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Die Geschäfte mit dem guten Namen

In Hessen regieren die gleichnamigen Landgrafen schon lange nicht mehr. Das Adelshaus betreibt eine normale Firma - allerdings mit sehr langfristigen Zielen.

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Donatus Landgraf von Hessen mit seiner Frau Floria, geborene Gräfin von Faber-Castell.
Donatus Landgraf von Hessen mit seiner Frau Floria, geborene Gräfin von Faber-Castell. © Michael Holz/Hessische Hausstiftung/dpa

Von Christian Ebner

Frankfurt/Main.  Seinen Beruf hat sich Donatus Landgraf von Hessen nicht aussuchen können. Adel verpflichtet - auch den 52 Jahre alten Chef des Fürstenhauses Hessen, der aus Kronberg bei Frankfurt die Unternehmen der hessischen Hausstiftung leitet. "Seit 1263" steht klein unter dem neu geschaffenen Logo der Unternehmensgruppe "Prinz von Hessen", aber auch das wirklich alte Vermögen muss mit der Zeit gehen, wenn es bleiben soll. Der Großneffe der britischen Queen und Ururenkel des deutschen Kaisers Friedrich III. baut um und nimmt dafür auch in Kauf, stärker in der Öffentlichkeit zu stehen.

"Ich mache das gerne, wenn es ums Geschäft geht. Sonst suche ich die Öffentlichkeit nicht", sagt der studierte Betriebswirt. Geschäftlich habe er nur ein Ziel: "Das Vermögen erhalten und gestalten, um es geordnet an die nächste Generation zu übergeben."

Der Besitz der landgräflichen Stiftung besteht wie bei vielen anderen Adelsgeschlechtern wesentlich aus Immobilien: Zwei der nobelsten Hotels im Rhein-Main-Gebiet, das renommierte VDP-Weingut sowie das Trakehner-Gestüt Panker samt umfangreicher Landwirtschaft in Schleswig-Holstein bilden den Kern. Unter der gemeinsamen Dachmarke "Prinz von Hessen" soll das alles künftig gemeinsam gesteuert und vermarktet werden.

Das Schlosshotel Kronberg im Besitz der "Hessischen Hausstiftung": Der Besitz der landgräflichen Stiftung besteht wie bei vielen anderen Adelsgeschlechtern wesentlich aus Immobilien. 
Das Schlosshotel Kronberg im Besitz der "Hessischen Hausstiftung": Der Besitz der landgräflichen Stiftung besteht wie bei vielen anderen Adelsgeschlechtern wesentlich aus Immobilien.  © Michael Holz/Hessische Hausstiftung/dpa

Die Anforderungen an moderne Gastbetriebe haben sich in den vergangenen Jahren etwa durch die Digitalisierung enorm verändert. Längst müssen auch Traditionshotels die Social-Media-Kanäle bespielen, zeitgerechtes Marketing gestalten und sich mit Internet-Vermittlern auseinandersetzen. "Dazu kommt, dass die rechtlichen Anforderungen etwa zu Datenschutz und Arbeitsbedingungen immer komplexer werden. Das kann man nicht mehr machen wie vor 20 Jahren", sagt der Landgraf. Seine Schlussfolgerung war, die Gastbetriebe künftig gemeinsam zu führen.

Die Hessen gehören wie die Fugger, die Hohenzollern, die Welfen und Bayern zu den wichtigsten deutschen Adelshäusern. Im Jahr 2003 heiratete Landgraf Donatus seine Frau Floria, eine geborene Gräfin von Faber-Castell, deren Familie die berühmte Bleistift-Fabrik in Stein bei Nürnberg betreibt. Industrielle Beteiligungen sind eher selten im Hochadel, eine wichtige Ausnahme bildet die Zollern-Gruppe, die noch zur Hälfte dem Haus Hohenzollern gehört.

Sandro Bohrmann gehört zu den Managern, die der Landgraf von Hessen für den Wandel verpflichtet hat. "Nach meiner Einschätzung werden die großen Ketten und die ganz individuellen Hotels überleben", sagt der frühere Manager der US-Kette Marriott auf der Terrasse des hochherrschaftlichen Schlosshotels Kronberg, 1893 erbaut für Victoria, Witwe des "99-Tage-Kaisers" Friedrich III. Bohrmann genießt im Hause Hessen die kurzen Entscheidungswege. "Das ist hier fast schon wie in einem Start-up, auch wenn die Betriebe schon so lange existieren." Natürlich stehe bei aller Aktivität aber letztlich der Erhalt der Güter im Vordergrund.

Die studierte Weinexpertin und Winzertochter Bärbel Weinert steht seit wenigen Monaten an der Spitze des Weingutes "Prinz von Hessen" und ist ebenfalls voll des Lobes für ihren adligen Chef. "Vorschläge müssen halt Hand und Fuß haben. Dann ist er Neuerungen gegenüber sehr aufgeschlossen." Dazu gehörten bereits in der Vergangenheit Dinge wie die poppigen Flaschen-Etiketten und eigenwillige Wein-Namen: Die besten Riesling-Trauben vom Dachsberg werden beispielsweise als "Dachsfilet" vermarktet. (dpa)