Görlitz. Einen neuen großen Arbeitgeber mit rund 1500 Mitarbeitern wird es ab 1. Januar 2019 im Landkreis Görlitz geben. Dann werden die bisher eigenständigen Stiftungen Diakonie Görlitz-Hoyerswerda und das Martinshof-Rothenburg-Diakoniewerk die Stiftung „Diakonie St. Martin“ gründen. Das teilten die Vorstände beider Unternehmen, Johannes Johne und Mandy Köhler sowie Petra-Edith Pietz und Robert Dünnbier, mit. Sie werden auch die neue Stiftung leiten. Damit kommen jahrelange Bemühungen an ihr Ziel, die unternehmerischen Bereiche der Diakonie im evangelischen Kirchenkreis schlesische Oberlausitz unter einem Dach zu vereinen. Das gelingt aber nur zum Teil. Der dritte Partner, die Diakonie-Stiftung Sozialwerk Lausitz mit Sitz in Görlitz, stieg bei den Fusionsgesprächen aus. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie die Diakonie-Fusion aussieht
Warum gehen die beiden diakonischen Einrichtungen zusammen?
Beide Stiftungen sind kerngesund, sagt Johannes Johne. „Für unsere Diakonie Görlitz-Hoyerswerda wird 2017 das beste Jahr“. Es sind also keine akuten wirtschaftlichen Sorgen, die die beiden Stiftungen zur Fusion bewegen. Beide Stiftungen ergänzen sich gut. Die Rothenburger haben ihre Schwerpunkte in der ambulanten Altenhilfe und beim Wohnen für Behinderte, die Görlitzer Diakonie betreibt hingegen mehr Altenheime und Kindergärten. „Wir haben deshalb nicht zuerst auf die Zahlen geschaut, sondern ob ein Zusammengehen Sinn macht“, erklärt Robert Dünnbier vom Martinshof Rothenburg.
Was bringen die beiden Stiftungen in die neue Organisation ein?
Beide Stiftungen haben diakonische Einrichtungen fortgeführt, die bereits seit Jahrzehnten bestehen. So betreibt die Diakonie Görlitz-Hoyerswerda beispielsweise die Görlitzer Altenheime Bethanien, Wichernhaus und Luisenstift, aber auch das „Martinstift“ in Reichenbach und eine Wohnstätte für Behinderte in Sohland. Vor einigen Jahren errichtete die Stiftung ein Altenheim in Hoyerswerda. Dazu kommen viele Kitas wie Bethanien oder Salem in Görlitz. Das Martinshof-Rothenburg-Diakoniewerk ging aus dem Martinshof in Rothenburg hervor, hat aber mittlerweile zahlreiche Einrichtungen der ambulanten Pflege im Norden des Landkreises übernommen. Beide Stiftungen arbeiten im evangelischen Kirchenkreis schlesische Oberlausitz, der heute das Gebiet der früheren Görlitzer Landeskirche umfasst. Mit der neuen Stiftung wollen die Einrichtungen auch ihr christliches Profil schärfen und die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche stärken.
Was bringt die Fusion den beiden Diakonie-Stiftungen?
Die Arbeitsgebiete der bisherigen Stiftungen ergänzen sich gut. Ambulante und stationäre Angebote in der Pflege können jetzt gemeinsam entwickelt werden. Das spart Ressourcen. Zugleich hofft die Diakonie, damit auch als großer Arbeitgeber attraktiv für Fachkräfte zu sein. Altenpfleger sind genauso gesucht wie Kita-Erzieherinnen mittlerweile. Die neue Stiftung ist auch kapitalstärker, um große Projekte umsetzen zu können. So könnte eine Erweiterung des Görlitzer Altenheimes Bethanien um ein leerstehendes Haus, in dem früher eine Kita untergebracht war, verwirklicht werden. Dafür rechnen die Verantwortlichen mit einer Investition von fünf bis sechs Millionen Euro.
Was plant die neue Stiftung für künftige Projekte?
„Wir konzentrieren uns auf das, was wir können“, sagt Robert Dünnbier. So bereite der Martinshof gegenwärtig acht Projekte für betreutes Wohnen vor, seit Anfang der Woche steht ein Bauschild in Gablenz. Dabei kämen die Gemeinden auf die Diakonie zu. „Zusammen suchen wir nach Möglichkeiten, um den Menschen vor Ort zu helfen“, sagt Petra-Edith Pietz. In Görlitz plant die neue Stiftung den Bau einer inklusiven Ersatz-Kita in Biesnitz. Mandy Köhler kündigte an, Jugend- und Behindertenhilfe zu verknüpfen, um auf neue Entwicklungen besser zu reagieren. Und im Martinstift Reichenbach soll eine Tagespflege etabliert werden.
Wie sind die nächsten Schritte für die neue Stiftung?
Obwohl der juristische Sitz der neuen Stiftung Görlitz ist, wird sie ab 1. April von Rothenburg aus verwaltet. Übergangsweise, heißt es. Der neue Stiftungsrat muss endgültig entscheiden, wo die Verwaltung angesiedelt wird, sowohl Görlitz als auch Rothenburg sind im Gespräch. Damit beide Stiftungen mit ihren 1500 Mitarbeitern gut zusammenwachsen, werden nun gemeinsame Arbeitsgruppen gebildet, die Mitarbeitervertretungen werden zusammenkommen, ein Leitbild für die neue Stiftung erarbeitet.