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Die Königsbrücker Heide brennt

260 Hektar Wald sind nahezu vernichtet. Vermutet wird Brandstiftung.

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© René Plaul

Von Jana Ulbrich

Schwepnitz. Kaj Krumbiegel wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Nur ruhig bleiben“, sagt sich der Revierförster des Naturschutzgebiets Königsbrücker Heide. In seinem Geländewagen ist er unterwegs zur aktuellen Hauptbrandstelle. Hunderte Meter weit fährt er vorbei an schwarz verkohltem Waldboden und verkohlten Birkenstämmchen. Überall riecht es nach verbranntem Holz. Kaj Krumbiegel hat schon einige Waldbrände gesehen. „Aber noch keinen in einem derartigen Ausmaß“, sagt der 54-Jährige. Seit einer Woche lodert und qualmt es in der Heide. Immer wieder glimmen alte und neue Glutnester auf. Rund 260 Hektar Wald im Gebiet zwischen Schwepnitz und Königsbrück sind inzwischen nahezu vernichtet.

Absprachen beim Einsatzstab: Einsatzleiter Torsten Peter erklärt der Schwepnitzer Bürgermeisterin Elke Röthig das Vorgehen der Feuerwehren.
Absprachen beim Einsatzstab: Einsatzleiter Torsten Peter erklärt der Schwepnitzer Bürgermeisterin Elke Röthig das Vorgehen der Feuerwehren. © René Plaul

Bilder vom Einsatz am Mittwoch

Bilder vom Einsatz in der Heide

Seit dem frühen Mittwochmorgen sind wieder 50 Feuerwehrleute mit einem Dutzend Tanklöschfahrzeugen im Einsatz. Sie wollen verhindern, dass sich der Brand weiter ausbreitet. „Wir haben die Lage im Griff“, sagt Revierleiter Krumbiegel. Er ist unterwegs zur Brandstelle drei, der mit der höchsten Einsatzkategorie. Auf der staubtrockenen, mit Heidekraut bewachsenen Fläche stehen die Birken und Kiefern nur spärlich. Der Wind kann den Brand hier immer wieder anfachen. An die Glutnester selbst kommen die Feuerwehren nicht heran. Zu viel Munition liegt noch auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. Deshalb sind auch 15 Mitarbeiter eines Kampfmittelbeseitigungsdienstes vor Ort. Akribisch prüfen sie noch einmal jeden Weg und jede Zufahrt, ehe die Tanklöschfahrzeuge weiterrücken dürfen.

Wässern, Wässern, Wässern

Von den sicheren Wegen aus legen die Feuerwehrleute eine Art Schaumteppich über den Waldboden. Je mehr Wasser und Schaum, desto besser. Wässern, Wässern, Wässern, lautet der Einsatzbefehl. Auf diese Weise versuchen die Kameraden, das Brandgebiet einzugrenzen. Unermüdlich bahnen sich die Löschfahrzeuge ihren Weg in den Wald. Immer einer nach dem anderen. „Das ist unsere einzige Chance“, sagt Einsatzleiter Torsten Peter. Er hat den Einsatzstab auf einer Wiese am Ortsrand von Zeisholz postiert, gleich an den Fischzuchtteichen. „Das Gute ist, dass es hier gleich so viel Wasser in der Nähe gibt“, sagt der Mann mit der leuchtend gelben Einsatzleiter-Weste. „Das macht es einfacher.“ Er kann auch die Bürgermeisterin beruhigen. Elke Röthig hat an ihrem Schreibtisch alles stehen und liegen gelassen, als sie gehört hat, dass es wieder brennt. Brandstelle drei liegt nur 700 Meter von der Ortschaft entfernt. In Gedanken, sagt die Bürgermeisterin, hat sie schon den Evakuierungsplan für die Anwohner fertig. Aber so weit soll es nicht kommen, versichert ihr Torsten Peter. Der Einsatzleiter hat gerade einen Hubschrauber der Bundeswehr angefordert, der aus der Luft beim Löschen helfen soll.

An der Landkarte, die er an die Tür eines Einsatzfahrzeugs gepinnt hat, erklärt er der Bürgermeisterin das Vorgehen. Brandstelle zwei, die in einem Moorgebiet liegt, könnte auch noch mal gefährlich werden. Weil der trockene Moorboden unter der Oberfläche weiter brennt. Und auch zur Brandstelle eins hat er vorsichtshalber noch mal Beobachter geschickt.

Wind soll weiter auffrischen

Immer wieder lässt sich der Einsatzleiter die aktuellen Wetterdaten durchsagen. Der Wind soll noch weiter auffrischen. Das könnte noch mal problematisch werden. Wenn es richtig windig wird, könnte der Brand, der bisher nur ein Bodenbrand ist, ungeahnt schnell auf die Baumwipfel übergreifen. Wenn dass passiert, sagt Peter, dann kann es rasend schnell gehen – so wie gerade erst bei Weißwasser. Niemand hier will das hoffen. „Bis jetzt haben wir hier auch riesengroßes Glück gehabt“, sagt der Einsatzleiter. Aber ein Ende ist noch nicht abzusehen.

Revierleiter Krumbiegel fährt zurück zur Einsatzleitung. Unterwegs zieht er eine nüchterne Bilanz: Auch wenn es „nur“ ein Bodenbrand bleiben sollte, werden hier fast 30 Jahre Arbeit der Natur auf einer riesigen Fläche zunichtegemacht sein. Kay Krumbiegel fährt an einem kleinen Waldstück vorbei, auf dem es vor vier Jahren gebrannt hat. Auch dieser Brand war nur ein Bodenbrand. „Und trotzdem war hier nachher alles tot“, sagt der Revierförster. Zwei drei Jahrzehnte, schätzt er, wird es dauern, bis hier wieder der Wald entstanden ist wie vor dem Brand. Die Natur wird es schaffen, ist er sich sicher. Aber es wird dauern.

Eigentlich schlimm, sagt Kaj Krumbiegel. Weil das Feuer in der Königsbrücker Heide an mehreren Stellen gleichzeitig ausgebrochen ist, ermittelt die Polizei wegen Brandstiftung.