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Die Döbelner Sänger

Stefan Tichy dirigierte den Volkschor auf dem Obermarkt. Lisa Häntzschel löst ihn kommendes Jahr ab.

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Zum zwölften Mal dirigierte Stefan Tichy den großen Volkschor auf dem Obermarkt. Lis Häntzschel, diesmal mit dem Söhnchen noch unter den Sängern, wird diese Aufgabe kommendes Jahr übernehmen. Schon seit ein paar Monaten leitet sie den Stadtsingechor Döbel
Zum zwölften Mal dirigierte Stefan Tichy den großen Volkschor auf dem Obermarkt. Lis Häntzschel, diesmal mit dem Söhnchen noch unter den Sängern, wird diese Aufgabe kommendes Jahr übernehmen. Schon seit ein paar Monaten leitet sie den Stadtsingechor Döbel © André Braun

Von Dagmar Doms-Berger

Döbeln. Keine andere Zeit des Jahres lädt mehr dazu ein, gemeinsam zu singen als Weihnachten. Die Aktion „Döbeln singt“ mit dem Stadtsingechor und der Small Town Big Band Döbeln am Vorabend des dritten Advents bietet eine gute Gelegenheit, sich auf ungezwungene Art einzustimmen. Dabei kommt es nicht darauf an, am schönsten zu singen und den höchsten Ton zu treffen. Es geht um das Gemeinschaftsgefühl, das entsteht, wenn grob geschätzt eine ganze Stadt Weihnachtslieder anstimmt. Und offensichtlich setzt Singen Glückshormone frei.

Die gute Stimmung am Sonnabendabend auf Obermarkt lieferte den Beweis. Gegen die Textunsicherheit halfen die Liederhefte, die vom Stadtsingechor Döbeln verteilt wurden. Stefan Tichy vereinte den vielstimmigen Volkschor bei dieser Aktion zum zwölften Mal zu einem Klangkörper und war sichtlich erfreut, dass so viele gekommen waren. Vielleicht hätte Döbeln eine bessere Bewertung erhalten, wenn die Juroren die singenden Massen erlebt hätten, meinte er. Kantor Markus Häntzschel begleitete die Sänger diesmal am Klavier. Seine Frau Lisa, die seit Anfang März den Stadtsingechor leitet, stand in diesem Jahr noch mitten unter den Chorsängern. „Es ist mein erstes Weihnachtsliedersingen in Döbeln“, sagt sie. Ihren vier

Monate alten Sohn hatte sie in der Babybauchtrage dabei. Im nächsten Jahr, so ist es geplant, wird sie vorn auf der Bühne das traditionelle Liedersingen dirigieren.

In den zurückliegenden Monaten als Chorleiterin des Stadtsingechores hat sie bereits mehrere Konzerte und Auftritte gestemmt – neben Studium, Schwangerschaft und Geburt. So etwa den Auftritt beim Sängertreffen in Lichtenwalde im Juni. Beachtlichen Erfolg konnte sie mit dem traditionellen Adventskonzert am zweiten Advent in der Nicolaikirche Döbeln mit Gästen aus der Partnerstadt Heidenheim sowie zwei Sängerinnen aus der Kurrende einfahren.

Die Kirche war voll, über 250 Zuhörer waren dort und applaudierten für das Gehörte und was enorm wichtig ist: Sänger und Chorleiterin waren mit dem Geleisteten zufrieden. „Es war für mich das erste Chorkonzert dieser Art“, sagt Lisa Häntzschel. Im nächsten Jahr wird der Stadtsingechor Döbeln erneut zum großen Adventskonzert einladen, dann bereits am ersten Adventssonntag.

Das Kennenlernen haben ihr die Chormitglieder von Anfang an leicht gemacht. „Ich habe gemerkt, dass ich willkommen war“, sagt Lisa Häntzschel. Zurückblickend auf die vergangenen Monate sagt sie lachend: „Ich rechne den Sängern hoch an, dass sie meistens das machen, was ich sage.“ Schließlich ist sie mit ihren 25 Jahren bedeutend jünger als der Durchschnitt der Sänger. Die Altersspannweite reicht von 30 bis 80 Jahren.

Lisa Häntzschel studiert noch in Dresden Musik und Ethik für das Lehramt am Gymnasium. Derzeit hat sie eine Babypause eingelegt. Im nächsten Jahr wird sie das Staatsexamen ablegen. Als Musikstudentin im Lehramt ist das Klavierspiel obligatorisch. Ihr Hauptfach ist die Posaune. Außerdem spielt sie Horn und Euphonium und unterrichtet an der Musikschule Döbeln Klavier und Horn. Darüber hinaus ist sie Mitglied in der Jungen Bläserphilharmonie Sachsen (früher Landesjugendblasorchester Sachsen) und nimmt an ausgewählten Projekten teil. 

Die Chorleitung ist ebenso Inhalt der musikalischen Ausbildung während des Studiums. „Neuland war es dennoch für mich“, sagt sie. Ihre Intuition und ihr sprühender Enthusiasmus sind gute Voraussetzungen. „Ich lerne viel vom Chor und er von mir, wir wachsen gemeinsam“, sagt sie. Bei fast 60 Sängern ließe sich viel machen, da ist sie sich sicher. Eine künftige Aufgabe wird für sie sein, das Repertoire des Chores um weitere Genre zu ergänzen. „Mal sehen, was möglich ist.“

Ihr Mann Markus Häntzschel ist seit drei Jahren Kantor in Döbeln. Inzwischen haben beide der Großstadt den Rücken gekehrt und ihren Lebensmittelpunkt von Dresden nach Döbeln verlegt. „Mir gefällt es richtig gut in Döbeln“, sagt sie. „Die Stadt hat so viel zu bieten.“