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Die Fischfänger

Wie belastet ist die Elbe durch Schwermetalle und Pestizide? Das klärt die Fischereibehörde einmal im Jahr.

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© Fischereibehörde

Von Udo Lemke

Meißen. Wenn man wissen will, wie die Schadstoffbelastung im Fluss aussieht, dann „befragt“ Matthias Pfeiffer vom Landesamt für Umwelt die Fische.

Die Aufnahme von 2013 zeigt den damaligen Lehrling Oliver Melcher.
Die Aufnahme von 2013 zeigt den damaligen Lehrling Oliver Melcher. © Steffen Förster

Herr Pfeifer, was machen Sie genau auf der Elbe?

Wir holen uns seit 1994 einmal im Jahr zwischen September und November an fünf Stellen – Bad Schandau, Dresden, Meißen, Strehla und Belgern – Fische aus der Elbe, die ungefähr anglerischen Durchschnittsfängen entsprechen. Das fängt an bei der Plötze und geht über Barsch, Barbe, Blei, Döbel bis hin zu Hecht und Zander.

Ein Blick in den Fisch-Atlas

Die Gewässerverschmutzung, die in den 1970er und 1980er Jahren ihren Höhepunkt erreichte, bedingte lange Zeit ungünstige Lebensbedingungen für Fische in der Elbe.

Langdistanzwanderfische wie der Lachs, der Stör, Elbquappe und Flunder starben in der Elbe aus. „Ihre Bestände erholen sich trotz nunmehr guter Wasserqualität nur langsam und müssen häufig durch Wiederansiedlungsprogramme neu begründet und unterstützt werden.“

In zwei Fischereizonen kann die Elbe in Sachsen unterteilt werden. Von der tschechischen Grenze bis Althirschstein ist die Elbe Barben-Region. Sie zeichnet sich durch eine relativ hohe Geschwindigkeit der Strömung und groben Schotter auf der Flusssohle aus. Die anschließende Blei-Region hat feineren Untergrund und geringere Strömungsgeschwindigkeit.

Quelle: Atlas der Fische Sachsens

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Und wozu soll das gut sein?

Wir untersuchen in der Muskulatur der Fische den Gehalt an verschiedenen Schadstoffrückständen. Der bekannteste Schadstoff ist sicher Quecksilber, aber es gibt ja daneben noch andere Schwermetalle und natürlich auch Pestizide. Die meisten davon dürfen heute in der Landwirtschaft zwar nicht mehr eingesetzt werden, aber sie sind immer noch nachweisbar, weil die Elbe ein langes Gedächtnis hat.

Wie können sich die Schadstoffe in der Elbe so lange halten?

Sie lagern sich im Boden ab. Je nach ihrer Ernährungsweise nehmen die Fische diese Schadstoffe unterschiedlich stark auf. Bei Fischarten, die räuberisch leben, kann es zu einer Akkumulation von Schadstoffen in ihnen kommen, weil sie Fische fressen, die ihrerseits schon mit Schadstoffen belastet sind. Manche Schadstoffe lagern sich nicht in den Muskeln, sondern im Fett an, weil sie fettlöslich sind. So sind dann auch fette Fische stärker belastet als andere.

Manche Angler stehen stundenlang, wie holen Sie die Fische aus der Elbe?

Das machen wir mit der sogenannten Elektrofischerei. Dabei wird an einem Kescherbügel eine Spannung angebracht, das ist die Anode und hinter dem Boot wird die Kathode mitgezogen. Es reichen wenige Volt aus, umso ein elektrisches Feld aufzubauen. In diesem Feld werden die Nervenströme der Fische überlagert und sie schwimmen zum Kescher hin. Die Kunst besteht nun darin, den Fisch aus dem Wasser zu holen, bevor er am Bügel möglicherweise betäubt werden würde.

Was wird dann mit den Fischen gemacht?

Wir entnehmen an jeder der fünf Probenahmestellen etwa zwanzig Fische. Die werden bei uns in der Fischereibehörde gemessen und gewogen. Dann werden die Fische filetiert. Dann wird das Filet abgepackt und eingefrostet und geht dann weiter ins Labor zur Untersuchung.

Seit 1994 gibt es das Schadstoffmonitoring in der Elbe, wie hat sich seitdem die Belastung der Fische entwickelt?

Die Belastungen haben sich sehr stark verringert. Teilweise haben wir Werte, die unterhalb der Bestimmungsgrenze liegen. Also, das Gerät kann einen Stoff zwar noch nachweisen, aber nicht mehr die Menge bestimmen. Allerdings gibt es immer wieder Umweltereignisse, die den Schadstoffgehalt erhöhen können. Vor einigen Jahren ist in Tschechien eine Elbbrücke abgestrahlt worden und die Farbreste fielen in den Fluss, was die Werte sofort nach oben getrieben hat. Wenn Baggerarbeiten in der Elbe unsachgemäß ausgeführt werden, können eingeschlossene Schadstoffe frei gesetzt werden. Auch Hochwasser können natürlich zum Schadstoffeintrag – denken Sie nur an weggerissene Öltanks – führen. Der problematischste Schadstoff ist Quecksilber. Hier ist die Konzentration seit zehn Jahren nicht gesunken, denn Quecksilber wird kaum in der Natur abgebaut und kann durch Niederschlag in die Elbe gelangen.

Ist es unbedenklich, Fische aus der Elbe zu verzehren?

Wenn man nicht täglich Elbfisch ist, ja. Nur selten werden die vorgeschriebenen Grenzwerte übertroffen. Das betrifft vor allem sehr große und räuberisch lebende Fische. Da die Höchstwerte aber mit großen Sicherheitsreserven festgelegt werden, braucht man selbst beim Verzehr eines solchen Fisches nicht zu befürchten, zu erkranken. Aus den Laborergebnissen werden Verzehrempfehlungen für die Angler abgeleitet.

Was macht die Fischereibehörde außer der Elektrobefischung?

Sie ist ein Referat des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie und sitzt in Königswartha bei Bautzen. Wir sind im Grunde genommen für die Umsetzung des sächsischen Fischereigesetzes zuständig. Also auch für die Angler. Wir organisieren die Prüfungen, geben die Fischereischeine aus. Als Träger öffentlicher Belange sind wir für alles zuständig, was in irgendeiner Weise die Fischbestände in den Gewässern berührt. Wenn etwa an oder in einem Fluss gebaut wird, dann muss man uns konsultieren. Wir bilden in Königswartha Lehrlinge und Meister aus, die in die dortige Fischereischule gehen. Wir vermitteln auch praktische Fertigkeiten wie die Be- und Verarbeitung von Fischen oder Netzarbeiten. Wir haben in Königswartha zudem eine Lehr- und Versuchsteichanlage, wo wir angewandte Forschung für die Betriebe und den Naturschutz durchführen. Auch das Lachsprogramm wird von uns geleitet.

Das Gespräch führte Udo Lemke