Erfurt. © Steve Bauerschmidt/BUGA 2021/dpa-tmn
Im neuen Pflanzenschauhaus Danakil in Erfurt gibt es zwei Klimabereiche - eine karge Wüste und einen tropischen Urwald.
Im neuen Pflanzenschauhaus Danakil in Erfurt gibt es zwei Klimabereiche - eine karge Wüste und einen tropischen Urwald. © Steve Bauerschmidt/BUGA 2021/dpa-tmn
Ein wichtiger Standort für die Bundesgartenschau 2021 ist das Erfurter Garten- und Ausstellungs-Gelände (ega).
Ein wichtiger Standort für die Bundesgartenschau 2021 ist das Erfurter Garten- und Ausstellungs-Gelände (ega). © Steve Bauerschmidt/dpa
Poetische Inschriften und kleine Tempel: Im Schlosspark Tietfurt flanierten einst schon Goethe, Schiller und Wieland.
Poetische Inschriften und kleine Tempel: Im Schlosspark Tietfurt flanierten einst schon Goethe, Schiller und Wieland. © Daniela David/dpa-tmn
Johann Wolfgang von Goethe gestaltete den Landschaftspark an der Ilm mit - dort befindet sich auch sein Gartenhaus.
Johann Wolfgang von Goethe gestaltete den Landschaftspark an der Ilm mit - dort befindet sich auch sein Gartenhaus. © Daniela David/dpa-tmn
Marlen Wiedenstritt, hier auf der Krämerbrücke in Erfurt, bietet Führungen durch die alte Handelsstadt auf den Spuren des Gartenbaus an.
Marlen Wiedenstritt, hier auf der Krämerbrücke in Erfurt, bietet Führungen durch die alte Handelsstadt auf den Spuren des Gartenbaus an. © Daniela David/dpa-tmn
Einst empfing Herzogin Anna Amalia auf Schloss Ettersburg Literaten und Musiker.
Einst empfing Herzogin Anna Amalia auf Schloss Ettersburg Literaten und Musiker. © Daniela David/dpa-tmn
Diese Waldschneise im Schlosspark Ettersburg heißt Pücklerschlag - benannt nach dem Gartenplaner Fürst Hermann von Pückler-Muskau.
Diese Waldschneise im Schlosspark Ettersburg heißt Pücklerschlag - benannt nach dem Gartenplaner Fürst Hermann von Pückler-Muskau. © Daniela David/dpa-tmn

Eigentlich ist die Eröffnung einer Buga ein großes Fest mit Musik, zu dem auch der Bundespräsident kommt. Dieser hatte aber abgesagt. Er werde seinen Besuch nachholen, sagte Ramelow.

Teils noch in warme Jacken gepackt, schlenderten die ersten paar Hundert Besucher kurz nach Eröffnung zwischen den großen Blumenbeeten, Themengärten und Spielplätzen im Egapark umher.

Klimazonen-Haus und Peterskirche bleiben vorerst zu

Ziemlich genau vor 60 Jahren war auf der 36 Hektar großen Anlage die "Erste internationale Gartenbauausstellung der sozialistischen Länder" eröffnet worden, viele Erfurter verbinden schöne Erinnerungen mit dem Park. Auch Ramelow berichtet davon, wie er früher mit seinen Kindern dort unterwegs gewesen war.

Für die Buga konnte das Gelände umfangreich saniert werden. Nun steht dort auch das große Danakil genannte Klimazonen-Haus, das die Wüste und den Urwald mit Pflanzen und Tieren erlebbar machen soll. Vorerst bleiben die Türen für Besucher aber zu - auch das eine Corona-Auflage.

Auch auf dem zweiten Hauptstandort, dem Petersberg, muss ein Höhepunkt der Buga noch geschlossen bleiben: In der Peterskirche wäre eine multimediale Ausstellung zur Geschichte und Philosophie der Gartenkunst zu sehen. Dabei wird auch auf die Historie des mitten in der Stadt neben dem Dom gelegenen Petersberges eingegangen, die in der Summe alles andere als blumig war. Unter anderem befand sich dort einst die Staatssicherheit und rief unter den Erfurtern wenig positive Assoziationen hervor. Die Buga soll das nun endgültig ändern, so eine Hoffnung der Organisatoren.

Kritik: Warum darf die Bundesgartenschau öffnen?

Eine weitere Hoffnung ist, dass die coronabedingten Einschränkungen und Auflagen im Laufe der bis zum 10. Oktober geplanten Schau nach und nach gelockert werden können, so es die Infektionslage zulässt.

Teil der Buga sind auch mehr als 25 Außenstandorte in ganz Thüringen, an denen vor allem historische Garten- und Parkanlagen zu sehen sind. Auch dort sollten sich Besucher im Vorfeld nach den aktuellen Corona-Auflagen erkunden.

Komplett kritiklos lief die Eröffnung aber nicht ab. So kündigte der Bund der Steuerzahler Thüringen an, die Blumenschau im Auge behalten zu wollen. Manche Nutzer sozialer Netzwerke bekundeten auch Unmut darüber, dass die Schau öffnen dürfe, während andere Einrichtungen geschlossen bleiben müssten.

Die Buga-Organisatoren argumentieren dagegen, dass der Besuch der weitläufigen Anlagen vertretbar und besser zu steuern sei als etwa bei öffentlichen Parkanlagen. Experten gingen davon aus, dass die Ansteckungsgefahr unter freiem Himmel deutlich geringer sei als in geschlossenen Räumen. (dpa)