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Die andere Seite der Zooarbeit

Artenschutz bedeutet nicht nur die Zucht bedrohter Tierarten. Der Zoo will sein Engagement noch ausbauen.

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© M. Doering,

Von Juliane Richter

Die Mischung macht‘s. Auch im Zoo. Besucherlieblinge wie Koalas oder Erdmännchen garantieren großes Interesse und zahlende Gäste. Schon lange folgt der Dresdner Zoo aber auch der Devise, ebenso weniger populäre – aber dafür vom Aussterben bedrohte Tierarten – zu zeigen und mit deren Zucht zur Arterhaltung beizutragen. Deshalb finden sich im Zoo eben auch Blaulatzaras, von denen in freier Natur nur noch wenige hundert Tiere leben. Oder Bartaffen, deren Population außerhalb von Tierparks noch auf etwa 4 500 Exemplare geschätzt wird.

Die Pinguine: Der Zoo ist Gründungsmitglied des Pinguinschutzvereins Sphenisco e.V. Diesen unterstützt er jährlich mit bis zu 1000Euro. Der Verein leistet vor allem Bildungsarbeit an Schulen und kämpft für Naturschutzgebiete.
Die Pinguine: Der Zoo ist Gründungsmitglied des Pinguinschutzvereins Sphenisco e.V. Diesen unterstützt er jährlich mit bis zu 1000Euro. Der Verein leistet vor allem Bildungsarbeit an Schulen und kämpft für Naturschutzgebiete. © R. Meinig
Der Schneeleopard: Der Snow Leopard Trust ist in Zentralasien aktiv. Die Mitarbeiter schulen dortige Bauern zu Raubtierschutzzäunen und versuchen, sie vom Töten der Tiere aus Rachegründen abzuhalten. Auch dafür gibt der Zoo jährlich 1000 Euro.
Der Schneeleopard: Der Snow Leopard Trust ist in Zentralasien aktiv. Die Mitarbeiter schulen dortige Bauern zu Raubtierschutzzäunen und versuchen, sie vom Töten der Tiere aus Rachegründen abzuhalten. Auch dafür gibt der Zoo jährlich 1000 Euro. © S. Ellger
Der Sunda-Gavial: Über die Krokodilart mit der schmalen, langen Schnauze ist wenig bekannt. Noch etwa 2500 Tiere soll es in der freien Natur geben. Die „Tomistoma Task Force“ wendet viel Geld für die Erforschung der Tiere auf.
Der Sunda-Gavial: Über die Krokodilart mit der schmalen, langen Schnauze ist wenig bekannt. Noch etwa 2500 Tiere soll es in der freien Natur geben. Die „Tomistoma Task Force“ wendet viel Geld für die Erforschung der Tiere auf. © Zoo Dresden

Der zoologische Assistent Thomas Brockmann ist im Zoo für den Artenschutz zuständig und kümmert sich dabei um all jene Projekte, die der Besucher oft erst bei genauerem Hinsehen entdeckt. „Ein Zoo sollte neben der Zucht auch durch Projekte im Lebensraum der Tiere dazu beitragen, dass bedrohte Arten erhalten bleiben“, sagt er. Konkret heißt das, dass der Zoo weltweit sechs Projekte finanziell unterstützt. Dazu gehört ein Netzwerk zum Schutz der Roten Pandas in Nepal. Während sich die Tiere im hiesigen Zoo seit Jahren gut vermehren und aktuell wieder zwei Jungtiere haben, wird ihr Lebensraum in Asien zunehmend zerstört und sinkt die Population. Das dortige Projekt richtet sich gegen die Wilderei und bildet Einheimische zu Wildhütern aus. Zum hiesigen Panda-Aktionstag konnte der Zoo in diesem Jahr rund 600 Euro sammeln und weitergeben. „Häufig kombinieren wir das mit kleinen Aktionen. Etwa, dass sich die Kinder als Roter Panda schminken lassen können und wir uns dafür einen kleinen Obolus wünschen“, sagt Brockmann.

Anders agiert der Zoo bei zwei Projekten, die sich den Pinguinen und dem Krokodil im Brandes-Haus, dem Sunda-Gavial, widmen. Hier finden sich bei den Gehegen neben Informationstafeln zu den Projekten auch Spendenboxen. Die werden in kurzen Abständen gelehrt und die kleinen Beträge ergeben am Jahresende bis zu 400 Euro für das Krokodil. Das unterstützte Projekt widmet sich vor allem der Erforschung der scheuen Tiere. So soll herausgefunden werden, welche Bedingungen nötig sind, um ihr Überleben zu sichern. Über die Humboldt-Pinguine ist deutlich mehr bekannt. Die bis zu 1 000 Euro, die der Zoo für das in Deutschland ansässige Projekt übergibt, fließen vor allem in Bildungsarbeit an Schulen. „Kindern kann man wunderbar spielerisch Dinge über Natur und Artenschutz beibringen“, sagt Brockmann. Er organisiert auch die von den Zooguides begleiteten Touren. Jährlich gibt es mehr als 160 Kita- und Schultouren, bei denen die Kinder verschiedene Stationen im Gelände besuchen. Ein Schwerpunkt widmet sich dabei auch der zunehmenden Palmölgewinnung, die zur Rodung von Regenwald führt und die Orang-Utans stark bedroht.

Besucher wollen Interaktivität

Gemeinsam mit den rund 80 Touren für Erwachsene im Jahr sowie den etwa 400 Kindergeburtstagen, bei denen auch derartiges Wissen vermittelt wird, erreicht der Zoo damit aber nur etwa 10 000 Menschen direkt. Hinzu kommen noch einige 100 Kinder, die in der Zooschule aktiv sind. Insgesamt bedeutet das dennoch, dass nur ein Bruchteil der im Schnitt rund 800 000 jährlichen Zoobesucher direkt erreicht wird.

Die große Mehrheit soll sich das Wissen über die Infotafeln anlesen. Im neuen Afrikahaus wurde dafür etwas abseits, direkt neben dem Mandrillgehege, eigens ein kleiner Bereich geschaffen. In der Zukunft könnte sich Brockmann ein eigenes Artenschutzzentrum vorstellen, in dem alle Informationen gebündelt sind. Doch das kostet nicht nur viel Geld, sondern muss auch gut durchdacht werden. Von bloßen Infotafeln würden sich die Besucher nicht mehr so angesprochen fühlen, es müsste schon interaktiv sein, meint er.

Grundsätzlich kann sich der Dresdner Zoo vorstellen, sein Engagement im Artenschutzbereich weiter auszubauen. Das bestätigt auch Zoodirektor Karl-Heinz Ukena. „Wir werden uns weitere Einzelprojekte suchen, die wir für wichtig halten“, sagt er. Der zoologische Assistent Brockmann würde ein Projekt befürworten, dass sich auch mit dem Schutz heimischer Arten beschäftigt, um den Zoo noch stärker mit der Region zu verbinden.

Die anderen bisher unterstützten Projekte widmen sich den Schneeleoparden, den Giraffen und auch dem Geierschutz. Insgesamt gibt der Zoo rund 5 000 Euro weiter. Andere Einrichtungen gehen beim Thema Artenschutz andere Wege. Sie setzen häufig auch auf freiwillige Spenden, allerdings an anderer Stelle. So setzt der Zoo Leipzig auf einen Artenschutz-Euro, den die Besucher zusätzlich zum Eintrittspreis bezahlen können. Innerhalb eines dreiviertel Jahres kamen so schon 500 000 Euro zusammen. Der Zoo Karlsruhe setzt dagegen auf eine Artenschutzstiftung.