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Pilze suchen in Sachsen: Wer später geht, muss tiefer rein

Nichts ist so beglückend wie ein voller Pilzkorb. Und falls er leer bleibt – auch nicht schlimm. Ein Essay über die Faszination Pilzesammeln.

Von Karin Großmann
 6 Min.
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Wir sind ja sowieso nur wegen der guten Luft hier – eine der Schutzbehauptungen, wenn nach zwei Stunden immer noch nichts im Körbchen ist.
Wir sind ja sowieso nur wegen der guten Luft hier – eine der Schutzbehauptungen, wenn nach zwei Stunden immer noch nichts im Körbchen ist. © Getty Images

Wir gehen in die Pilze. Da fängt das Dilemma schon an. Denn kein Mensch geht in die Pilze, sondern dorthin, wo sie wachsen. Falls sie denn wachsen wollen. Oft ist es ihnen zu warm, zu kalt, zu trocken oder zu nass. Das mögen sie nicht. Dann bleiben sie drin. Was auch immer sie dort unten tun. Es kann Jahre dauern, bis man bei der Lieblingsstelle hinter der Birke wieder was findet. Und was haben wir dort schon rausgeholt! Profis decken solche Stellen mit Reißig ab und verraten sie keinem. Sie wollen alleine ernten. Der ärgste Feind des Pilzsammlers ist der Pilzsammler. Er war immer schon vor uns da. Hat die Gummistiefel bis unters Kinn gezogen und ist im Morgennebel mit seinem Weidenkorb losgestapft. Handgeflochten. Plastiktüte geht gar nicht. Nicht nur wegen der Weltmeere. Pilze schwitzen in Plastik, sie kriegen keine Luft, das Eiweiß zersetzt sich, da wird einem schon beim Zugucken schlecht. Lieber opfern wir unser Shirt oder die abtrennbare Kapuze. Augen auf beim Anorakkauf! Korb ist aber besser.

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