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Die dunkle Seite der Burg Hohnstein

Vor 85 Jahren richteten die Nazis eines der ersten KZ in Hohnstein ein. Ein Rundgang soll dran erinnern.

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© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Hohnstein. Vor 80 Jahren wurde in Hohnstein ein trauriges Kapitel der Zeitgeschichte aufgeschlagen. Am 8. März 1933 wurde die von der SA besetzte Jugendherberge Burg Hohnstein zum sogenannten Schutzhaftlager für Gegner des Naziregimes. 140 Menschen starben hier. Die Anlage wurde zu einer der größten Folterstätten in Sachsen und zum Experimentierfeld der Konzentrationslager in Deutschland.

Heute widmet sich eine kleine Ausstellung dieser Historie der Burg. Außerdem erinnert der Namenszug der Grundschule an den ersten Gefangenen Konrad Hahnewald. Der Herbergsleiter hatte sich geweigert, die Hakenkreuzfahne auf der Burg zu hissen. Das Alternative Kultur- und Bildungszentrum Pirna wird zudem aus Anlass „85 Jahre KZ Hohnstein“ an die Opfer erinnern und lädt zu einer Veranstaltung an diesem Sonnabend ein. Treffpunkt ist 10 Uhr an der Burg. Es folgt eine kleine Gedenkwanderung um Hohnstein mit Treffen an der Gedenkstele, wo 12 Uhr Blumen niedergelegt werden. Im Anschluss daran gibt es eine Führung über die Burg mit Berichten von Zeitzeugen. Außerdem stellen Schüler des Radebeuler Luisenstiftes ihre Projektarbeit zum KZ Hohnstein vor.

Bis zur Schließung des Lagers im Jahr 1934 wurden in Hohnstein 5 600 Menschen inhaftiert, unter ihnen 109 Frauen und 400 Jugendliche. Sie wurden grausam misshandelt und gequält. Auch die Liste derer ist lang, die von der Burg fortgebracht wurden und die an den Folgen der Misshandlungen der SA starben. Von den Menschen, die im Umfeld der Folterstätte wohnten, drang in den Zeiten von 1933 bis 1934 fast nichts an die Öffentlichkeit, auch nicht darüber, dass die Häftlinge unter strenger Bewachung die Wartenbergstraße, die ehemalige Rennstrecke, bauen mussten.

Kurz vor der Wende wollte die SED auf der Burg ein großes Internierungslager für Gegner ihres Regimes einrichten. Die Staatssicherheit hatte dafür bereits konkrete Pläne ausgearbeitet, wie später bekannt wurde. Das und vieles mehr wird bei der Gedenkveranstaltung aufgegriffen.