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"Die Familie kann auf uns zählen"

Im November wurde eine junge Bautzenerin in ihrer Wohnung erstochen. Nun sammeln die Kollegen der Mutter Spenden – und tröstende Worte. 

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Durchgängig soll eine Kerze für die getötete Elisa H. leuchten, finden die Kollegen der Mutter.
Durchgängig soll eine Kerze für die getötete Elisa H. leuchten, finden die Kollegen der Mutter. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Zwei Lichtlein brennen vor einer Haustür in der Karl-Marx-Straße in der Bautzener Innenstadt. Ihr flackerndes Licht wirft Schatten auf die Blumen, die daneben liegen. Vor kurzem wurde in einer der Wohnungen Elisa H. kurz vor ihrem 31. Geburtstag getötet, tatverdächtig ist ihr Freund, der sich ebenfalls in der Wohnung befand. Die Blumen und Kerzen sind stille Zeugen der Anteilnahme.

Eines der Grablichter stammt von den Kollegen von Sylvia H., der Mutter der Getöteten. Erst vor wenigen Tagen haben sie das vorherige Licht durch ein neues ersetzt. „Wir wollen, dass durchgängig eine Kerze leuchtet“, erklärt Jörg Kaspar. Seit etwa einem Jahr arbeitet er bei dem Unternehmen Klixer Recycling & Service im Bautzener Ortsteil Burk. Derzeit bleibt der Stuhl neben seinem leer.

Gemeinsam mit Sylvia H. saß er hier tagein, tagaus. Sie zählten die ankommenden Lastwagen; wogen sie erst bei der Einfahrt gefüllt, dann leer. Nun liegt eine Klarsichtfolie auf dem Tisch, an dem sonst Sylvia H. sitzt. Darin befinden sich Münzen, Scheine und eine Liste mit Namen. Sie passen nicht alle auf eine Seite, so viele wollen ihr Mitgefühl kundtun.

Spenden sollen Last nehmen

Gemeinsam haben die Mitarbeiter des Recycling-Betriebes einen Spendenaufruf gestartet. Persönlich, per Überweisung oder via Online-Spendenseite kann nun jeder, der möchte, seine Anteilnahme mit einer finanziellen Unterstützung der Familie in einer schwierigen Zeit ausdrücken. „Wir möchte unser Beileid aussprechen“, erklären die Kollegen. „Auch, wenn es den schmerzlichen Verlust nicht vergessen macht, möchten wir Sylvia in dieser schweren Zeit begleiten.“ Die Spenden sollen die finanzielle Last der Trauerfeier und der Beerdigung nehmen.

Das Thema ist präsent – jeden Tag

Immer wieder kommen Kunden vorbei und wollen Grüngut oder Schutt abgeben, sehen auf dem Tresen das Foto der getöteten Elisa. „Viele begreifen dann den Zusammenhang und lassen ihr Wechselgeld als Spende da“, erzählt Jörg Kaspar. „Es ist beeindruckend, wie viel Anteilnahme es gibt“, sagt er. Sowohl vor Ort als auch im Internet. Als er online die Kommentare las, habe er mehrfach eine Gänsehaut bekommen. Um die Höhe der Spende ginge es dabei nicht, sondern um das Gefühl, das der Familie dadurch vermittelt wird.

„So etwas, das überrollt einen – auch als Außenstehender“, sagt er. Viele der Kollegen haben selber Kinder, so auch er. „Man setzt sich ja mit vielem auseinander, aber doch nicht damit“, erzählt der Kollege von Sylvia H. „Auch Krankheiten sind schrecklich, doch darauf kann man sich ein bisschen einstellen. Aber so etwas ...“, sagt er. Der Satz bleibt unvollendet, Kaspar lässt den Blick kurz durch den Raum schweifen. „Wir hoffen, dass die Familie das über die Zeit verarbeiten kann.“

Die getötete Elisa H.
Die getötete Elisa H. © privat

Als die Kollegen davon erfahren haben, zeigten sie sich geschockt und tief betroffen. „Jeder geht mit so einem Ereignis anders um“, sagt Kaspar. In der Firma herrscht ein gutes Betriebsklima. Das Thema ist präsent – jeden Tag. „Wir wollen die Familie unterstützen – nicht nur bei der Beerdigung“, erklärt er das Anliegen. „Die Familie kann auf uns zählen.“ Mit dem Spendenaufruf wollen die Kollegen zeigen, dass sie für die Angehörigen da sind. Viele von ihnen seien zu der Beerdigung gegangen, die vor Kurzem stattgefunden habe.

Dass die Kollegen eine Anlaufstelle für die Spenden, aber auch für tröstende Worte sind, hat auch den Grund, dass die Familie von Elisa per Post nur schwer zu erreichen ist, weil die Wohnung für die Ermittlungen gesperrt wurde.

Ein vorläufiges Obduktionsergebnis zeigte, dass Elisa vermutlich an Stichverletzungen gestorben ist. Weitere Hintergründe zur Tat sind noch immer unklar. Der Tatverdächtige befindet sich laut Aussage der Staatsanwaltschaft weiterhin in Haft. Das Verfahren werde beschleunigt betrieben.

So können Sie spenden:

Persönlich bei Klixer Recycling vorbeibringen

Spendenkonto

Empfänger: Sylvia Happatsch

IBAN: DE79 8555 0000 1102 2940 94

BIC: SOLADES1BAT

Bank: Kreissparkasse Bautzen

Onlinespende

web www.gofundme.com/spendenaufruf-nach-totungsdelikt-in-bautzen