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„Die Grippe kommt zeitig und intensiv“

Christoph Ziesch, Amtsarzt beim Gesundheitsamt des Landkreises Görlitz, rät zur Impfung gegen die Virenkrankheit. Auch jetzt noch, denn die Grippesaison ist lang.

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© dpa

Die Grippe hat den Landkreis Görlitz nun voll im Griff. Bisher wurde bei 89 Patienten eine Erkrankung diagnostiziert. Die Zahl ergaben die Meldungen von 31 Arztpraxen und einem Krankenhaus an das Gesundheitsamt des Kreises. Allein in der ersten Woche dieses Jahres wurden aber bereits 41 Fälle diagnostiziert. Vier Personen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Und eine Frau starb sogar an den Folgen der Krankheit. Über den richtigen Umgang mit der Grippe, spricht Amtsarzt Dr. Christoph Ziesch im SZ-Interview .

Dr. Christoph Ziesch leitet als Amtsarzt das Gesundheitsamt des Landkreises.
Dr. Christoph Ziesch leitet als Amtsarzt das Gesundheitsamt des Landkreises. © Pawel Sosnowski

Herr Dr. Ziesch, es gab die erste Tote. Wie ernst ist die Grippe in der Saison?

Dem Gesundheitsamt liegt eine Todesfallmeldung einer 87-jährigen Bürgerin vor. Sie ist an einer Lungenentzündung bei bestätigter Influenza verstorben. Der in dieser Saison in Europa vorwiegend nachgewiesene Influenza-Virensubtyp A ist besonders dadurch gekennzeichnet, dass er bei älteren Menschen Komplikationen, wie Lungenentzündungen verursacht. In Kombination mit meist zusätzlich bestehenden alterstypischen Erkrankungen können diese auch zum Tod führen.

Wenn es verschiedene Virentypen gibt, vor welchen schützt der Impfstoff?

Für den Menschen sind die saisonal auftretenden Influenza-A- und -B-Viren besonders relevant. Wie hoch die Wirksamkeit einer empfohlene Grippeimpfung in der jeweiligen Grippesaison ist, hängt davon ab, wie gut es gelingt, zum Zeitpunkt der Herstellung des Impfstoffs eine gute Prognose für die zu erwartende Influenzasaison zu erstellen. In Abhängigkeit von dieser Tatsache liegt die Wirksamkeit des Impfschutzes gegen eine laborbestätigte Influenzaerkrankung zwischen 40 und 60 Prozent.

Ist es überhaupt noch effektiv, sich so spät noch impfen zu lassen?

Auch zum jetzigen Zeitpunkt ist eine Grippeimpfung noch sinnvoll. Ich muss aber darauf hinweisen, dass ein angestrebter Impfschutz erst 14 Tage nach Impfung zu erwarten ist.

Ist die Grippe in diesem Jahr besonders aggressiv und ansteckend?

Es ist festzustellen, dass im Vergleich zu den Vorjahren ein zeitigerer und intensiverer Beginn des saisonalen Grippegeschehens zu verzeichnen ist. Es ist aber wichtig zu beachten, dass die vorliegenden Zahlen immer nur dazu dienen, Entwicklungen im Grippegeschehen zu erkennen. Die Dunkelziffer liegt erfahrungsgemäß um ein Vielfaches höher. Das liegt daran, dass nicht jeder an einer Grippe erkrankte Mensch einen Arzt aufsucht.

Was sind die Ansteckungsherde und wie lange sind Erreger übertragbar?

Die Erregerübertragung erfolgt über die Tröpfcheninfektion, insbesondere beim Niesen und Husten. Die Ansteckungsfähigkeit besteht etwa 4 bis 5 Tage ab Auftreten der ersten Symptome. Eine längere Ansteckungsfähigkeit ist aber vor allen Dingen bei Kindern möglich. Grippepatienten sollten sich zu Hause auskurieren.

Wer sollte sich impfen lassen und wer sieht besser davon ab?

Vor allem Personen ab dem 60. Lebensjahr als auch Menschen jeden Alters mit einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung sollten sich impfen lassen. Personen mit einer beruflichen Gefährdung, wie medizinisches Personal, sollten vorsorgen.

Wann die Impfung nicht zu empfehlen ist, entscheidet der Arzt. Dies betrifft zum Beispiel Personen mit einer Hühnereiweißallergie. Ebenso verbietet sich bei einem bestehenden fiebrigen Infekt mit Temperatur über 38,5 Grad eine Impfung.

Kann man selbst noch etwas tun, um eine Ansteckung zu vermeiden?

Um die Ausbreitung einer bestehenden Erkrankung zu vermeiden, sollten beim Husten und Niesen der Mund und die Nase vorzugsweise mit der Ellenbeuge bedeckt werden. Auf ein gut gemeintes Händeschütteln sollte in dieser Zeit verzichtet werden. Taschentücher gehören hygienisch entsorgt werden. Auch ein häufiges Händewaschen ist dringend zu empfehlen.

Gespräch: Nadine Franke