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Die gute Seele des Görlitzer ASB-Heimes

Sigrid Zschornack ist sehr aufgeregt. Für sie, die sich ehrenamtlich um Heimbewohner kümmert, ist die Auszeichnung mit der Annen-Medaille eine hohe Ehre.

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© Nikolai Schmidt

Von Gabriela Lachnit

Görlitz. Sigrid Zschornack ist sehr aufgeregt. Das war sie gestern schon. Für die Görlitzerin, die bereits 2007 mit dem Meridian des Ehrenamts von der Stadt Görlitz gewürdigt worden ist, ist die Auszeichnung mit der Annen-Medaille erneut eine hohe Ehre. „Ich freue mich darüber sehr“, sagt sie und schiebt gleich hinterher „und ich bin dankbar dafür, dass ich noch ehrenamtlich tätig sein kann.“

Angefangen hat alles im Jahr 2000, als ein Nachbar von Familie Zschornack ins Alters- und Pflegeheim des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) einzog. „Das war sozusagen mein erster Betreuungsfall“, erinnert sich Sigrid Zschornack, die im nächsten Jahr ihren 80. Geburtstag und mit ihrem Mann Georg die Goldene Hochzeit feiert. Mit viel Einfühlungsvermögen, Zuwendung und Zeit kümmerte sich Frau Zschornack um den älteren Herrn im ASB-Heim.

Das fiel auch dem Personal dort auf, und so war es kein Wunder, dass Sigrid Zschornack gefragt wurde, ob sie nicht öfter in das Seniorenzentrum kommen und bei der Betreuung der Bewohner helfen könne. Sie wollte. Gemeinsam mit Gabriele Körner, mit der Frau Zschornack eine enge Freundschaft verbindet, haben sie fortan regelmäßig Veranstaltungen für die Senioren im Altenheim organisiert und durchgeführt. Mit ihrem Akkordeon oder am Klavier unterhält die gebürtige Thüringerin seit vielen Jahren die Senioren: bei Geburtstagsfeiern, die einmal im Monat stattfinden und bei Musiknachmittagen. Sigrid Zschornack bastelt mit den älteren Leuten, organisiert Kaffeerunden und Vorträge. Alle zwei Wochen lädt sie zu „Fitness für Körper und Seele“ ein. Diese Veranstaltungsreihe hat die sportlich fitte Seniorin selbst kreiert. „Das kommt genauso gut an wie die musikalischen Nachmittage, bei denen viele mitsingen, weil sie die Texte zu den Melodien kennen“, berichtet Frau Zschornack. Kein Wunder, spielt sie doch die Musik, die viele Heimbewohner aus ihrer Jugend kennen.

Henri Burkhardt vom ASB ergänzt: „Fast täglich besucht Frau Zschornack Bewohner im Seniorenzentrum, geht mit ihnen spazieren, liest ihnen vor, führt Gespräche mit ihnen und bringt somit Abwechslung in den täglichen Ablauf der Bewohner der Einrichtung am Grenzweg in Rauschwalde.“ Durch diese sehr aufopferungsvolle Tätigkeit entlaste sie auch das Pflegepersonal, fügt Burkhardt an und betont, dass die unermüdliche und sehr gute Arbeit von Sigrid Zschornack immer ein Vorbild für alle Ehrenamtlichen der Einrichtung sei.

Aber nicht nur Bewohner und Personal ziehen Nutzen aus dem Ehrenamt der 79-Jährigen, die im Görlitzer Stadtteil Biesnitz in einem 1995 gebauten Eigenheim lebt. „Die Gemeinschaft ist mir viel wert“, sagt sie. In ihrem Berufsleben war sie Krankenschwester, arbeitete in OP-Sälen und bei der Dialyse. Nach einer schweren Erkrankung Mitte der 1990er Jahre ging sie in Rente. Nun hatte sie mehr Zeit für sich und später auch für ihr Ehrenamt. „Ja, ich habe ein bewegtes Leben. Langweilig ist mir nie gewesen, auch heute nicht“, sagt sie. „Im Haus und im Garten ist auch immer etwas zu tun.“ Das Ehrenamt möchte Frau Zschornack nicht missen, obwohl sie mittlerweile aus gesundheitlichen Gründen ein ganz klein wenig kürzer treten muss.