Irans Staatsfernsehen hatte das öffentliche Geständnis der 43-jährigen Sakineh Mohammadi Aschtiani zur besten abendlichen Sendezeit ausgestrahlt. Das Gesicht der Frau war allerdings nicht zu erkennen. Sie erklärte, sie sei unwissentlich zur Komplizin bei der Ermordung ihres Mannes geworden. Die zweifache Mutter, deren Fall weltweit für Aufsehen gesorgt hat, war 2006 wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt worden: Und zwar zum Tod durch Steinigung.
„Sie wurde gefoltert, damit sie dieses Geständnis ablegt“, sagte Aschtianis Anwalt Dschawid Hutan Kian der Nachrichtenagentur AP. Bislang, so der Jurist, habe sich der Fall ausschließlich um den Vorwurf des Ehebruchs gedreht. Von Beihilfe zum Mord sei nie zuvor die Rede gewesen. „Wenn sie in die Ermordung ihres Mannes verwickelt gewesen wäre, wäre sie schon vor Jahren gehängt worden“, sagte er.
Nach einer internationalen Protestwelle hatte die iranische Justiz im vergangenen Monat die Vollstreckung des Urteils vorerst abgesagt. Das Urteil an sich allerdings hat weiter Bestand. Doch „die werden sich jetzt hundertmal überlegen, ob sie die Steinigung wirklich ausführen“, sagt Mina Ahadi, Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime der „Leipziger Volkszeitung“. Der weltweite Protest, der auch von Regierungen ausgesprochen werde, setze das Regime in Teheran erheblich unter Druck.
Die Steinigung sei vor allem eine politische Machtdemonstration. Die Machthaber in Teheran wollten der Welt zeigen, dass sie jede Einmischung von außen ignorieren können. Doch auch in der iranischen Bevölkerung wachse der Widerstand gegen die Todesstrafe, auch weil es kaum noch eine Familie gebe, die nicht Angehörige auf diese Weise verloren habe, so die iranische Menschenrechtlerin.
Ein Asylangebot Brasiliens für die von der Steinigung bedrohte Frau hat Teheran allerdings abgelehnt. Ein Außenamtssprecher meinte dazu ziemlich überheblich, sobald der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, der das Asylangebot gemacht hatte, über die genauen Umstände des Falls informiert worden sei, werde sich seine Anfrage von selbst erledigen.
Die Kinder der Verurteilten bestreiten übrigens, dass ihre Mutter sich überhaupt einer Straftat schuldig gemacht hat. Es gebe auch keinerlei Beweise für den angeblichen Ehebruch, das Urteil sei völlig willkürlich gefällt worden. Von einem anderen Gericht war die Frau bereits zu 90 Peitschenhieben verurteilt worden. Der erste Anwalt von Sakineh Mohammadi Aschtiani musste indessen in Norwegen um politisches Asyl bitten, nachdem Irans Behörden seine Verhaftung angeordnet hatten. (SZ(apn)