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Die Husaren sind wieder da

Die Husaren zeigten vor gut 300 Besuchern, dass sie über Großenhain viel gesammelt haben.

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© Klaus-Dieter Brühl

Großenhain. Mit seinem Vortrag im Kulturschloss über Großenhain als Garnisonsstadt der Königshusaren meldete sich der Arbeitskreis Geschichte der Großenhainer Husaren zurück. Dieser neue „Husarenstreich“ soll in diesem Jahr wieder mehr Aktivität in der Stadt einläuten, so Michael Lippert. In der jüngeren Vergangenheit waren die Hobbyhusaren eher im Ausland unterwegs. Nun zeigten sie vor gut 300 Besuchern, dass sie über Großenhain ganz viel gesammelt haben. Fotos, Dokumente und Musikbeispiele stießen auf große Resonanz. Der Vortrag war ein Eintauchen in eine andere Zeit, die die Stadt sehr geprägt hat. Im Königshaus galten die 18er als bedeutendes Regiment. (krü)

Husarenstreich

Sachsens Könige in Großenhain

Schon König Albert erklärte sich 1891 zum Chef des Großenhainer Husarenregiments Nr. 18. Für das sächsische Königshaus war die Kavallerie – neben den Grimmaer Husaren und den Oschatzer Ulanen – eine wichtige militärische Stütze. König Albert besuchte selbst noch 1902 die Husaren in Zeithain, kurz bevor er starb. Kronprinz Friedrich August diente bekanntermaßen von 1886 bis 1887 in Großenhain als Offizier und wohnte in der Villa Starke bei Herrn von Wittern. Nach Dienst traf er sich am Stammtisch mit anderen Offizieren bei Kirst und Co. 1903 kam er in Uniform als Kronprinz zur Einweihung des Carolabades. 1904 war er bei einer Übung auf dem Exerzierplatz. 1905 folgte Friedrich Augusts erster Auftritt als König auf dem Marktplatz. Er schritt die jubelnde Menge ab und ritt ein Stück durch die Stadt, das Husarenregiment hinterher. Dann besuchte er Kirche, die Tuchfabriken Caspari und Gebrüder Zschille – die Militärtuche produzierten – das Remontedepot Kalkreuth und viele Dörfer. 1909 war er auf dem Truppenübungsplatz Zeithain, 1912 kam er zum Kaisermanöver auf die Naundorfer Flur zu „seinem“ Regiment. Hier erhielt Friedrich August von Kaiser Wilhelm den Marschallstab. An- und Abreise erfolgte schon in Autos. Die Husarenuniform des letzten Königs soll noch bis 1945 im Großenhainer Museum gewesen sein.

Die Remontedepots

Das Husarenregiment hatte 800 bis 1000 Pferde. Pro Jahr wurden 300 neue Remonten als Ersatz benötigt. Diese Tiere wurden in Remontedepots für ihren militärischen Einsatz geschult. Ab 1892 gab es die Pferdeställe im Gut Kalkreuth mit den Vorwerken Reiherhof und Bieberach mit rund 330 Tieren. 1894 kam das Rittergut Mühlbach dazu, 1896 das Rittergut Adelsdorf. So kam man auf 500 Tiere. Ausbildungspferde kamen auch aus Skassa, Naundörfchen, Dallwitz und Döbritzschen. Die Stallunterbringung wurde geübt.

Der Parforcejagdverein

1865 gründete sich der Großenhainer Hetzclub, 1867 dann der Parforcejagdverein. 1869 wurde die Hundemeute angeschafft, die auf der Paulsmühle untergebracht war. Die Jagden waren für Reiter eine willkommene Reitschule neben dem Dienst. So war das Überspringen und Durchreiten von Bächen und Flüssen beliebt. Das gesamte Offizierkorps der Husaren gehörte zum Verein. Die Großenhainer Umgebung war sehr beliebt, es gab oft auswärtige Gäste. Kaufleute, Handwerker und Wirte profitieren von den vielen Jagden.

Die Regimentspostkarten

Vieles wissen wir heute über die Husaren durch deren Fotos und Postkarten. Zahlreiche Großenhainer Fotografen lebten davon. So gab es offizielle Postkarten von Regimentstagen, zum Beispiel 1884 zum 150-jährigen Regimentsjubiläum, das sich auf das Jahr 1734 bezieht. 1901 gab es zum Beispiel Regimentstage ehemaliger Husaren. 1909 wurde das 177-jährige Bestehen gefeiert, man erstellte Postkarten von jeder Eskadron und von den Gastregimentern. 1910 erschienen Karten vom neunten Bundes-Wettinschießen.

Das Nachkriegsregiment

Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem über 350 Regimentsangehörige ihr Leben ließen, und in dem auch Michael Lipperts Großvater Otto-Martin Lippert diente, wurde Anfang 1918 das Regiment aufgelöst. Später bildete man das Reiterregiment 12 als Weiterführung der gesamten sächsischen Kavallerie zum Zwecke des Grenzschutzes. 1920 wurde die zweite Schwadron davon in Großenhain begrüßt und stationiert. 1934 wurde daraus die Wehrkreis-Remonteschule. Reiter nahmen auch am Zweiten Weltkrieg teil.

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