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Die Cargo-Tram ist wieder da

Tschüss Phaeton, hallo Golf: neue Aufgaben für die Bahn.

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© René Meinig

Von Julia Vollmer

Sie fährt wieder. Blau, ohne Fenster und ohne Sitzplätze für Passagiere: Seit Freitag ist die Cargo-Tram wieder in der Stadt unterwegs. Um pünktlich 10.20 Uhr trat die Güterstraßenbahn erstmals nach der Pause ihre 25-minütige Fahrt vom VW-Logistik-Zentrum in Richtung Gläserne Manufaktur an. Über den Winter war das Fahrzeug zur Hauptuntersuchung. Die Bahn ist sofort wieder im Fahrplan der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) eingeplant und fährt nach festen Zeiten.

Fast 15 Jahre ist die Cargo-Tram die 5,5 Kilometer lange Strecke zwischen der Friedrichstadt und dem Straßburger Platz gependelt und hat die Manufaktur mit Teilen für die VW-Luxuskarosse „Phaeton“ beliefert. Seit April 2016 standen die beiden knapp 60 Meter langen Güterstraßenbahnen auf dem Abstellgleis. Denn VW hat die Phaeton-Produktion in Dresden eingestellt. Jetzt wird am Straßburger Platz der neue E-Golf produziert und die Transport-Bahn wieder gebraucht. Die zweite der 90 Tonnen schweren Bahnen soll ab Oktober oder November im Einsatz sein.

Dreimal am Tag wird die blaue Bahn künftig Teile für den neuen Golf zu den Monteuren bringen. Hauptsächlich sind das Kappen für die Spiegel, Bordwerkzeuge, Einstiegsleisten und Teile der Seitenverkleidung, erklärt Mario Blank, Logistik-Leiter der Gläsernen Manufaktur. Etwa 35 Autos pro Schicht sollen künftig gebaut werden, noch wird die Produktion erst hochgefahren. „Bei uns im Logistik-Zentrum geht es erst langsam wieder los, deshalb sind hier die Regale noch leerer als sonst“, erzählt Logistik-Leiter Blank und deutet in seine Lagerhalle auf der Potthoffstraße. 20 Mitarbeiter der Logistik-Firma Schellicke arbeiten für Volkswagen in der Halle in der Friedrichstadt. Innerhalb von vier Stunden sollen sie alle wichtigen Teile im Lager zusammenstellen und von A nach B bringen können, wenn nötig. So lautet das Ziel. Wie die Kollegen in der Manufaktur arbeiten auch die Logistiker momentan nur im Einschicht-System, das heißt von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr.

Die Güterstraßenbahn war und ist für den Autobauer VW ein Vorzeigeprojekt. 2001 fuhr sie das erste Mal durch Dresden. Für nur einen Phaeton wurden 1 200 Einzelteile und 34 Module von der Schalttafel bis zur Hinterachse benötigt. Der gängige Weg wäre wohl die Anlieferung per Lkw gewesen. Doch der Stadtrat verlangte damals ein städteverträgliches Logistikkonzept. Zwischen der Planung, dem Bau der Fahrzeuge und der Schienen sowie den ersten Tests vergingen nur zwei Jahre. Gefertigt wurden die Trams in Gelsenkirchen von der Schalker Eisenhütte Maschinenfabrik. Die Motoren liefert das Sachsenwerk in Niedersedlitz, die Führerhäuser, von denen es pro Bahn zwei gibt, um ohne Wendeschleife in beide Richtungen fahren zu können, kommen aus Salzwedel. Die Verkehrsbetriebe stellen die Fahrer und warten die Fahrzeuge.

Seit dem Start 2001 gab es schnell immer weniger zu tun für die Straßenbahnen. Eigentlich sollten sie täglich um die 30-mal zwischen dem Logistik-Zentrum und dem Großen Garten pendeln, so die Prognose vor der Eröffnung der Manufaktur. Bereits 2003 absolvierten die Trams jedoch höchstens zehn Fahrten.