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Die Angst des Weltmeisters vor seinem Namen

Kanu-Weltmeister Franz Anton aus Löthain plauderte beim Stadtsportverband aus dem Nähkästchen.

Von Peter Anderson
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Entlockte dem Weltmeister viele interessante Details: TVM-Moderatorin Nicole Riethausen im Gespräch mit dem aus Löthain stammenden Kanuten Franz Anton.
Entlockte dem Weltmeister viele interessante Details: TVM-Moderatorin Nicole Riethausen im Gespräch mit dem aus Löthain stammenden Kanuten Franz Anton. © Foto: Claudia Hübschmann

Meißen. Die Weltmeisterschaft in Rio de Janeiro begann mit einem Fehlstart. „Ich bin erst einmal krank geworden“, sagt der Meißner Kanute Franz Anton. Die neue Umgebung sei ihm nicht bekommen. Die Folge: Anstatt der eigentlich nötigen mindestens 40 Trainingseinheiten blieb im Vorfeld der Wettkämpfe nur Zeit für drei Runden. Lohnt es sich unter diesen Umständen, überhaupt anzutreten?

Der 29-Jährige versteht es an diesem Freitagabend in der Mehrzweckhalle der Meißner Verwaltungshochschule geschickt, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Dicht an dicht sind die festlich mit weißen Tafeltüchern eingedeckten Tische besetzt. Mit gut 100 Besuchern hatte der Meißner Stadtsportverband zu seinem Neujahrsempfang gerechnet. Letztlich folgten 125 Gäste der Einladung. Als Überraschungsgast taucht plötzlich Franz Anton auf.

Lange schon habe man sich bemüht, den ursprünglich aus Löthain stammenden Leistungssportler nach Meißen zu holen, sagen der Vereinsvorsitzende Udo Niehoff und Geschäftsführer Dieter Sörnitz. Doch der Vielgereiste machte sich rar. Nun sei es endlich gelungen. Und was für eine Erfolgsgeschichte hat der junge Mann mit nach Cölln gebracht. Die Krankheit gerade erst überstanden, ging er am 29. September vergangenen Jahres hoch konzentriert an den Start der Slalomstrecke. Die Erinnerung an den tragischen Unfalltod von Kanuslalomtrainer Stefan Henze half ihm dabei. Henze war während der Olympischen Sommerspiele 2016 bei einem Autounfall ums Leben gekommen. „Ich habe viel über Stefan nachgedacht, er war der Antrieb für mein Rennen“, wird Anton im Anschluss an den Wettbewerb den Medien sagen. Und noch etwas sei für ihn wichtig gewesen. Das verrät er aber nur dem Publikum hier in Meißen. Mitunter irritiere es ihn, wenn der Kommentator an der Strecke laut seinen Namen rufe. In Brasilien habe es aufgrund der portugiesischen Aussprache damit jedoch kein Problem gegeben.

Ein kurzer Film verdeutlicht den Gästen der Stadtsportverbandsgala, was für einen Kraftakt letztlich der Weg durch das wilde Wasser von Rio de Janeiro darstellte. Mit gezielt gesetzten Paddelschlägen hält Anton seinen Canadier auf Kurs. Geschickt fädelt es sich trotz Wirbelns und Strudelns durch die Tore. Am Ende wird er einen Vorsprung von 88 Hundertsteln vor dem Briten Ryan Westley haben. Im Alter von 28 Jahren darf er 2018 seine bereits zweite Goldmedaille bei einer Weltmeisterschaft in Empfang nehmen.

Neue Turnhalle ist in Planung

Und was macht er aktuell, jetzt im Winter, wo die Temperaturen in den Keller gehen? Franz Anton verweist auf Ausgleichssportarten wie Schwimmen, Klettern und den Kraftraum. Darüber hinaus sei er viel unterwegs auf den Kanuslalomstrecken dieser Welt. Wann er wieder live in Meißen zu erleben sein wird, steht somit offen.

Besonders konzentriert gelauscht haben diesen Worten die vielen Nachwuchssportler in der Halle. Nachdem der Stadtsportverband zuvor bereits zahlreichen Übungsleitern für ihren zumeist über Jahrzehnte andauernden ehrenamtlichen Einsatz gedankt hatte, folgt nun ihre Auszeichnungsrunde. Narvik Stamer vom Karate-Verein Sei-Wa-kai gehört ebenso dazu wie Melina-Sofia Wähner von den Meißner Speedskatern oder Eugen Strien von Einheit Meißen. Wie weit sie und die anderen Geehrten es wohl in ihren sportlichen Karrieren schaffen werden?

Beeindruckt ob der großen Vielfalt der an diesem zur Stadtsportverbandsgala „Joker im Ehrenamt“ vertretenen Sportarten zeigt sich Bürgermeister Markus Renner. Und er ist nicht mit leeren Händen gekommen. Vergangenes Jahr habe die Stadt die neue Athletikhalle in Betrieb nehmen können. Dieses Jahr soll im Herbst die neue Halle der Vierten Grundschule in der Nassau folgen. Zudem liefen die Planungen für eine Dreifeldhalle, welche unter anderem die Probleme beim Sportunterricht am Franziskaneum lösen und Engpässe bei Hallenzeiten für Vereine beheben soll. Das dürfte eine wichtige Grundlage sein, um auch in den kommenden Jahren wieder Weltmeister aus Meißen zum „Joker im Ehrenamt“ begrüßen zu können.

Unterstützt wurde die Veranstaltung durch zahlreiche Sponsoren wie Meißen Tourist (vertreten durch Lutz Thieme), Duravit (vertreten durch Mike Stärzner), die Stadtwerke, die Schwerter-Brauerei, den Weinbauverband und Dorfner Menü.

Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/meissen vorbei.