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Deutschlands begehrtester Luxus kommt aus Glashütte

Drei Uhrenfirmen aus dem Osterzgebirge gehören zu den deutschen Top-20-Luxusmarken. Zwei sind ganz vorn dabei.

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© Lange Uhren/Ben Gierig

Von Peter Anderson und Franz Werfel

Glashütte. Luxusmarken gibt es viele in Deutschland. Porsche, Montblanc, Wempe, Loewe oder Jil Sander – um nur einige zu nennen. Doch wer hat die beste, bekannteste und beliebteste Marke? Die Gewinner sitzen an der Müglitz, nicht an der Triebisch. Sachsens zwei bekannte Uhren-Produzenten A. Lange & Söhne sowie Glashütte Original haben sich an der Spitze des deutschen Luxusmarken-Rankings 2018 behauptet. Mit Nomos konnte noch ein dritter Hersteller aus dem Osterzgebirge in die Top-20 aufrücken. Die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen ist dagegen um sieben Plätze auf Rang 22 abgerutscht. Das lässt sich einer jetzt veröffentlichten Studie entnehmen, die das Manager Magazin zusammen mit zwei Beraterunternehmen erstellt hat.

Bereits zum siebten Mal im Abstand von zumeist zwei Jahren wurden zu diesem Zweck knapp 200 Experten befragt. Die Branchenkenner konnten in drei verschiedenen Bereichen insgesamt 300 Punkte pro Marke vergeben. Dabei ging es unter anderem um Bekanntheit, Perfektion, Ästhetik, Innovation und um das gefühlte sowie das tatsächliche Kaufpreisniveau. Daraus ergab sich eine insgesamt 30 Plätze umfassende Tabelle.

Eine der Erkenntnisse aus der Analyse: Der Luxusmarkt boomt weltweit. Deutsche Hersteller tun sich allerdings schwer damit, aus dem Aufschwung Gewinn zu ziehen. Das liegt vor allem daran, dass sich das Kaufverhalten der jungen Generation stark von dem ihrer noch sehr traditionsbewussten Eltern unterscheidet. Diese Kunden müssten künftig sehr individuell angesprochen werden, folgern die Verfasser der Studie.

Ein starkes eigenes Profil, das sich klar von der Konkurrenz absetzt, ist ein wichtiger Schlüssel für den künftigen Erfolg. Dass das zunehmend auch für die Glashütter Uhrenfirmen wichtig wird, bestätigte Uhrenexperte Thomas Wanka Anfang des Jahres in einem SZ-Gespräch. Entscheidend sei „ein klares Bild über den Käufer der Modelle einer Uhrenmarke“, sagte der Chefredakteur des „Uhren-Magazins“. Da mechanische Uhren heute wieder im Trend lägen, müssten sich die Marken ausdifferenzieren. „Nach meiner Einschätzung haben A. Lange & Söhne und Nomos Glashütte ein klares Produkt- und Kundenprofil, das mir beständig scheint“, so Wanka. Andere würden eher die Modelle bauen, die kurzfristig erfolgreich scheinen.

Wilhelm Schmid ist der Chef von A. Lange & Söhne. Er freut sich über das Studienergebnis und sagt: „Eine solche Studie sagt vor allem etwas über die Außenwirkung, das Image der Marke, und sie gibt uns die schöne Bestätigung, dass wir mit unserem Geschäftsmodell auf dem richtigen Weg sind.“

Firmenziel: Niemals stehenbleiben

Eine Kernaussage der Untersuchung lautet: Die deutschen Luxusmarken müssen das Spannungsfeld zwischen Tradition und Transformation authentisch beherrschen. Dem kann Lange-Chef Schmid nur zustimmen. Walter Lange, der im vergangenen Jahr verstorbene Firmengründer, habe einmal gesagt, man solle von sich das Gleiche verlangen wie von einer Uhr: niemals stehenzubleiben. „Wir verstehen seine Maxime als Aufforderung, uns nicht mit dem einmal Erreichten zufriedenzugeben, sondern immer wieder nach neuen Wegen zu suchen“, so Schmid. „Das bedeutet, dass wir Veränderungen wie globale Finanzkrisen, sich wandelndes Konsumverhalten und neue Technologien rechtzeitig erkennen müssen, um uns flexibel darauf einstellen zu können.“ Der Erfolg der Firma am Markt und die Begeisterung von Kunden in aller Welt für die Lange-Uhren würden sich nun im Ergebnis des neuen Luxusmarken-Rankings niederschlagen.

Auf die Porzellan-Manufaktur Meissen warten hingegen Herausforderungen: Ein modernerer Internetauftritt solle noch in diesem Jahr kommen, sagt Sprecherin Sandra Jäschke. Kunden müssten künftig klarer angesprochen, die traditionelle Handwerkskunst noch stärker betont werden.

Den Weg, den die Meißener nun gehen wollen, hat Uhrenproduzent Nomos aus Glashütte bereits zu großen Teilen erfolgreich absolviert. An diesem Beispiel zeige sich, dass es als deutsche Luxusmarke machbar sei, eine jüngere Zielgruppe zu begeistern, heißt es im Ranking des Manager Magazins. In den letzten drei Jahren ist das noch junge Unternehmen aus dem Müglitztal um 65 Prozent gewachsen.

Dabei hat Nomos für sich ein Segment in der Uhrenwelt erschlossen, das der geschäftsführende Gesellschafter der Uhren-Manufaktur Uwe Ahrendt gern „demokratischen Luxus“ nennt. Die meisten Nomos-Uhren, geprägt von den klaren Design-Prinzipien der Werkbund- und Bauhaus-Schule, kosten zwischen 1 000 und 4 000 Euro. Für das teuerste Modell sind reichlich 14 000 Euro fällig – in dieser Region fangen die Preislisten der Glashütter Luxusmarken Lange und Glashütte Original erst an.

Das komplette Ranking finden Sie hier