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Die einzige Trainerin bei einem Erstligisten

Die Dresdnerin Marie-Louise Eta beendet mit 27 Jahren ihre Kickerlaufbahn. Und schreibt nun in anderer Funktion Geschichte.

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© Jürgen Lösel

Von Alexander Hiller

Sie ist jetzt im besten Fußballalter. 27 Jahre jung ist Marie-Louise Eta vor wenigen Wochen geworden. Zuvor hatte die gebürtige Dresdnerin als Kapitänin noch ihr Team von Werder Bremen zum Klassenerhalt in der Bundesliga geführt. Und anschließend ihr Karriereende bekannt gegeben. Unter ihrem Mädchennamen Bagehorn hatte die Sächsin einst mit dem WM-Titel in der U 20 und dem Gewinn der Champions League mit Turbine Potsdam ihre größten Erfolge gefeiert.

Seit 2014 spielte sie für den Verein an der Weser und ist dort eine prägende Figur im Frauenfußball geworden. Und sie bleibt Bremen erhalten, Eta schlüpft nur in eine andere Rolle. Von außen betrachtet nicht einmal unbedingt eine weniger gewichtige. Die junge Frau, die einst beim FV Laubegast und beim 1. FFC Fortuna Rähnitz (jetzt Dresden) kicken lernte, wird Cheftrainerin der U13-Jungs des Werder-Leistungszentrums. Damit ist sie derzeit die einzige Frau im Nachwuchsbereich aller deutschen Männer-Fußballerstligisten, die hauptamtlich eine Jungenmannschaft trainiert.

„Ich habe mir schon vor längerer Zeit Gedanken gemacht, wohin der Weg mal beruflich gehen soll und was ich machen möchte“, sagt sie. Bereits vor zwei Jahren hatte sie die A-Lizenz erworben und hatte nebenher bereits eine Zeit lang die U15-Mädchen von Werder betreut. Das war letztlich zu zeitaufwendig, vorerst ging ihre eigene Karriere vor. Trotzdem stand sie auch bei den U13-Jungs sie hin und wieder mit auf dem Trainingsplatz. Aber halbe Sachen sind nichts für Eta.

Eine schwere Entscheidung

„In der vorigen Saison merkte ich, dass mir das Trainerdasein gefehlt hat. Nachdem ich mein Studium für Sportmanagement abschließen konnte, habe ich mich Anfang 2018 entschieden, beruflich den nächsten Schritt zu machen“, argumentiert sie. „In der Frauen-Bundesliga zu kicken und als Trainer zu arbeiten, lässt sich kaum zu 100 Prozent miteinander verbinden. Als Spielerin und Kapitän hatte ich die Aufgabe, mich auf den Fußball zu konzentrieren. Das war ein super Team hier, aber ich musste für mich eine Entscheidung treffen, die mir nicht leicht fiel“, sagt sie.

Nun zieht Marie-Louise Eta konsequenterweise einen sportlichen Schlussstrich, um sich mit Haut und Haaren in ihre neue Aufgabe zu stürzen. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich bei Werder die Chance habe, meine Erfahrung weiterzugeben, mich als Trainerin weiterzuentwickeln und hier im Verein zu bleiben. Besser geht es nicht, für mich ein Traumjob“, betont die Fußballerin, die in den Nachwuchs-Nationalteams insgesamt 50 Länderspiele für Deutschland bestritt. Die Liaison mit dem Weser-Klub beschreibt Eta fast so leidenschaftlich wie eine Liebesgeschichte. „Werder fand ich schon immer sympathisch. Ich habe mich hier vom ersten Tag an wohlgefühlt und identifiziere mich voll und ganz mit dem Verein“, sagt die Trainerin, die mit ihrem Mann Benjamin unweit des Weser-Stadions wohnt.

Übergroßen Respekt, erklärt Marie-Louise Eta, verspüre sie angesichts der Aufgabe als Frau unter pubertierenden Jungs nicht. „Ich gehe gelassen damit um, dass ich mich in einer Männerwelt bewege. Ich kenne es von klein auf und es kommt darauf an, wie man als Person ist, was man als Trainer einfordert und wie man auf dem Platz steht, was man abverlangt und wie man die Mannschaft spielen lassen will. Ich sehe da im Jugendbereich keinen großen Unterschied, ob ich nun Mädchen oder Jungs trainiere“, unterstreicht Eta.

Durchbeißen im Haifischbecken

Selbst wenn der Profi-Fußball als Haifischbecken beschrieben wird und sie als Frau selbst als Nachwuchstrainerin eine Exotin ist: Eta weiß sich durchzubeißen. „Dass man beim Fußball mal nicht einer Meinung ist, gehört dazu. Das muss man nicht alles persönlich nehmen und schon gar nicht darauf beziehen, dass man als Frau in einer Männerwelt arbeitet“, sagt sie. Einer ihrer Trümpfe ist die fachliche Kompetenz. Demnächst will sie den Fußballlehrerschein machen, die höchste Trainerlizenz im deutschen Profifußball.

Mit ihrer eigenen Karriere ist sie rückblickend überaus zufrieden, wenngleich es nie zu einem Einsatz in der A-Nationalmannschaft gereicht hat. „Ich hatte gerade mit der letzten Saison mit dem Klassenerhalt noch mal ein richtig geiles Fußballjahr.“ Eine Konsequenz aus der neuen großen Aufgabe in Bremen ist aber auch, dass Eta ihr Fußballcamp, mit dem sie zweimal auch in ihrer Heimatstadt gastierte, „wohl bald in andere Hände geben“ wird. „Ich suche gerade danach, in welcher Form das passieren kann.“ Sie fühlt sich jetzt im besten Alter für einen neuen, spannenden Schritt in ihrem Leben.