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Die Hotelretterin

Julia Karsch hat das Hotel Weißer Hirsch in Hohnstein gepachtet. Damit zeigt sie Mut und hilft einer ganzen Stadt.

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© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Hohnstein. Die junge Frau hinter dem Tresen im Hotel Weißer Hirsch am Hohnsteiner Markt strahlt nicht nur Optimismus aus. Sie lebt ihn. Julia Karsch hat auch allen Grund dazu. Sie hat das Hotel aus der Insolvenz heraus gepachtet und damit nicht nur die Arbeitsplätze erhalten. Sie verhilft mit ihren Übernachtungs- möglichkeiten in den zwölf Hotelzimmern der Stadt Hohnstein auch zu mehr Besuchern und der Belebung des Marktplatzes. Vor wenigen Tagen hat sie die Winterpause in ihrem Hotel beendet. Die zurückliegenden Wochen hat die 30-Jährige mit Hilfe von Verwandten, Bekannten und Firmen genutzt, um einige Zimmer neu zu streichen. Der Fußboden im Gastraum wurde abgeschliffen und neu versiegelt. Julia Karsch hat selbst mit angepackt.

Glück mit dem Personal

Überhaupt scheint sie gern zuzupacken. Das hat sie mehrmals gezeigt, so unter anderem als dem Hotel die Insolvenz drohte. Sie selbst war seit 2015 in dem Haus beschäftigt, zuletzt als Betriebsleiterin. Das Team ahnte wohl die drohende Insolvenz des ehemaligen Pächters. „Für mich stand ganz einfach die Frage, entweder eine andere Arbeit suchen oder es selbst zu probieren“, sagt die junge Frau. Aufgrund ihrer persönlichen Situation mit einem kleinen Kind hatte sie sich entschieden, in Hohnstein zu bleiben und es eben selbst zu versuchen.

Das Hotel und dessen Zahlen kannte sie. „Ich habe mich noch etwas näher damit beschäftigt, andere auch um Rat gefragt und entschieden, ich wage es“, sagt sie. Hohnsteins Tourismuschef André Häntzschel habe mit ihr ein sehr gutes Konzept ausgearbeitet, sodass es auch mit einem Kredit funktioniert habe. Und der Eigentümer, die Meister Bär Hotelgruppe, sei daran interessiert gewesen, dass es nahtlos weitergehe. Die Buchungen in dieser Zeit konnten fast alle erfüllt werden. „Das hat mich weitergebracht. Wenn ich hätte absagen müssen, wäre das ein finanzieller Verlust gewesen“, sagt die Unternehmerin.

Sie hatte mit dem Personal Glück. Die Zimmerfrau und die Frühstücksfrau sind geblieben. Die Köche und die Kellnerin stammen aus Tschechien. Sie kannte sie von ihrer ehemaligen Arbeitsstelle. „So griff praktisch eins in andere. Alles richtig gemacht. Bis jetzt“, sagt die junge Frau und klopft auf Holz. Sie freut sich auf die neue Saison. Vor allem Wandersleute aber auch Motorradfahrer gehören zu ihrer Klientel. Sie konnte schon die eine oder andere Familienfeier für Einwohner ausrichten. „Ich freue mich, wenn die Hohnsteiner kommen“, sagt sie. Auch das zeige ihr: bislang alles richtig gemacht.