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Diät-Killer Höflichkeit

Sollte man als Gast auch mal Pause mit dem Abnehmen machen? Die Probanden sehen das unterschiedlich.

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Manfred Müller (l.) verliert am fünften Tag stolze 500 Gramm. Jörg Richter zeigt sich als höflicher Zeitgenosse und isst, wenn er einlädt oder eingeladen wird, natürlich mit. Für die Diät hat das aber Folgen.
Manfred Müller (l.) verliert am fünften Tag stolze 500 Gramm. Jörg Richter zeigt sich als höflicher Zeitgenosse und isst, wenn er einlädt oder eingeladen wird, natürlich mit. Für die Diät hat das aber Folgen. ©  Anne Hübschmann

Von Jörg Richter

Journalisten wird ja gelegentlich vorgeworfen, dass sie es mit der Wahrheit nicht immer so genau nehmen. Und auch der Bürgermeister von Lampertswalde fragte mich mal in einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderates in seiner unnachahmlichen Weise, ob meine Familie aus Hessen stamme und ich ein Nachfahre der Gebrüder Grimm sei. 

Auf solche Unverfrorenheiten reagiere ich meist mit Humor. Tatsächlich fließt in meinen Adern sächsisches, schlesisches und vogtländisches Blut. Und da ich allen drei Volksgruppen und auch meinem Berufsstand keine Schande bereiten möchte, halte ich es mit der Wahrheit sehr genau.  

Auch in diesem schlimmen Moment: Ich habe zugenommen. Es sind zwar im Vergleich zum Vortag nur 200 Gramm. Also fast nichts. Aber es fühlt sich an wie eine Niederlage. Zu meiner Ehrenrettung kann ich sagen, dass das unkontrollierte Futtern aus Höflichkeit geschah. Denn bei jeder Diät kommt immer mal wieder der Augenblick, in dem man sich entscheiden muss zwischen konsequentem Handeln und seiner guten Erziehung. Diesen Augenblick erlebte ich am fünften Tag dieses Diät-Duells gleich dreimal. 

Das erste Mal schon am Morgen. Da hatte mein Vater, der mich einmal in der Woche zum gemeinsamen Frühstück einlädt, für mich ein Doppelbrötchen vom Bäcker mitgebracht. Eigentlich eine Semmel zu viel. Und am Mittag wollte ich meinen Kolleginnen nicht mit dieser Diät auf die Nerven gehen und aß brav die volle Portion gebratene Nudeln mit. 

Damit war mein Tagesbedarf gedeckt. So zeigte es mir jedenfalls meine Abnehm-App an. Der gute Vorsatz, das Abendessen ausfallen zu lassen, verflog, als wir am Abend Besuch erhielten. Da isst man natürlich als guter Gastgeber mit.

Von Manfred Müller

Da bewegt sich wieder etwas. Und das, obwohl ich den Geburtstag meiner Schwester überstehen musste – mit all seinen Versuchungen. Und es hat geklappt! Ich bin konsequent beim schwarzen Kaffee geblieben, habe keinen Bissen vom Kuchen genascht. 

Das Anstoßen auf die Gesundheit wurde auf den Samstag nach der Diät verschoben. Dass Alkohol fürs Abnehmen eher kontraproduktiv ist, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Und zwar nicht nur Bier, das die sprichwörtliche Wampe wachsen lässt, sondern auch Wein und natürlich Hochprozentiges. Deshalb verbietet die Max-Plack-Diät strikt jeglichen Alkoholgenuss. 

Ich hatte zum Auftakt befürchtet, dass ich mein Gläschen Wein am Abend vermissen werde. Erstaunlicherweise fehlt es mir bisher nicht wirklich. Ein türkischer Apfeltee vorm Einschlafen tut es auch. Das heutige Diät-Programm: schwarzer Kaffee und drei Möhren zum Frühstück, Kochfisch und gebratene Tomaten zu Mittag, ein Schweinesteak mit Salat am Abend.

Abnehmen ist übrigens ein hervorragendes Partythema. Als ich beim Geburtstagskaffee davon erzählte, kam ich sofort ins Gespräch mit einem der Gäste. Der versucht es mit Intervallfasten und hat über die Monate hinweg sage und schreibe acht Kilogramm abgenommen. 

Für die gewichtigeren Partybesucher, die ihren Kuchen ohne Gewissenbisse in sich hineinmampfen wollen, können solche Diskussionen natürlich ein Stimmungskiller sein. Es sei denn, sie haben den sprichwörtlichen Humor der Dicken. 

Eine etwas kräftigere Gratulantin wartete mit folgender Anekdote auf: Bei einem Arztbesuch fragt sie der Doktor, ob sie der Gesundheit wegen nicht etwas gegen ihr Übergewicht unternehmen wolle. Ihre Antwort: Wissen Sie, wie lange ich gebraucht habe, um so auszusehen, wie ich jetzt aussehe?