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Schlechte Konsumstimmung wird auch Weihnachtsgeschäft treffen

Jeder Zweite will dieses Jahr weniger Geld für Präsente ausgeben. Das wirkt sich auch auf Einzelhändler, sowie DHL, Hermes und Co aus.

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Diese Weihnachten könnten weniger Pakete als üblich unterm Baum liegen. Das Meinungsforschungsinstitut YouGov und auch die Paketbranche rechnen mit weniger Käufen und Bestellungen.
Diese Weihnachten könnten weniger Pakete als üblich unterm Baum liegen. Das Meinungsforschungsinstitut YouGov und auch die Paketbranche rechnen mit weniger Käufen und Bestellungen. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa (Archiv)

Berlin. Angesichts der hohen Energie- und Lebensmittelpreise wollen viele Menschen in diesem Jahr an den Weihnachtsgeschenken sparen. Bei einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gab Anfang November mehr als die Hälfte der befragten Verbraucherinnen und Verbraucher an, diesmal weniger für Präsente ausgeben zu wollen oder sie kündigten sogar an, im Gegensatz zu früher ganz auf Geschenke zu verzichten. Zum einem ähnlichen Ergebnis kam auch das aktuelle "Stimmungsbarometer 2023" der Postbank.

Rund ein Fünftel der Befragten (21 Prozent) kündigten bei der dpa-Umfrage an, in diesem Jahr "deutlich weniger" Geld für Weihnachtsgeschenke in die Hand nehmen zu wollen. Weitere 22 Prozent planen "etwas weniger" auszugeben. Immerhin 8 Prozent gaben an, im Gegensatz zu früher sogar ganz auf Geschenke verzichten zu wollen. Nur knapp ein Viertel der Befragten (23 Prozent) will demnach nichts an seinem Geschenkverhalten ändern.

Aber nicht nur bei den Geschenken, auch rund um das Fest wollen viele den Gürtel enger schnallen. Ein Viertel der Befragten gab an, die Weihnachtsbeleuchtung zu reduzieren. Jeder Fünfte (18 Prozent) will dieses Jahr auf einen Weihnachtsbaum verzichten oder zumindest ein kleineres Exemplar kaufen. Rund 17 Prozent der Befragten wollen weniger für das Weihnachtsessen ausgeben.

Finanzielle Situation verschlechtert sich für viele

Die Ergebnisse ähneln denen einer Umfrage, die YouGov einen Monat zuvor für das "Stimmungsbarometer 2023" der Postbank durchgeführt hatte. Damals gaben rund 60 Prozent der Befragte an, sich bei den Ausgaben für Weihnachtsgeschenke in diese Jahr einschränken zu wollen.

Das Postbank-Stimmungsbarometer machte auch deutlich, wie sehr sich die finanzielle Situation für viele Haushalte seit Jahresbeginn verschlechtert hat. Noch im Januar gaben 11 Prozent der Befragten an, wegen der gestiegenen Preise kaum noch die Ausgaben für die eigene Lebenshaltung bezahlen zu können. Im September war dieser Anteil bereits auf über 18 Prozent gestiegen.

Fast zwei Drittel der Befragten (62,1 Prozent) rechnen im kommenden Jahr mit einer Verschlechterung ihrer finanziellen Situation. Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren es nur 26 Prozent. Seit dem Start der Postbank-Umfrage im Jahr 2015 sei noch nie ein solches Ausmaß an Pessimismus beobachtet worden, berichteten die Meinungsforscher. (dpa)

Paketbranche rechnet mit deutlich weniger Aufträgen

Die eingetrübte Konsumlaune wirkt sich auch auf die Paketbranche aus. Wie aus der am Donnerstag publizierten Studie des Bundesverbandes Paket & Expresslogistik (Biek) hervorgeht, rechnen die Logistiker im November und Dezember mit 415 Millionen Sendungen von Firmen an Verbraucher (B2C, Business-to-Consumer).

Das sind rund sieben Prozent (30 Millionen) weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Branche hat ein starkes Corona-Wachstum hinter sich, 2020 wuchsen die Paketmengen um 20 Prozent und 2021 um drei Prozent. Diese Corona-Sonderkonjunktur ist vorbei.

Das Weihnachtsgeschäft ist die wichtigste Zeit für die Paketbranche. In den letzten beiden Monaten des Jahres sind Privatleute auf der Suche nach Geschenken. Rabattaktionen wie der Black Friday kurbeln den Konsum an. Die Paketmengen lassen sich schon jetzt gut abschätzen, weil die Logistiker vorab Verträge mit Händlern geschlossen haben. Da deren Erwartungen gedämpft sind, haben sie sich weniger Paketvolumina gesichert. Durchgeführt hat die Studie das Beratungsunternehmen KE-Consult, Auftraggeber war der Verband Biek.

Immer noch mehr Pakete als vor der Corona-Pandemie

Nimmt man die Pakete von Firmen an Firmen (B2B) und von Verbrauchern an Verbraucher (C2C) hinzu, so rechnet die Branche insgesamt mit 750 Millionen Sendungen und damit circa fünf Prozent (40 Millionen) weniger als im Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit sind die diesjährigen Mengen aber noch hoch, im Weihnachtsgeschäft 2019 waren es den Angaben zufolge nur 665 Millionen Sendungen gewesen.

Mit Blick auf den Rückgang im Vergleich zu 2020 sagte der Biek-Vorsitzende Marten Bosselmann, dass das veränderte Konsumverhalten vor der Paketbranche keinen Halt mache. "Die Menschen im Land fürchten die steigenden Kosten."

Der Markt war schon im ersten Halbjahr rückläufig, in diesem Zeitraum sank das Sendungsvolumen der Studie zufolge um 11,4 Prozent. Für das Gesamtjahr 2022 rechnen die Marktanalysten in der deutschen Branche mit "etwas mehr als 4 Milliarden Sendungen" - das wäre ein ähnlich starker Rückgang wie im ersten Halbjahr.

Auch Onlinegeschäft und Einzelhandel betroffen

Die schlechte Konsumstimmung in Deutschland wird nach Einschätzung des Handels in diesem Jahr auch sichtbare Spuren im Weihnachtsgeschäft bei Einzel- und Onlinehändlern hinterlassen. Real - also bereinigt um Preissteigerungen - rechnet der Handelsverband Deutschland (HDE) für die letzten beiden Monate des Jahres mit einem Rückgang der Einkäufe um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie der HDE am Donnerstag mitteilte. Nominal werde der Umsatz aufgrund der hohen Inflation allerdings um 5,4 Prozent auf rund 120,3 Milliarden Euro steigen.

"Die Umsätze wachsen nur über die inflationsbedingt steigenden Preise", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Für die Handelsunternehmen bleibe es eine schwierige Zeit. Nach einer aktuellen HDE-Umfrage rechnen rund 70 Prozent der Händler mit einem schlechteren Weihnachtsgeschäft als im vergangenen Jahr. Auch der Onlinehandel wird der HDE-Prognose zufolge einen realen Umsatzrückgang hinnehmen müssen.

Für das Gesamtjahr 2022 geht der Handelsverband für den Einzelhandel nun von einem nominalen Umsatzplus von 7,5 Prozent im Einzelhandel aus. Real bedeute das ein Minus von 0,1 Prozent. Im E-Commerce erwartet der HDE für November und Dezember ein nominales Plus von 1,4 Prozent, real ein Minus von 4,5 Prozent. Für das Gesamtjahr 2022 sinken die Onlineumsätze der Prognose zufolge um nominal 2,3 Prozent, real um 7,2 Prozent. (dpa)