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Die Frau des Autohehlers kommt glimpflich davon

Lenka H. soll ihren Mann bei seinen illegalen Geschäften in Böhmen unterstützt haben. Doch das Gericht findet keine Beweise.

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© Benno Löffler

Von Alexander Schneider

Dresden. Kein Zweifel: Jan H. war einer der größten Hehler gestohlener Autos in Böhmen. Seit dem Tschechen aus Usti nad Labem 2014 das Handwerk gelegt wurde, gingen auch in Sachsen Autodiebstähle spürbar zurück. Der 43-Jährige war Großabnehmer gestohlener Autos der Marken Skoda und VW. Er und seine Mitarbeiter schlachteten Autos aus und machten die Teile zu Geld. Zu sehr viel Geld. Doch welche Rolle hat Jan H.s Ehefrau gespielt? Mit dieser Frage hat sich nun das Landgericht Dresden zweieinhalb Wochen lang befasst.

Laut Anklage hatte Lenka H. (40) die illegalen Geschäfte gemeinsam mit ihrem Mann betrieben. Die Frau rückte jedoch erst in den Fokus der Polizei, nachdem Jan H. im April 2014 festgenommen worden war. Sie soll weitergemacht haben, während er seiner Frau aus der Dresdner Untersuchungshaft heraus heimlich Anweisungen gab. Die Telefonate wurden abgehört.

Der Zugriff im April 2014 war der wohl größte gemeinsame Erfolg sächsischer und tschechischer Ermittler. In einem ehemaligen Steinbruch in Usti stellten die Beamten die Reste von mehr als 170 Autos sicher, die seit 2008 in Deutschland und Tschechien gestohlen worden waren. Motoren, Türen, Airbags, Armaturenbretter, Lenkräder, alles, was das Herz begehrt. Der Steinbruch mit H.s schwarz betriebener Autowerkstatt war eine bekannte Adresse in der Region. Er kaufte auch Unfallautos auf und baute sie mit gestohlenen Teilen wieder auf, um die Beute zu legalisieren.

Im erst wenige Monate zuvor gekauften Anwesen der H.s mit Tennisplatz und Swimmingpool fand die Polizei Dutzende hochwertige Radio-Navigationssysteme, dazu 30 000 Euro in bar und Briefmarken im Wert von einer halben Million Euro. Woher das viele Geld stammt, wenn nicht aus dem Autohandel, dafür gibt es bis heute keine plausible Erklärung. Für alle 78 in Deutschland gestohlenen Autos verurteilte das Landgericht Dresden Jan H. 2015 zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zehneinhalb Jahren, die er nun in Tschechien absitzt.

Im Juni 2015 fand eine zweite Razzia in dem Steinbruch und in H.s Anwesen statt. Wieder wurden Autoteile sichergestellt. Zwei Mechaniker wurden verhaftet, Lenka H. blieb lange auf freiem Fuß. Erst im August 2017 wurde Lenka H. verhaftet und im September nach Deutschland überstellt.

Wie Jan H. wurde nun auch seiner Frau banden- und gewerbsmäßige Hehlerei in 78 Fällen vorgeworfen. Von angeblichen Taten nach dessen Inhaftierung war keine Rede. Lenka H. behauptete, sie habe von illegalen Geschäften ihres Mannes nichts gewusst. Sie habe erst davon erfahren, als er schon in Haft saß. Auf seinen Wunsch habe sie lediglich dafür gesorgt, dass bestehende Aufträge abgearbeitet wurden. Das Gericht vernahm eine Reihe von Zeugen, darunter Ex-Mitarbeiter, Autodiebe, Kronzeugen, Ermittler aus Dresden und Tschechien – doch Beweise für ein gemeinsames Agieren mit ihrem Mann gab es nicht. Da hatte es auch nichts genutzt, dass Polizisten im Winter 2015/16 den Steinbruch tagelang observiert hatten. Sie konnten belegen, dass Lenka H. häufig dort war, aber nicht, dass sie mehr gemacht hat, als „Katzen zu füttern und die Beete zu machen“, wie die Vorsitzende Richterin Monika Müller sagte.

Das Gericht nahm der Angeklagten ihre Ahnungslosigkeit zwar nicht ab, verurteilte die Frau aber nur wegen Beihilfe zur Hehlerei in einem Fall zu einer Bewährungsstrafe von neun Monaten. Lenka H. war 2011 Halterin eines aufgekauften Unfall-Skoda. Mehr war ihr nicht nachzuweisen. Die 40-Jährige durfte das Gericht als freie Frau verlassen.