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Die erste Tanne schwebt ein

Großröhrsdorf ist am schnellsten mit dem Weihnachtsbaum. Pulsnitz geht auf Nummer sicher und Kamenz zieht nach.

Von Reiner Hanke
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Gestern schwebte der Weihnachtsbaum vor dem Großröhrsdorfer Rathaus ein.
Gestern schwebte der Weihnachtsbaum vor dem Großröhrsdorfer Rathaus ein. © Matthias Schumann

Kamenz/Rödertal. Die Stadt Großröhrsdorf eröffnete am Mittwoch den Weihnachtsbaumreigen in der Region. Bei Familie Orphal im Garten setzten die Mitarbeiter des Technischen Dienstes in Sichtweite des Rathauses die Kettensäge an und fällten die diesjährige Weihnachtstanne.

In Pulsnitz wird der Auserwählte für 2019 einen deutlich weiteren Weg bis zum Markt haben. Die Blaufichte wird am Sonnabendmorgen ihren Weg durch die Engstellen der Vollung und Straßen der Stadt nehmen. Noch steht der Baum vor dem früheren Gasthofs Vollung: schlank und gerade gewachsen. Die Pulsnitzer Tanne wird in diesem Jahr besonders kritisch im Fokus stehen, sorgte doch der Vorgänger aus der Kita Kunterbunt im Vorjahr für deutschlandweites Aufsehen und ging durch etliche TV-Sender. Von den Kita-Kindern geliebt, von Beobachtern aber auch besonders anfangs geschmäht als schiefe Tanne von Pulsnitz. Teilweise kahl und etwas struppig mit ihren drei Spitzen musste sie Spott einstecken und war letztlich doch die Tanne der Herzen und fand Zuspruch. Es muss ja nicht immer alles so glatt und makellos sein. Das Für und Wider wogte hin und her und bescherte Pulsnitz manchen Besucher, der ansonsten vielleicht gar keinen Adventsabstecher in die Pfefferkuchenstadt geplant hatte.

Pulsnitz treibt’s nicht auf die Spitze

Dann kommt mitten in der Adventszeit auch noch ein Sturm und knickt den Baum. Das sollte diesmal nicht passieren. Die Blaufichte vom Gelände der Spedition Sinde ist nicht so ausladend und bietet weniger Angriffsfläche für Böen. Sie ist auch etwas kleiner. Speditions-Inhaber Ralf Gebler: „Ich denke schon, dass es funktionieren wird.“ So richtig sehe man es zwar erst auf dem Markt, aber der Baum sei schon rundherum gut gewachsen, schätzt er ein.

Ebenso sieht man es im Rathaus. Das entschied sich nach dem Wirbel im Vorjahr beizeiten für die Blautanne – rank und schlank diesmal. Kein ausladendes Weihnachtsbaumgebirge, wie im Vorjahr, das wegen seiner natürlichen Neigung dann auch noch ganz kippte. Bürgermeisterin Barbara Lüke: „So einen Nervenkitzel brauche ich nicht nochmal.“ Trotz des Werbeeffektes für die Stadt. Es soll nicht Standard werden. So hatte die Stadt wohl auch einen Baum mit sieben Spitzen im Angebot, wollte nun aber keine Experimente mehr und beim Klassiker bleiben. Man wollte es wohl nicht auf die Spitze treiben. Neben dem Weihnachtsbaum wird nach der Premiere im vorigen Advent wieder die Pulsnitzer Familie Schirrmeister ab 3. Dezember ihren Stand aufschlagen. Quasi als Miniweihnachtsmarkt bis zum 4. Advent mit dem Pfefferkuchenglühwein, mit Präsenten, Blaudruck und Pfefferkuchen.

Beim Weihnachtsbaum hatte Großröhrsdorf diesmal zeitlich die Nase vorn. Dafür gehört Pulsnitz mit dem 56. Nikolausfest zu den ersten Weihnachtsmärkten der Region im Advent am 30. November/1. Dezember. Höhepunkt wird der Einzug des Nikolauses und das Märchenspiel der Laienspielgruppe. Diesmal bringt sie Rumpelstilzchen auf die Bühne. Und natürlich wird auch der Weihnachtsmann wieder seine Sprechstunde für die Kinder halten, damit ihre Wünsche dann auch wirklich in Erfüllung gehen können. Eine Woche später übernimmt der Nikolaus nach Pulsnitz auch den Rathausschlüssel zum Weihnachtsmarkt in Großröhrsdorf.

Kamenz mit Baum aus Großgrabe

In Kamenz rückt der Weihnachtbaum erst Ende des Monats am 25. November an. Der Transport wird gesponsort. „Eine Familie aus Großgrabe stiftet den Baum“, erklärt Stadtsprecher Thomas Käppler. Angeboten wurden der Stadt insgesamt neun Weihnachtsbäume, wobei der aus Großgrabe mit Abstand der Beste war. Mit dem Weihnachtsbaum auf dem Markt kommt zu dem schon bestehenden Stand noch ein weiterer. Somit können dann bis mindestens zum 24. Dezember Glühwein und Naschereien und zum anderen deftige Dinge angeboten werden. Der Kamenzer Weihnachtsmarkt – das Advents-Spectaculum ums Malzhaus – entführt am 3. Adventswochenende in märchenhaft-mittelalterliche Atmosphäre.

Douglastanne in Großröhrsdorf

Den Kamenzer Markt schmückt in diesem Jahr eine Coloradotanne, etwa 15 Meter hoch“, so Thomas Käppler. Der Großröhrsdorfer Baum ist in diesem Jahr aber auch ein ganz besonderer – eine Douglastanne. Die steht mittlerweile schon seit Anfang der 1990er Jahre auf dem Grundstück und hatte eine Höhe von fast 20 Metern erreicht, bei einem Stammdurchmesser von 60 Zentimetern. Zu gewaltig inzwischen für das Grundstück der Orphals. Da mussten die Stadtmitarbeiter etliche Meter abnehmen, um den Baum auf die gängige Größe für den Vorplatz von etwa 13 Metern zu bringen. Dafür seien die Lichterkette und die Bodenhülse ausgelegt. Die Großröhrsdorferin Ulrike Orphal hatte den Baum selbst gepflanzt, berichtete sie. So schwang auch etwas Wehmut mit, als die Säge angesetzt wurde. „Der Baum wird uns fehlen.“

Auch die Landeshauptstadt Dresden hatte wohl für den Striezelmarkt Interesse gezeigt an dem stolzen Baum. Aber nicht für dieses Jahr. So war die Stadt Großröhrsdorf am Ende schneller. Am Kranarm brachte der über vier Tonnen schwere Baum den Kran wohl sogar fast an die Grenzen. Mit einer Schlinge am Ausleger befestigt ließ der Kranführer den gewaltigen Baum im Morgengrauen jedoch ohne Komplikationen an einem Pavillon und einer Birke vorbei zum Traktor mit Tieflader schweben. Dann ging’s ab zum Rathausvorplatz. Die Lichter brachten die Stadtmitarbeiter auch gleich noch an. Der Advent kann kommen.

So sieht die Pulsnitzer Weihnachtstanne in diesem Jahr aus.
So sieht die Pulsnitzer Weihnachtstanne in diesem Jahr aus. © SZ/Reiner Hanke

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