Von Marcus Herrmann
Meißen. Kontakte muss man haben. Dann klappt es auch mit den Bienen. Wie gut also, dass der Vater eines Grundschülers im Kurs von Lehrer Patrice Hübsch selber imkert. Jan Gutzeit heißt der Mann, der in Großdobritz mit Unterstützung der Familie 60 Bienenvölker betreut. Nach der nötigen Expertise musste Patrice Hübsch nicht lange suchen.
Und so konnte das Bienen-Projekt an der Freien Werkschule an einem sonnigen Vormittag in dieser Woche starten. „Wir haben die beiden Bienenkästen schon am Morgen hinter dem Hortgebäude aufgestellt, hatten die darin befindlichen Tiere von einem Imker hertransportiert, der einige Bienen aufgeben musste“, sagt Jan Gutzeit. Mit einem Smoker, um die Insekten zu besänftigen, und drei unerschrockenen Grundschülern nähert sich der Imker der sogenannten Bienenbeute, also deren Behausung. Der ausgewählte Ort hinter dem Hort habe sich angeboten, weil die Tiere früh beim Ausschwärmen und Honig holen Morgensonne haben, nachmittags Schatten. „So benötigen sie nicht so viel Kraft, um später am Tag die Waben abzukühlen“, erzählt Lehrer Patrice Hübsch.
Nur mit Gesichtsschutz und Umhang nähern sich Laura, Theo und Felix den Bienen. Wie sie es während der Theorie im letzten Jahr gelernt hatten, vergewissern sie sich mit ruhigen Handgriffen, wie es dem Bienenvolk geht, wo schon Nachwuchs zu erkennen ist und ob sie die Königin finden können. Auch ein wenig Honig wird gekostet.
Obgleich es um die Grundschüler nur so schwirrt und summt, sich Bienen auf die Schutzkleidung und die nackten Hände setzen, bleiben die Schüler ganz ruhig. „Bienen tun ja nichts“, sagt Laura. „Wenn man ein paar Dinge beachtet, stimmt das“, meint Jan Gutzeit. So sollte man etwa vermeiden, die Tiere aus Versehen zu quetschen oder nach ihnen zu schlagen. An diesem Vormittag wird jedenfalls niemand gestochen.
Bei den Insekten, die jetzt in der Werkschule Honig produzieren, handelt es sich um einen Ableger eines Bienenvolkes. Etwa 8 000 bis 10 000 Tiere sind es zunächst. „Es werden nun langsam immer mehr und die Bienen entwickeln sich. Das ist ideal für die Schüler, die ja das Zusammenleben und die Gewohnheiten kennenlernen sollen“, so Gutzeit. Im kommenden Jahr soll dann auch der erste Honig gewonnen und auf dem Gelände der Werkschule verkauft werden. Die Kosten für den nun gekauften Ableger eines Volkes halten sich mit rund 100 Euro in Grenzen. Bevor die Schüler und Schülerinnen des Kurses mit den Bienen in Kontakt kommen, mussten die Eltern ihr Einverständnis geben.
„Wir freuen uns, dass wir unser Bienenprojekt nun starten können“, sagte Geschäftsführerin Dorothee Finzel. Immerhin hatte es vor mehr als eineinhalb Jahren schon erste Kontakt zum Meißner Imker Stefan Köppl gegeben. Er bereitete damals zwei Bienenvölker für das Afra-Gymnasium vor. Bereits seit dem Frühjahr 2017 summt es nun hier. Der erste Honig wurde Ende 2017 an der Freiheit gewonnen, bestätigt Pressesprecher Jan Polak. Die Freie Werkschule sollte damals zeitnahe nachfolgen. Doch die Sache verzögerte sich – auch, weil nicht immer Bienenvölker einfach so verfügbar sind.
„Nun ist es zum Glück geschafft“, sagt Patrice Hübsch. Ob in Zukunft noch mehr Bienen dazu kommen, werde sich zeigen. „Zunächst sind wir gut aufgestellt und unsere Schüler können anhand der Tiere von Biologie bis Meteorologie einiges lernen.“