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Die Hüft-Experten

Seit 25 Jahren werden in der Asklepios-ASB Klinik in Radeberg künstliche Gelenke eingesetzt. Auch ganz Besondere.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Am liebsten würde er schon wieder zum Kegeln gehen. Und irgendwie nimmt man ihm das auch ab. Obwohl Horst Schrutek da gerade an zwei Krücken auf dem Flur der unfallchirurgisch-orthopädischen Abteilung im Erdgeschoss der Radeberger Asklepios-ASB Klinik unterwegs ist. Die OP ist erst ein paar Tage her, „aber ich fühle mich absolut fit und super“, sagt der Wachauer fröhlich.

Matthias Wehner zeigt das Modell einer Hüft-Endoprothese. Immerhin 138 Mal stand eine solche OP im vergangenen Jahr in Radeberg an.
Matthias Wehner zeigt das Modell einer Hüft-Endoprothese. Immerhin 138 Mal stand eine solche OP im vergangenen Jahr in Radeberg an. © Thorsten Eckert

Die OP, von der Horst Schrutek spricht, ist für Oberarzt Matthias Wehner – den Leiter der Orthopädie und Unfallchirurgie in der Radeberger Klinik – durchaus Routine. Horst Schrutek hat ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt bekommen, und allein im vergangenen Jahr standen solche Operationen in Radeberg immerhin 138 Mal auf dem OP-Plan. Hinzu kommen 102 Eingriffe am Knie und 15 Schulterendoprothesen. Auch Behandlungen des Sprunggelenks und die Arthroskopie am Kniegelenk, Schulter und Sprunggelenk nach Unfällen gehören seit Längerem zu den Möglichkeiten. Seit fünf Jahren ist die Radeberger Klinik auch Mitglied im sogenannten Trauma-Netzwerk Ostsachsen. Ein Netzwerk aus Krankenhäusern, die sich um die Behandlung von Unfallopfern kümmern – und dabei jeweils spezielle Schwerpunkte einbringen. Die Radeberger eben mit den Behandlungen an Brüchen und Verletzungen an Gelenken.

Stabiles Standbein

„Vor 25 Jahren haben wir hier mit der sogenannten Endoprothetik begonnen“, sagt der Oberarzt – und kann sich noch genau erinnern: Im Oktober 1992 war das; „ein Unfall-Patient“. Seither ist das Thema Endoprothetik – also vereinfacht gesagt, der Einsatz künstlicher Gelenke – ein wichtiges Thema für das Radeberger Krankenhaus geworden. „Man kann schon sagen, dass wir uns da ein sehr stabiles Standbein aufgebaut haben“, blickt Oberarzt Matthias Wehner durchaus mit Stolz auf die Entwicklung zurück. Seit 2014 ist das Radeberger Krankenhaus auf diesem Gebiet auch mit einem Qualitätszertifikat als Endoprothetikzentrum zertifiziert; geprüft von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Dafür nehmen unabhängige Prüfer jährlich die Abläufe in der Abteilung aufs Genaueste unter die Lupe. Zudem müssen in diesem Bereich Fachkräfte mit der entsprechenden Erfahrung arbeiten, „denn zur Qualität gehört eben auch tatsächlich die Routine“, macht Oberarzt Matthias Wehner deutlich. Und so gibt es in der Abteilung zwei Hauptoperateure, neben Matthias Wehner auch Michael Pippig.

Qualität der Behandlung stimmt

Um als Klinik solche Eingriffe durchführen zu dürfen, müssen zum Beispiel mindestens 50 Kniegelenks-Operationen pro Jahr laufen. In Radeberg sind es also immerhin doppelt so viele. Und dass hier nicht nur die Quantität, sondern vor allem auch die Qualität der Behandlung stimmt, zeigen dabei neben den entsprechenden Bewertungen durch Krankenkassen und Prüf-Organisationen nicht zuletzt die Patientenzahlen, die durch Zuweisung von Ärzten und über die sogenannte „Mund-zu-Mund-Propaganda“ nach Radeberg kommen. Auch Horst Schrutek gehört zu den absolut zufriedenen Patienten, erzählt er, während er wie erwähnt ziemlich fix an seinen beiden Krücken über den Gang huscht. „Die Schulter, beide Knie und nun eben auch noch die linke Hüfte“, zählt der Wachauer die Eingriffe auf, denen er sich in den vergangenen Jahren in der Abteilung von Oberarzt Matthias Wehner unterzogen hat. „Und es war hier immer ausgezeichnet“, schwärmt er. Ein sehr familiäres Klima, sehr kompetentes und freundliches Personal. „Und hier ist man nicht einfach nur eine Nummer, hier ist man ein Patient mit Namen“, unterstreicht Horst Schrutek. „Und natürlich bin ich vor allem vom Erfolg der Operationen begeistert; trotz all der künstlichen Gelenke kann ich eben wie erwähnt noch Kegeln“, freut er sich. Ein bisschen muss er damit aber noch warten. Erst geht‘s zur dreiwöchigen Reha-Kur. „Aber dann klappt das auch wieder mit dem Kegeln“, ist auch der Oberarzt zufrieden mit dem Heilungsverlauf.

Zusammenarbeit mit Spezialfirma

Längst geht es aber nicht mehr „nur“ um den kompletten Hüft- oder Kniegelenk-Ersatz. Zunehmend werden von den Spezialisten im Radeberger Krankenhaus statt ganzer Gelenke zunächst ausschließlich die verschlissenen Bereiche behandelt. „Wir wollen ja möglichst viele gesunde Bereiche erhalten und die Teilprothesen dann darin integrieren“, beschreibt Matthias Wehner. So werden beispielsweise künstliche Kreuzbänder eingesetzt, Knorpelbereiche werden rekonstruiert – und es kommen seit einiger Zeit auch ganz individuelle Gelenk- oder eben Teilgelenk-Prothesen zum Einsatz. Anhand von Computer-Aufnahmen im Radeberger Krankenhaus werden dann von einer medizintechnischen Spezialfirma in den USA passgenaue Teilprothesen produziert, die anschließend von den Radeberger Spezialisten eingesetzt werden. „Wir arbeiten schon seit Längerem mit dieser Firma zusammen – und es hat bisher immer hundertprozentig gepasst“, ist Matthias Wehner die Begeisterung anzumerken.

Wobei im Übrigen auch nicht jeder Patient unbedingt operiert werden muss, der mit Beschwerden in die beiden wöchentlichen Sprechstunden der Klinik-Orthopädie kommt. Mittwochs und auch sonnabends stellen sich hier dann Patienten vor, die von Hausärzten und Orthopäden zur Überprüfung der Notwendigkeit einer Operation ans Krankenhaus überwiesen worden sind. „Wir sehen uns da eben auch als eine Art Filterstation“, beschreibt Matthias Wehner. Denn nicht in jedem Fall ist immer auch gleich eine Operation der nächste Schritt, „mitunter gibt es auch zunächst noch andere Therapie-Möglichkeiten“, sagt der Oberarzt. Die Operation, schiebt Matthias Wehner dann gleich hinterher, die Operation sei stets die letzte Option. „Wir schicken also mitunter auch Patienten mit entsprechenden Behandlungs-Hinweisen zum Hausarzt zurück, um die OP noch hinauszuzögern“, so der Oberarzt. Denn eines sei natürlich klar, „auch die eingesetzten Prothesen haben nur eine bestimmte Lebensdauer“.