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Radfahrerin in Berlin nach Unfall mit Betonmischer gestorben

Eine Radfahrerin wurde bei einem Unfall schwer verletzt und war zunächst hirntot. Am Donnerstag starb sie an den Unfall-Folgen. Klima-Protestlern wird vorgeworfen, ihre Rettung durch eine Straßenblockade verzögert zu haben.

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Eine Radfahrerin ist nach einem Unfall mit einem Betonmischer gestorben. Nun gibt es Kritik gegen die Klima-Protestgruppe "Letzte Generation", die die Rettung durch eine Straßenblockade verzögert haben soll.
Eine Radfahrerin ist nach einem Unfall mit einem Betonmischer gestorben. Nun gibt es Kritik gegen die Klima-Protestgruppe "Letzte Generation", die die Rettung durch eine Straßenblockade verzögert haben soll. © Dietmar Thomas (Symbolfoto)

Die bei einem Unfall mit einem Betonmischer in Berlin lebensgefährlich verletzte Radfahrerin ist tot. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag gemeinsam mit. Die 44-Jährige sei am Donnerstagabend im Krankenhaus verstorben. Zuvor war die Frau nach Polizeiangaben bereits für hirntot erklärt worden.

Der Unfall am Montag hat für bundesweites Aufsehen und Diskussionen gesorgt. Denn ein Spezialfahrzeug, das helfen sollte, die Verletzte unter dem Lkw zu befreien, stand nach Angaben der Feuerwehr in einem Stau auf der Stadtautobahn. Dieser soll durch eine Aktion der Klima-Protestgruppe "Letzte Generation" ausgelöst worden sein.

Durch den Vorfall geraten Klima-Aktivisten unter Rechtfertigungsdruck. Bundesinnenministerin Nancy Faeser forderte ein entschiedenes Vorgehen: "Wenn Straftaten begangen werden und andere Menschen gefährdet werden, ist jede Grenze legitimen Protests überschritten", sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Polizei ermittelt gegen Klimaprotestler

"All das hat mit einer demokratischen Auseinandersetzung überhaupt nichts zu tun. Die Straftäter müssen schnell und konsequent verfolgt werden." Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte, juristisch ein Verbot der Klima-Protestgruppe "Letzte Generation" zu prüfen.

Die Polizei ermittelt nun gegen zwei 63 und 59 Jahre alte Klimaprotestler wegen unterlassener Hilfeleistung beziehungsweise der Behinderung hilfeleistender Personen. Es müsse - auch mit Sachverständigen - der kausale Zusammenhang zu den Blockaden geprüft werden, heißt es von der Polizei.

Die Feuerwehr geht davon aus, dass sich die Rettung der Frau um mehrere Minuten verzögert hat, weil das Spezialfahrzeug im Stau stand. Allerdings räumte ein Feuerwehrsprecher ein, auch die Bildung einer Rettungsgasse sei am vergangenen Montag angesichts der Größe des Fahrzeugs problematisch gewesen.

"Letzte Generation" zeigt sich bestürzt

Da die Technik nicht zur Verfügung stand, mussten die Retter an der Unfallstelle nach Angaben der Feuerwehr improvisieren. Dadurch sei es zu Zeitverzögerungen gekommen. Angaben dazu, ob dies Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Radfahrerin hatte, machte die Feuerwehr nicht. Es sei auch generell schwer, eine derartige Aussage zu treffen, sagte ein Sprecher. Zugleich verwies er auf die laufenden Ermittlungen.

Die Gruppe "Letzte Generation" zeigte sich bestürzt über die Nachricht vom Hirntod der Frau. "Es trifft uns tief, dass die Radfahrerin, die am Montag in Berlin bei einem Unfall von einem Betonmischer schwer verletzt wurde, nun für hirntot erklärt wurde", erklärte Aktivist Henning Jeschke am Donnerstag auf dpa-Anfrage.

In sozialen Netzwerken werden die Klima-Aktivisten seit dem Vorfall verstärkt angefeindet und wurden für den Hirntod der Frau direkt verantwortlich gemacht. "Wir hören viele Informationen bis hin zu Unwahrheiten, die von großen Medien verbreitet werden. Wir sollten uns an sichere Fakten halten, wie auch in der Klimakatastrophe", erklärte Jeschke. "Wir fordern die Medien auf, die Realität als solche darzustellen, ohne aufzuwiegeln."

"Letzte Generation" will weiter protestieren

Auf die Frage, ob der Unfall etwas an den Protestaktionen ändere, sagte er: "Solange unsere höchsten politischen Organe unsere gemeinsame Verfassung mit Ansage brechen, da sie unsere Lebensgrundlagen zerstören, solange werden wir friedlichen Widerstand leisten."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält die umstrittenen Aktionen für nicht zielführend im Kampf gegen den Klimawandel. "Die Frage ist, ob das, was wir auch sehen in diesen Tagen, dass kostbare Gemälde mit Lebensmitteln beworfen werden oder Menschen sich auf der Straße festkleben, dem Klimaziel wirklich weiterhilft", sagte Steinmeier am Donnerstag bei einem Besuch in Kyoto.

"Ich befürchte, dass es die breite gesellschaftliche Unterstützung für mehr und entschiedeneren Klimaschutz eher in Frage stellt beziehungsweise uns die Chance raubt, diese Unterstützung noch größer werden zu lassen."

Mann soll auf Lastwagenfahrer eingestochen haben

Während sich die politische Diskussion zum Vorgehen gegen Klimademonstranten verschärft, setzte die Berliner Polizei ihre Ermittlungen zu dem Unfall fort. Dazu gehört auch die Festnahme eines Mannes, der am Unfallort auf den Lastwagenfahrer mit einem Messer eingestochen haben soll. Der 64-jährige Lastwagenfahrer kam ins Krankenhaus, konnte dies laut Polizei aber am Donnerstag verlassen.

Der mutmaßliche Täter wurde am Mittwochabend gegen 20.30 Uhr in der Nähe des Tatortes an der Bundesallee gefasst. Er stamme aus dem Obdachlosen-Milieu, sagte eine Polizeisprecherin am Donnerstag. Der 48-Jährige ist mittlerweile in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Das teilte die Berliner Staatsanwaltschaft am Freitag auf Anfrage mit. Laut Polizei gibt es Hinweise auf eine psychische Erkrankung bei dem Mann. (dpa)

Transparenzhinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, das Unfallopfer sei "gestorben" - das wurde korrigiert, als bekannt wurde, dass die Frau zunächst hirntot war. Der Artikel wurde am Freitag erneut überarbeitet, als die Polizei mitteilte, dass die Frau mittlerweile gestorben sei.